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DEIN ZASTERTIPP

Ist der Schweizer Franken ein sicherer Hafen?

von Anton Voglmaier

Letzte Woche hat der Schweizer Franken wieder die Parität mit dem Euro erreicht, d.h. wir mussten 1 Euro für einen Franken bezahlen und damit so viel wie zuletzt im Jahr 2015. Wegen des völkerrechtswidrigen Angriffs des Kreml auf die Ukraine flüchten also viele Anleger in die Schweizer Währung. Was spricht für den Franken?

Zunächst einmal zeichnet sich die Schweiz durch einen seit weit über 100 Jahren stabilen Staat aus: stabile demokratische Verhältnisse, verbunden mit einem hervorragenden Rechtsstaat. Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich durch äußerst wettbewerbsfähige KMUs, aber auch Großunternehmen aus. Dies zeigt sich auch an den Leistungsbilanzüberschüssen der Schweiz, die selbst während der Corona-Krise nur im vierten Quartal 2020 negativ waren (siehe Grafik).

Mit anderen Worten: Die von Schweizer Unternehmen angebotenen Waren und Dienstleistungen sind weltweit gefragt. Auch der immer festere Schweizer Franken bedeutet nicht, dass Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen nicht mehr im Ausland verkaufen können, weil sie zu teuer werden.

Ein weiteres Argument für den Schweizer Franken ist die niedrige Staatsverschuldung der Schweiz, die im Jahr 2020 bei 27,8% (!) des BIP liegt (siehe Grafik).



Es ist also alles paletti?

Meiner Meinung nach gibt es eine Gefahr für den Schweizer Staat und seine Währung, und das sind die beiden Großbanken. Wenn einer dieser beiden Kolosse in Schwierigkeiten gerät und der Schweizer Staat gezwungen ist, die Schulden der Bank zu übernehmen, könnte es mit den stabilen Verhältnissen schnell vorbei sein und die Schuldenkrise Irlands im Jahr 2008 – dort hatte die irische Regierung die einheimischen Banken mit Hilfen in Milliardenhöhe vor dem Zusammenbruch gerettet – ein Menetekel für die Schweiz sein.

Hoffentlich nicht, denn dann wäre der Schweizer Franken kein sicherer Hafen mehr!

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Anton Voglmaier ist Geschäftsführer der Deutschen Fondsgesellschaft und Mitglied im Anlageausschuss "Der Zukunftsfonds". Er blickt auf jahrzehntelange Erfahrung an den Kapitalmärkten zurück.