EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Abgespaced: Science-Fiction an der Börse

von Marcus Lucas

Unseren Kolumnisten erinnert die derzeitige Stimmung an den Finanzmärkten an einschlägige Science-Fiction-Klassiker. Möge die Macht mit uns sein!

Spaceballs an der Wall Street

Kennen Sie noch den Mel Brooks-Filmklassiker „Spaceballs“ aus den 80er Jahren? In der Star Wars-Persiflage versucht Lord Helmchen Prinzessin Vespa zu entführen. Die Filmkomödie ist so herrlich überzeichnet, dass der albernste Slapstick unterhaltsam ist. So ähnlich geht es mir derzeit, wenn ich die Akteure an der Wall Street beobachte. Der neue Aktienhype legt immer noch eine kuriose Facette drauf. Und genau wie im Film, glauben vor allem die neuen Aktienhelden, dass dies die ungetrübte Realität ist. Da werden die kleinsten Pennystock-Buden in Chatgruppen hochgejubelt, Kleinstaktionäre zocken auf Trading-Plattformen mit enormen Hebeln und inzwischen sieht man Rekordhöchststände bei Wertpapierkrediten. Da steigen unbekannte Aktien ins Unermessliche, weil sie verwechselt werden, nach Tweet-Nachrichten eines stadtbekannten Visionärs. Da drängen noch und nöcher neue Firmen aufs Parkett und SPACs (sogenannte Special-Purpose Acquisition Companies, also Akquisitionszweckunternehmen im Börsenmantel) explodieren förmlich. Alles geht einher mit einem massiven Anstieg des Handelsvolumens an der Nasdaq & Co. Irgendwie fühle ich mich dabei wie im falschen Film. Aber: Es ist unterhaltsam und der Streifen hat gerade erst begonnen, weshalb man die lustigsten Szenen gerne benennen kann, aber weiß, dass es in Persiflagen immer noch kurioser und noch abgedrehter wird. Apropos abgedreht: Noch läuft der Film und deshalb haben alle gut Lachen. Das Ende noch nicht in Sicht.

Guardians of the Galaxy in Deutschland

Der Wettlauf um die Eroberung des Weltalls hat inzwischen auch die Börsen erreicht. Egal ob Elon Musk mit Space X, Richard Branson mit Virgin Galactic oder Jeff Bezos mit Blue Origin. Die neuen Wächter der Galaxie liefern sich eine Material- und Monetenschlacht, um in die neuen Frontier Märkte vorzudringen. Der Krieg der Sterne hat seit dieser Woche eine neue Dimension. Fast unbemerkt hat das Space X Tochterunternehmen Starlink bereits 1000 Satelliten im Weltall positioniert, um künftig flächendeckendes globales Internet aus dem Weltall anzubieten. Betatests laufen schon in den USA, und weltweit werden Tochterunternehmen gegründet. So diese Woche in Deutschland mit der Starlink Germany GmbH. Und Telekom-Chef Timotheus Höttges verhandelt bereits mit dem Starlink-Ableger. Kleines Bonmot am Rande: Der Chef von Starlink Deutschland ist David J. Anderman. Kennen Sie nicht? Er war der frühere Geschäftsführer von Lucas Film, der Produktionsfirma der Star Wars-Filme. Und wenn Sie auch Interesse haben, aus Fiktion Realität werden zu lassen, dann können Sie seit dieser Woche mit dem ARK Space Exploration ETF einen Indexfonds auf Raumfahrtaktien erwerben.

Das Goldimperium schlägt zurück

Wer 2020 in Gold investierte, der konnte von der Krise profitieren. Wer allerdings in Goldminenaktien investierte, der konnte sich noch mehr freuen. Warren Buffett hat es getan, und immer mehr Investoren entdecken diese unterbewertete Anlageklasse. Zu Recht, wie ich finde. Denn die Aktien der Minenbetreiber haben jahrelang gelitten, haben jetzt den Turnaround und werden bald richtig durchstarten. Und hier sind die Gründe dafür: Eine gigantische Entschuldung hat stattgefunden, der free Cash Flow ist inzwischen gewaltig. Das erste Mal seit 25 Jahren haben Goldminenbetreiber höhere frei verfügbare Cash Flows als Tech-Unternehmen. Der aktuelle Goldpreisrücksetzer bietet ideale Einstiegschancen. Und wenn ich mich zwischen Silber- und Goldminenbetreiber entscheiden müsste, dann würde ich auf den Goldstandard setzen, denn das Gold–Silber-ratio ist so attraktiv wie lange nicht. Das Imperium schlägt zurück. Möge die Macht mit Ihnen sein, daran teilzuhaben.

Ihr Volker Schilling

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ein Artikel von
Marcus Lucas