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10 MINUTEN. 3 FRAGEN. 1 THEMA.

Aktien, ETFs oder doch lieber Fonds?

von Alicia Peters

Jetzt geht’s zur Sache!

Nach den ersten Gesprächen mit Carola Ferstl hat ZASTER-Autorin Alicia Peters Blut geleckt und möchte nun erfahren: Welche Definitionen stecken hinter den gängigsten Finanz-Begriffen? Gibt es eine bestimmte Anlageform, die sich als frisch gebackene Privatanlegerin besonders eignet? Inwiefern beeinflusst die sich ändernde Corona-Situation die Geschehnisse an der Börse und was hat das mit dem Kauf von Aktien zu tun?

1. In deinem Buch beschreibst du, dass zu Beginn deiner Karriere einige Geldbegriffe für dich selbst noch schwer zu fassen waren und du dir während der Moderation der ntv Telebörse einzelne Fachbegriffe in kurzen Sätzen zum eigenen Verständnis zusammengefasst hast. Magst du das für mich auch einmal machen? Und zwar mit folgenden Begriffen: Aktien, Fonds, ETFs.

Aktien. Das sind Anteile an einer Firma. Man hat also Rechte und Pflichten wie ein Miteigentümer. Das ist das Schöne. Es sind aber kleine Anteile. Man wird zum Beispiel ein Millionstel Anteilchen Anteilseigner an Amazon oder Apple oder irgendeinem anderen Unternehmen, das einem gut gefällt.

Das Thema Fonds ist ganz wichtig. Fonds gibt es in allen möglichen Ausprägungen. Einen Fonds kann man sich vorstellen wie einen Korb und in diesem Korb sind verschiedene Dinge drin. Es gibt zum Beispiel Aktienfonds. Da hat man einen Korb voll mit Aktien von verschiedenen Unternehmen. Es ist eine sehr gute Anlagestrategie, wenn man einen solchen Korb kauft, weil man sein Geld an der Börse immer gut aufteilen sollte. Das Beste ist es, sein Geld eben nicht in eine Aktie zu stecken, sondern viele kleine Anteile zu haben und das macht der Fonds. Er beinhaltet verschiedene Aktien. Man setzt also nicht sein ganzes Geld auf eine Karte, sondern hat gleich mehrere Aktien mit einem Fondsanteil, den man kaufen kann.

Die Exchange Traded Funds, also ETFs, sind börsengehandelte Fonds. Funktioniert im Grunde genauso, aber diese bilden einen Index nach. Index – den Begriff müssen wir auch noch kurz klären: Ein Index ist eine Zusammenstellung von verschiedenen Aktien und Unternehmen. Es gibt als Beispiel den DAX, da sind die größten deutschen Unternehmen drin. Im Moment sind es noch 30, bald sollen es 40 Unternehmen sein. Und wenn man einen Korb nur mit DAX Unternehmen kauft, dann ist das ein ETF auf den DAX, also auf diesen Index. Beim börsengehandelten Fonds ändert sich für den Käufer nicht wahnsinnig viel, aber er ist von den Kosten her ein bisschen günstiger. Man muss bei ETFs oder Index Fonds allerdings so ein bisschen gucken – die reagieren dann eben auch immer 1:1 wie der Markt. Es gibt keinen Fondsmanager, der darauf aufpasst. Der Index bewegt sich rauf und runter und genauso dann eben auch der ETF.

Der Unterschied zwischen einem Aktienfonds und einem ETF, einem börsengehandelten Fonds, ist also der, dass es bei ETFs niemanden gibt, der sich kümmert. Bei einem Fonds, einem Publikumsfonds, gibt es einen sogenannten Fondsmanager. Der kann in schwierigen Situationen reagieren, Aktien verkaufen, Cashpositionen halten… Der managt quasi das Geld in diesem Fonds, wohingegen ein passiver Fonds sich so bewegt wie die Börse. Wenn es mal ne Zeit lang abwärts geht, würde sich niemand bei einem passiven Fonds darum kümmern, dass die Aktien verkauft werden. Wenn man beim Kauf von Aktien große Angst vor Schwankungen hat, würde ich einen aktiv gemanagten Fonds empfehlen.

Das führt mich direkt zu meiner zweiten Frage: Welche Geldanlageform kannst du mir persönlich empfehlen? Verfolgst du da eine bestimmte Strategie?

