Siegel mit 7 Siegeln

Warum du Amazon’s Choice nicht vertrauen solltest

von Nils Matthiesen

Amazon will seinen Kunden mehr Orientierung im Shopping-Dschungel geben und hebt bestimmte Produkte mit einem eigenen Siegel hervor. Verlassen solltest du dich auf die Kennzeichnungen jedoch nicht.

Egal, was du bei Amazon suchst – fast immer landet in der Trefferliste ein Artikel mit dem Amazon’s Choice-Logo. Es soll besonders gut bewertete Produkte mit günstigem Preis und schnellem Versand kennzeichnen. ZASTER erklärt dir, was wirklich dahintersteckt.

Amazon’s Choice: Ein Siegel mit schwammigen Kriterien

Amazon selbst hält sich extrem bedeckt, wie es seine „Choice“ denn nun trifft. Ob ein Algorithmus oder Personen das Logo verleihen, ob es sich kaufen lässt oder wie oft es in den verschiedenen Produktgruppen vergeben wird, darüber hüllt sich Amazon in Schweigen. Anfragen von ZASTER und anderen Redaktionen werden immer wieder mit der gleichen Antwort abgebügelt, die auch auf amazon.de zu finden ist: „Amazon’s Choice empfiehlt ausgezeichnet bewertete Produkte mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, die sofort versandfertig sind.“ Immerhin hat Amazon BuzzFeed mitgeteilt, dass sowohl Menschen als auch Roboter in die Auswahl involviert sind. Eine Sprecherin von Amazon Deutschland sagte gegenüber der Welt außerdem: „Amazon’s Choice ist unsere Produktauswahl, von der wir glauben, dass sie Kunden gefallen könnte.“ Aber wie funktioniert das Prinzip nun wirklich?

Amazon’s Choice: Empfehlungen für Schrott

Anfang des vergangenen Jahres bemerkte Reviewed.com, dass Amazon das Siegel offenbar aufgrund bestimmter Algorithmen vergibt, etwa wenn ein Artikel besonders niedrige Rückgabequoten und hohe Bewertungen aufweist und bei Kunden gut ankommt. Als echte Kaufempfehlung taugt das Siegel aber offenbar nicht, denn wie BuzzFeed herausbekommen hat und an diversen Beispielen zeigt, werden immer wieder Produkte ausgezeichnet, die sich bei genauerem Hinsehen als absoluter Schrott entpuppen. Darunter sind sogar Produkte mit hohen Sternebewertungen. Buzzfeed fand etwa einen Alkoholtester für 23 Dollar, der offensichtlich positive Rezensionen von ganz anderen Produkten gestohlen hatte, oder ein Kinderthermometer für 20 Dollar, das offensichtlich falsche Temperaturen anzeigt.

Amazon’s Choice garantiert keine niedrigen Preise

Besonders was den Preis angeht, sollten sich Verbraucher nicht von dem Label blenden lassen. Nach einer aktuellen Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW verkaufen die meisten Händler die bei Amazon angebotenen Artikel auch im eigenen Online-Shop – dort aber viel günstiger! Konkret gab es 98 der 100 geprüften Produkte direkt beim Händler im Schnitt um 18 Prozent billiger. Bei den Testprodukten handelte es sich nahezu ausschließlich um von Amazon hervorgehobene Artikel, die entweder mit dem schwarzen Amazon’s Choice-Label oder dem orangefarbenen Bestseller Nr. 1-Logo gekennzeichnet waren.

Fazit

Auf die Empfehlungen von Amazon solltest du keinen großen Wert legen. Die nebulösen Aussagen des Unternehmens lassen darauf schließen, dass es sich bei den Siegeln vorrangig um Marketingmaßnahmen handelt. Wenn du wissen willst, wie es um das Preis-/Leistungsverhältnis von Produkten bestellt ist, zieh besser unabhängige Tests und Preissuchmaschinen zurate.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.