Erstaunliche Studie

Bargeld bei jungen Menschen absolute Nummer eins

von Nils Matthiesen

Im Laden locker im Vorbeigehen per Handy bezahlen, die Finanzen per App immer im Griff – junge Leute schätzen die Vorzüge digitale Finanzdienste besonders. Oder auch nicht? Eine aktuelle Studie zeichnet auf jeden Fall ein anderes Bild.

Die Deutschen und das Bargeld – das ist eine große Liebe. Mehr als die Hälfte der Bundesbürger kann sich laut einer Bitkom-Studie nicht vorstellen, auf Münzen und Scheine zu verzichten. Und viele zücken immer noch lieber Scheine, anstatt mobil oder mit Karte zu bezahlen. Rund die Hälfte der Transaktionen im deutschen Einzelhandel werden noch mit Bargeld abgewickelt. Vor allem aus Sicherheitsgründen. Viele befürchten, dass Hacker mobile Bezahlverfahren knacken und quasi im Vorbeigehen im Bus oder im Supermarkt Konten leer räumen. Fast genauso groß sind die Bedenken, dass das Handy gestohlen und dann mit Bezahldaten kriminelle Geschäfte getätigt würden.

Auch die Jugend bevorzugt Scheine

Dass Oma und Opa nicht locker das Smartphone zücken und an der Supermarktkasse fancy mit dem Smartphone auschecken, mag vielleicht keine Überraschung sein. Dafür aber umso mehr, dass auch die jungen Leute offenbar am Bargeld hängen. Das ist zumindest eines der Ergebnisse der aktuelle SCHUFA-Studie „W² Jugend-Finanzmonitor“. Demnach orientieren sich Jugendliche und junge Erwachsene am Finanzverhalten der Eltern und das zeigt sich im Schnitt eben eher konservativ.

Bargeld weiter im Trend

Doch der Reihe nach. Laut der Untersuchung nutzen junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren zwar zunehmend häufiger Banking-Apps über ihr Smartphone und sind der Überzeugung, dass sich digitale Bezahlmethoden wie Mobile Payment oder Kryptowährungen in Zukunft durchsetzen. Trotzdem sind Barzahlungen in dieser Gruppe weiterhin sehr verbreitet: So bezahlen die befragten Jugendlichen – immerhin mehr als 1.000 kamen zu Wort – immer noch lieber mit Scheinen und Münzen als mit Kreditkarte oder Smartphone. Konkret: Mehr als sechs von zehn jungen Menschen (63 Prozent) zahlen lieber bar als mit EC- oder Kreditkarte. Und nur ein gutes Drittel (35 Prozent) wünscht sich mehr Möglichkeiten, mit dem Smartphone zu bezahlen. Eine Abschaffung von Bargeld befürwortet gerade einmal jeder vierte Befragte.

Große Skepsis

Ebenfalls eine erstaunliche Erkenntnis der Studie: Das Internet und die zunehmende Verbreitung von Smartphones verändern das Finanzverhalten der Jugendlichen über die Jahre offenbar nur langsam: Weniger als die Hälfte (45 Prozent) nutzt Banking-Apps auf ihren mobilen Geräten. Dennoch sind die jungen Menschen in Deutschland der Überzeugung, dass sich digitale Bezahlmethoden in Zukunft durchsetzen werden (88 Prozent). Begeisterung löse das allerdings nicht aus. Denn – man mag es kaum für möglich halten – die junge Generation hat gegenüber digitalen Zahlungsmitteln einige Vorbehalte.

  • Über die Hälfte der Befragten (52 Prozent) hält digitale Bezahlmöglichkeiten für unsicherer als Bargeldzahlungen.
  • Rund drei Viertel (75 Prozent) meint, dass digitale Bezahlmethoden sie zum Geldausgeben (75 Prozent) verleiten.
  • 74 Prozent befürchten, dass Finanzinstitute Ihr Bezahlverhalten ausschnüffeln.
  • 47 Prozent sind besorgt, dass digitale Bezahlmethoden dazu führen, den Überblick über ihre Finanzen zu verlieren.

Eltern statt Bankberater

Diese zum Teil altmodisch anmutenden Ansichten erklären die Macher der Studie damit, dass sich Jugendliche bei Finanzfragen vorrangig Rat von den Eltern oder andere Familienangehörigen holen (86 Prozent). Bankberater spielen dagegen keine große Rolle (46 Prozent). Guter Rat scheint auch dringend nötig, schließlich halten sich die meisten junge Menschen nicht für Finanzgenies. Lediglich sieben Prozent der zwischen 16- und 25-Jährigen in Deutschland schätzen ihre Finanzkompetenz als „gut“ oder „sehr gut“ ein, jeder Vierte (26 Prozent) würde seiner Finanzkompetenz das Prädikat „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ausstellen. Entsprechend sei der Wunsch nach mehr Angeboten im Bereich der Finanzbildung groß.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.