Urlaub auf der Raumstation

Die NASA lässt ein Start-up Touristen-Wohnmodule für die ISS entwickeln

von Moritz Weinstock

So sollen wieder Touristen auf die Internationale Raumstation kommen.

Seit November 2000 ist die Internationale Raumstation ISS permanent von Menschen besetzt. Insgesamt 239 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 19 Ländern waren bisher zu Gast. Mit einer Gesamtzahl von 665 Tagen hält die Amerikanerin Peggy Whitson den Rekord an verbrachten Tagen auf der Forschungsstation.

Bishers sind die Reisen überwiegend top-ausgebildeten Raumfahrern vorbehalten, denn der finanzielle Aufwand ist so groß, dass die Geldgeber einen entsprechenden Gegenwert verlangen. Und der liegt noch immer in der Durchführung wissenschaftlicher Experimente und stundenlanger Reparatur- und Wartungsarbeiten. Fotos schießen, Schwerelosigkeit genießen und Instagram-Stories verbreiten sind Beiwerk und nicht Zweck der Reisen.

Touristen auf der Raumstation

Doch mit dem Einstieg privater Unternehmen in die Raumfahrt, erwächst wieder das Interesse wohlhabender Menschen, ein paar Tage im All und auf der ISS zu verbringen. Die Idee dahinter ist nicht neu. Insgesamt sieben Personen waren bisher als Touristen auf der ISS. Eine der bekanntesten war wohl die Iranerin Anousheh Ansari, die im Jahr 2006 mehr als 10 Tage auf der ISS zu Gast war und dafür rund 16 Millionen US-Dollar zahlte.

Am Tag des Fluges gingen wir zum Pad, setzten uns auf unsere Sitze, starteten und beschleunigten nach oben… und dann schalteten die Triebwerke ab und wir befanden uns in der Umlaufbahn. Als ich meine Sicherheitsgurte öffnete, schwebte ich zum Bullauge in der Kapsel und sah die Erde zum ersten Mal aus dem Weltraum. Ich spürte die Wärme und Energie des Lebens, die von der Erde ausging, und war überwältigt von Emotionen.

Anousheh Ansari, Unternehmerin und Weltraumtouristin

Nun plant die NASA in Zusammenarbeit mit Axiom Space sogar eigene Module für Touristen an der ISS anzudocken. Dabei geht es nicht nur um die Etablierung einer neuen Form des Abenteuer-Tourismus. Vielmehr könnten künftige Aufenthalte von Touristen jede Menge Geld in die Kassen internationaler Raumfahrtprogramme spielen, womit sich im Umkehrschluss neue Projekte finanzieren ließen.

Alte Träume, neue Ziele

Dank neuer Milliarden, die US-Präsident Donald Trump der NASA zugesagt hat, verfolgt die Raumfahrtbehörde zudem noch andere Ziele. Zum Beispiel bis zum Jahr 2024 wieder Menschen auf den Mond zu bringen – um dort dauerhaft zu bleiben. Auch deshalb muss die ISS weiter ausgebaut werden. Der neue Partner scheint dafür wie gemacht.

Axiom Space wurde 2016 von Michael T. Suffredini gegründet, dem ehemaligen Projektmanager der ISS am Johnson Space Center der NASA. Und auch sonst arbeiten viele ehemalige NASA-Mitarbeiter bei dem vergleichsweise jungen Unternehmen. 2018 heuerte zudem der Designer Philipp Starck bei Axiom an und entwirft seitdem die Raumkapseln der Zukunft.

Eigene Kapseln, eigene Raumstation?

Erst kürzlich wurde die Betriebszeit der ISS verlängert. Doch mit jedem weiterem Tag im All fallen neue Reparaturarbeiten an. Irgendwann, das ist klar, wird es für sie zu Ende gehen. Auch deshalb entwickelt Axiom seine Module derart, dass sie sich später zu einer eigenständigen Raum- und Forschungsstation zusammenbauen lassen.

Vielleicht werden also in naher Zukunft mehrere Laboratorien und Hotels über unseren Nachthimmel düsen. Schade nur, dass es auch dann noch ein Traum für die Mehrheit der Menschen bleibt, denn wirklich bezahlbar wird ein Urlaub im All auch in 50 Jahren nicht sein.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.