Antwerpen gilt als die Diamanten-Stadt schlechthin. Nicht weil sich hier oder in Belgien generell ertragreiche Mienen finden, in denen die Edelsteine abgebaut werden könnten. Das Gegenteil ist der Fall: Handel statt Abbau ist seit der Kolonialzeit und der damit verbundenen, systematischen Ausbeutung ferner Länder ein Grund, warum die belgische Stadt so bedeutend für das Diamantengeschäft ist - sie war es gefühlt schon immer. Zudem zählt der Hafen zu den größten Warenumschlagplätzen Europas. Das Geschäft mit den Diamanten machte alleine 2018 mit rund 12,7 Milliarden Euro Umsatz fast fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Belgien aus.
Diamond-Town
Heute wird penibel genau darauf geachtet, dass möglichst wenig „Blut" an den seltenen Glitzersteinen klebt. Im Diamantenviertel der Stadt sitzen rund 1.600 Firmen, die sich alle in irgendeiner Weise der Veredelung von Rohlingen oder dem Handel mit Schmuck widmen. Viele von ihnen tun dies erst, wenn eine konfliktfreie Herkunft der Rohstoffe gewährleistet ist - aber wer weiß das schon wirklich? Damit zumindest das Viertel und seine ansässigen Firmen sicher sind, gibt es unzählige Überwachungskameras und sogar ausfahrbare Straßensperren. Ein ganzes Viertel gleicht sozusagen einem Hochsicherheitstrakt.