Ich kann erstmal ganz sicher empfehlen, dass man sich überhaupt mit dem Thema Geldanlage beschäftigen sollte. Wenn man das schon tut, was du ja jetzt gerade machst, dann kann ich dir nur Aktien wärmstens ans Herz legen. Denn Aktien sind ja, wie gerade schon gesagt, Anteile an einer Firma. Inzwischen ist es ja so, dass du bei der Bank keine Zinsen mehr bekommst und das ist für dein Geld eigentlich das Schlechteste, was passieren kann – so wächst es nicht mehr. Aber wenn man in Firmen investiert, geht man davon aus, dass die Firma mit der Zeit erfolgreich wirtschaftet und dass dann nicht nur der Wert der Firma steigt, sondern eben auch der Wert der Aktie. Insofern bist du als Miteigentümerin an dem Erfolg des Unternehmens beteiligt. Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, man sollte die richtigen Aktien aussuchen. Dass man nicht auf die setzt, wo die Firmen schlecht wirtschaften und der Aktienkurs der Firmen und ihr Aktienwert sinken.

Das leitet eigentlich auch schon ein bisschen über zu meiner letzten Frage für heute: Corona hat die Geschehnisse an der Börse stark beeinflusst. Nun neigt sich die Pandemie allmählich dem Ende zu. Hast du einen Tipp, in welche Aktien ich als Privatanlegerin jetzt noch schnell investieren sollte oder in welche vielleicht auch gerade nicht mehr?

Das ist jetzt natürlich so eine Frage… Als frische Privatanlegerin würde ich dir zunächst empfehlen, nicht in Einzelaktien zu investieren, sondern dich auf Fonds zu konzentrieren oder eben ETFs, wenn du sagst, du möchtest dich an einem Index orientieren. Wenn man sich dann ein bisschen mehr mit dem Thema beschäftigt, kann man sich natürlich auch einzelne Aktien anschauen. Da ist es so, dass man sich einfach immer überlegen muss: Was passiert im echten Leben? Und dann kann man eigentlich auch schon ableiten, was auch mit den Aktien passiert. Das Ganze hat aber einen gewissen Vorlauf, das muss man wissen.

Nach der Corona-Pandemie werden die Leute alle wieder reisen. Das ist ja vielleicht etwas, das jedem klar ist. Also viele Leute werden reisen und die Reiseindustrie wird sich von Corona hoffentlich wieder erholen. Dann könnte man an dieser Stelle sagen: „Ok, guck dir mal Reiseunternehmen an.“ Aber, das Ganze wird natürlich an der Börse immer schon früher verarbeitet. Es heißt da so schön: „Die Corona-Pandemie ist an der Börse schon vorbei.“ Das war also schon eher vor ein paar Monaten, dass man die Reiseaktien wiederentdeckt hat.

Wo man vielleicht auch eher sagt „Aha, die Aktien sind doch schon sehr gut gelaufen“, das sind diese Anbieter wie Zoom oder von Softwares und all diesen Lösungen, die wir in den letzten Monaten gebraucht und genutzt haben. Da war ja auch eine große Euphorie drin. Als man die Zahlen hörte, wie viel mehr Leute jetzt also Videotelefonie nutzen und sowieso die ganze Technologie, da sind die Aktien gestiegen. Hier müsste man sich überlegen, ob da vielleicht jetzt auch mit Abebben der Pandemie so ein bisschen die Luft raus ist. „Aha, die haben die gute Zeit hinter sich und jetzt wollen die Leute auch mal wieder etwas anderes tun und die Zahlen werden nicht weiter so steigen wie in der Pandemie.“ Das heißt, du solltest immer so ein bisschen überlegen, was du im täglichen Leben hörst und liest und das Ganze kannst du dann wunderbar übertragen an die Börse.

Mein Vorschlag: Wenn man sich an Einzelaktien interessiert, sollte man einen Chart und den Aktienkurs anschauen. Das gibt es alles ganz einfach im Internet. Und dann sollte man sich ein kleines Musterdepot anlegen und sich diese einzelne Aktie, die man als Anlageidee ausgewählt hat, erstmal ein paar Tage und Wochen anschauen. Also prüfen, ob man mit seiner Idee richtig liegt. Eigentlich hat jede Bank in ihrem Depot auch Musterdepot-Möglichkeiten. Also ich nutze das immer bei meiner Bank, deswegen habe ich da keine App, aber es gibt bestimmt ganz viele weitere Apps für ein Musterdepot. Da musst du mal schauen.

Noch einmal kurz wichtig: Wenn ein Freund oder eine Freundin sagt „Da musst du dabei sein“, solltest du bloß nicht überstürzt einsteigen. Ich empfehle, eine Aktie, auch wenn man sie noch so spannend findet, wirklich erstmal ins Musterdepot reinzulegen. Einzelwerte, kann ich nur sagen, das ist schon die höhere Kunst. Das würde ich für den Anfang eher nicht empfehlen. Wer sich zum ersten Mal mit dem Thema auseinandersetzt, wird irre. Vor allem wenn das auch noch beweglichere Aktien sind, die gewisse Schwankungen haben. Da wird man echt nervös. Deswegen rate ich dir für den Anfang, auf einen Fonds zu setzen und einen Sparplan anzulegen… Aber das machen wir alles der Reihe nach. Das brauchen wir heute nicht besprechen.

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.