Sich die Hände schmutzig machen
Nur wer etwas anpackt, kann sich die Hände auch schmutzig machen. Ob das auch für René Benko gilt, der diese Woche in einem ersten von 14 Prozessen zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich schlägt er ob dieses Urteils die Hände über dem Kopf zusammen und merkt dann erst, dass er seine unsauberen Hände in Handschellen statt im Spiel hat. An der Wall Street hieß es diese Woche: Ärmel hochkrempeln und die Hände nicht in den Schoß legen. Die US-Banken haben Einblicke aus erster Hand gegeben und geliefert: saubere Bilanzen und sich gewaschene Quartalszahlen. JP Morgan, Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America und Wells Fargo meldeten allesamt glänzende Ergebnisse: zweistellige Gewinnsteigerungen, robuste Kreditnachfrage, sprudelnde Zinsmargen und glänzende Wertpapiergeschäfte. Anleger greifen mit beiden Händen in die Vollen und schieben die Aktienkurse der Banken an. Währenddessen hat sich US-Notenbankchef Jerome Powell dazu entschlossen, der Notenbank wieder freie Hand beim Ankauf von Staatsanleihen zu lassen. Die Bilanzverkürzung erklärt er für beendet und ist damit bereit, sich für die Zinsstabilität von US-Staatsanleihen wieder die Hände schmutzig zu machen. Der US-Aktienmarkt reibt sich die Hände und schüttelt mühelos neue Höchststände aus dem Handgelenk.
Die Hände in Unschuld waschen
Während die Anleger ihren Erfolg in die Hand nehmen, hat der Internationale Währungsfonds diese Woche seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft aus der Hand gegeben. Das globale Wirtschaftswachstum für 2025 sieht er bei 3,2 %, während er Deutschland lediglich 0,2 % Wachstum in die Hand drückte. Handfeste Beweise unseres Versagens, die Wirtschaft endlich wieder handlungsfähig zu machen. Die Regierungsverantwortlichen waschen ihre Hände weiter in Unschuld und beschäftigen sich mit Losverfahren statt mit Loslegverfahren. Ab jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, die Politik sollte das Interesse an der Wirtschaft nicht aus der Hand geben und schnellstmöglichst Hand anlegen, um wieder für Wachstum zu sorgen. Wie wäre es mal, unsere Beziehung zu China in die Hand zu nehmen?
Dazu habe ich in der aktuellen Ausgabe des Finance Fight Club bei Börse TV mit Hand und Fuß gestritten: Neuer Handelskrieg oder Neuanfang? Der Westen im Wirtschaftsdilemma mit China. China nimmt diese Woche gefährliche Waffen in die Hand: Sojabohnen und Seltene Erden. Trump greift mit beiden Händen zum Äußersten: Speiseöl! Der Hand-elskrieg eskaliert. Die Börsianer lässt das kalt, denn sie glauben, dass sich China und die USA am Ende die Hand geben.
Eine Hand wäscht die andere
Wie gut das gegenseitige Händewaschen funktioniert, sehen Anleger gerade in der KI-Branche. Dort schiebt man sich gegenseitig mit vollen Händen die Aufträge zu. Und mit wachsendem Reichtum profitiert auch eine weitere Branche: die der Luxusgüter. LVMH vermeldete diese Woche fantastische Zahlen. Der Mode- und Luxuskonzern zeigt Stärke in vielen Regionen, und die Aktie spring zweistellig hoch. Wieder mehr Menschen schmücken ihre Handgelenke mit Goldschmuck. Apropos, keiner möchte sein Gold aus der Hand geben bei diesem rasanten Anstieg des Goldpreises. Jede Woche neue Höchststände und Goldminenaktien schießen Hand in Hand mit in die Höhe. Geht es weiter bis zum Jahresende?
Dies erfahren Sie von mir aus erster Hand in meinem Interview für comdirect: „Jahresendrally: Die Ampel steht auf grün.“ Ich verabschiede mich jetzt in einen vierzehntägigen Urlaub zu den „Händen der Götter, die das Goldband des Himmels halten“, wie passend. Während ich also auf Händen getragen werde, denke Sie bitte daran, dass am 15. Oktober der „Internationale Hände-Waschtag“ war. Bleiben Sie sauber.
Ihr Volker Schilling