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FINANZWISSEN

Aktien 2023: Geht es weiter runter?

von Nils Matthiesen

Nicht nur aktientechnisch war 2022 kritisch – die Kurse gingen durch die Bank nach unten. Wo aber geht die Reise im neuen Jahr hin?

Das Jahr 2022 wird uns sicher nicht in besonders positiver Erinnerung bleiben. Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise, Klimawandel – und auch an der Börse gab es wenig zu feiern. So verbuchten sowohl der DAX als auch der Dow Jones im Jahresverlauf mehr als 10 Prozent Verluste. Beim breiten gefassten S&P 500 sieht es sogar noch düsterer aus. Sofern kein Weihnachtswunder geschieht, werden die Rückschläge fortbestehen. Bleibt es beim aktuellen Stand, wäre es das 12. Mal in den letzten 95 Jahren, dass die Verluste so hoch ausfallen. So ein Abschwung geschieht also verhältnismäßig selten, ist aber auch kein vollkommen ungewöhnliches Phänomen. Aber wie stehen die Chancen, dass die Börsen im Folgejahr eines Abschwungs erneut fallen?  

Börsengeschichte: Zwei schlechte Jahre in Folge die Ausnahme

Das kann zwar niemand in Ermangelung einer funktionierenden Glaskugel genau vorhersagen, aber man kann einen Blick in die Geschichtsbücher werfen. Wie sieht es da aus? 

Seit 1928 ist der S&P 500 in etwa 55 Prozent der Fälle nach einem Jahr, das mit einem Gewinn vorausging, gestiegen. Das ergibt Sinn, angesichts der Tatsache, dass der Markt im Durchschnitt in drei von vier Jahren steigt.

Erstaunlich: In 18 Prozent der Fälle war der Aktienmarkt nach einem Aufwärtsjahr rückläufig. In 18 Prozent der Fälle lag er nach einem Jahr mit rückläufiger Entwicklung im Plus.

Aber: In nur neun Prozent der Fälle lagen die Aktien in einem Jahr im Minus und im darauf folgenden Jahr ebenfalls. Ergo kommt es nur äußerst selten zu aufeinanderfolgenden Verlusten.

Es gibt allerdings Ausnahmen, bei denen sich Verlustjahr an Verlustjahr reiht. So verzeichneten die US-Börsen von 1929 bis 1932 vier Jahre in Folge Verluste. Zwischen 1939 und 1941 war der Markt drei Jahre in Folge rückläufig und von Perioden extremer Umstände geprägt: Nach dem schrecklichen Markteinbruch während der Weltwirtschaftskrise 1929, bei dem der Markt um 85 Prozent fiel, gab es 1937 während des zweiten Weltkriegs, also nicht einmal zehn Jahre später, einen weiteren Absturz um rund 50 Prozent. Danach war erst einmal Ruhe. Erst mehr als 30 Jahre später der nächste mehrjährige Einbruch (zwei Jahre) im Jahr 1973. Auslöser war die Ölkrise, die die Rohstoffpreise extrem anstiegen lies und so die Weltwirtschaft in den Abgrund riss. Das letzte Mal, dass der Aktienmarkt eine Reihe von mehreren schlechten Jahren verzeichnete, war als die Dotcom-Blase platzte.

Aktien 2023: Wieder Verluste?

Aus psychologischer Sicht ist ein lang anhaltender Abschwung wahrscheinlich schwerer zu verkraften als ein kurzer schwerer Crash, wie der 2020, ausgelöst durch Corona. Wahrscheinlich fändest es auch du angenehmer, wenn wir beispielsweise dieses Jahr mit einem Minus von 30 Prozent abschließen und im nächsten Jahr dann wieder voll durchstarten. Besser zumindest, also ein Jahr mit einem Minus von 15 Prozent im Jahr 2022 und ein weiteres mit einem Minus von 15 Prozent 2023 zu ertragen. Die gute Nachricht: Bis jetzt ist es immer irgendwann wieder aufwärts gegangen.

Das Problem mit Voraussagen

Auf Analysen von Banken und anderen Experten, wie es 2023 an der Börse läuft, solltest du dich allerdings nicht verlassen. Denn der wichtigste Faktor lässt sich auch mit Supercomputern nicht kalkulieren: Der Mensch. Selbst die schnellsten Rechner der Welt können nicht prognostizieren, ob Politiker oder Firmenbosse irrationale Entscheidungen treffen oder welche Preise Anleger bereit sind, für Wertpapiere zu zahlen. Emotionen lassen sich nicht berechnen. Mache dir bewusst, dass du als Besitzer von Aktien oder entsprechenden Produkten wie Fonds oder ETFs immer wieder schwere Zeiten durchmachen wirst. 

Halte dich an die Grundregeln: Du solltest kein Geld in Aktien, Fonds und ETFs investieren, wenn a) du auf das Geld angewiesen bist und b) es in absehbarer Zeit wieder brauchst. Andersherum: Wenn du Aktien (ETFS, Aktienfonds etc.) kaufst, solltet du mindestens zehn bis 15 Jahre Zeit mitbringen und das angelegte Kapital bis dahin nicht benötigen. Mit dieser Strategie bist du nahezu immer auf der sicheren Seite, zeigt die Börsengeschichte. Selbst absolute Börsenbeben wie die Finanzkrise von 2008 waren nach wenigen Jahren wieder vergessen.

Fazit

Niemand weiß genau, was nächstes Jahr mit deinen Aktien passieren wird. Aus historischer Sicht, stehen die Chancen gut, dass nächstes Jahr wieder ein gutes Jahr für die Finanzmärkte sein könnte. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass die Börsen eine Handvoll schlechter Jahre hintereinander erleben. Es geht immer auf und ab – aber meistens auf. 

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ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.