Mehr Genuss schon ab 100 Euro

So lagerst Du Weine optimal

von Nils Matthiesen

Ob ein Wein gut bleibt, oder ob er noch besser wird, hängt von der Lagerung ab. Weinschränke bieten dafür optimale Bedingungen.

Kennst du das? Plötzlich mundet der Wein, den du vor dem Kauf noch verköstigt und für exzellent befunden hast, überhaupt nicht mehr. Statt nach roten Beeren und Cassis schmeckt etwa ein guter Cabernet Sauvignon auf einmal schal und irgendwie ranzig. Was ist passiert? Die wahrscheinlichste vieler möglicher Ursachen: falsche Lagerung.

Wein ist ein sensibles Genussmittel und sehr empfindlich. Genau wie die Herstellung des Rebensaftes ist seine Lagerung eine Wissenschaft für sich. Bei der Aufbewahrung in Haus oder Wohnung spielen Faktoren wie Licht, bauliche Substanz und Luftzirkulation eine wichtige Rolle. Denn jeder Wein benötigt, abhängig von Alter, Rebsorte und Herkunft, eine eigene Lagertemperatur. Ist sie beispielsweise zu hoch, verflüchtigt sich ein Teil der im Wein gebundenen Kohlensäure und damit auch die Aromastoffe. Darüber hinaus beschleunigt sich der Alterungsprozess und der Wein erhält eine oxidative Note: Sein Geschmack verändert sich deutlich. Zu niedrige Temperaturen begünstigen dagegen, dass die Weinsäuren ausfallen. Diese lagern sich dann in Kristallen am Boden ab. Noch kniffliger wird die Lagerung, wenn auch noch Weiß- und Rotwein im gleichen Raum aufbewahrt werden sollen. Zu verschieden sind die Bedürfnisse. Alle in einem Lager unter einen Hut zu bringen, ist nahezu unmöglich. Es hilft übrigens auch nicht, einen zweiten Kühlschrank für die Weißwein-Lagerung zu installieren. Der Grund: In einem Kühlraum schwankt die Luftfeuchtigkeit und es herrscht – mit leichten Unterschieden – die gleiche, ungenaue Temperatur. Dies führt dazu, dass der atmungsaktive Korken schrumpft, der Wein auf Dauer verdirbt und er nicht optimal temperiert wird. Zudem rüttelt der Kompressor des Kühlschranks am empfindlichen Wein – die Vibrationen wirbeln die Gerbstoffe auf, der Geschmack des Weins nimmt Schaden.

Weinliebhaber-Lösung Weinkühlschrank

Die Lösung: Ein Weinkühlschrank. Sogenannte Weinschränke versprechen, das kostbare Getränk bestmöglich zu lagern. Sicher brauchst du so ein Gerät nicht unbedingt, wenn du deinen Blanchet aus dem Supermarkt nur ein paar Tage aufbewahren willst. Wer aber ältere Jahrgänge oder gleich mehrere „Große Gewächse“ hortet und den Trinkgenuss maximieren will, sollte die Investition in solch ein Gerät auf jeden Fall erwägen. Weinschränke gibt’s in verschiedenen Ausführungen.

Weintemperierschrank

Diese Geräte kommen dann zum Einsatz, wenn Weine auf ihre jeweilige Trinktemperatur gebracht werden sollen, sie also in naher Zukunft eingeschenkt werden. Besonderen Komfort versprechen beispielsweise sogenannte Vinidor-Weinschränke von Liebherr. Hier lässt sich einerseits für jedes Fach eine auf das Grad genaue, individuelle Temperatur zwischen 5° und 20°C einstellen. Andererseits haben diese Geräte eine dimmbare und zuschaltbare LED-Beleuchtung. Sie leuchten den Innenraum gleichmäßig aus und entwickeln eine sehr geringe Wärme. Gelagerte Weine können so problemlos auch über einen längeren Zeitraum beleuchtet und präsentiert werden. Damit eignen sich die Geräte, die preislich etwa ab 1.500 Euro beginnen, auch für die längerfristige Lagerung von edlen Tropfen.

Weinlagerschrank

Wer Weine lange verwahren will, benötigt einen Weinlagerschrank, auch Weinklimaschrank genannt. In diesen Schränken können Rebensäfte in Ruhe über einen langen Zeitraum bei optimalen Temperaturen reifen. Das ist etwa bei einem hochwertigen Rotwein wichtig: Der Rebensaft wird deutlich wärmer getrunken (etwa 16°C), als er gelagert wird (zwischen 10° und 15°C). Weißwein wird sogar bei einer Temperatur von nur rund 8°C serviert. In diesem Bereich geht es bereits ab 100 Euro los.

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Mit Maßen von gerade einmal 38,5 x 56 x 52,5cm findet der Klarstein Reserva Weinkühlschrank auch in kleinen Nischen Platz. Er bietet Platz für bis zu 12 Flaschen Wein, die sich in zwei Temperaturzonen kühlen lassen. Ein Stromsparwunder ist der Kleine aber nicht (179kWh / Jahr, EEK B). Dafür stimmt der Preis. ©

Kauffaktoren für mehr Genuss

Ob nun Weinlagerschrank oder Weinklimaschrank: Gute Modelle bieten unter anderem eine optimale und saubere Luftqualität. Über einen Aktivkohlefilter ermöglichen Weinschränke Frischluftzufuhr. So sorgen sie dafür, dass Gerüche aller Art entweichen und sich nicht auf den Wein übertragen. Zudem arbeiten die Schränke nahezu ohne Vibrationen. Top-Modelle bieten außerdem verschiedene Lagerungsebenen an.

Beim Kauf solltest du zunächst auf die Temperaturzonen achten. Ein Weinschrank sollte mindestens zwei Temperaturzonen bieten – für Weiß,- und Rotwein. Wer auch Rosé sowie Schaumwein und Champagner lagern will, braucht mindestens einen hochpreisigen 4-Zonen-Schrank. Natürlich nehmen Weinschränke mit vier Etagen auch eine Menge Platz ein. Plane daher im Vorfeld, wie viele Flaschen du in der Regel lagern oder herunterkühlen willst und wo der Schrank stehen soll. In dem Zusammenhang auch wichtig: der Faktor Licht. UV-Strahlung ist schädlich für das Weinaroma. Besser sind daher Weinschränke mit LED-Licht. Die erzeugen einerseits sehr wenig Wärme und geben andererseits kaum schädliche UV-Strahlen ab. Allerdings spielt das nur bei Weinlagerschränken eine Rolle. Weinkühlschränke, die repräsentativ in Wohnzimmer oder Küche kurzfristig Wein lagern, sehen mit atmosphärischer Beleuchtung schöner aus. Sie gleichen ohnehin die geringe Wärme des Lichtes durch ihre Kühlleistung wieder aus. Daraus ergibt sich aber auch ein höherer Energieverbrauch: Genau wie herkömmliche Kühlschränke zählen auch Weinschränke zu den großen Stromverbrauchern im Haushalt. Achte beim Kauf unbedingt auf die Pflichtangabe des Herstellers hinsichtlich der Energieeffizienz. A+++ ist auch hier die sparsamste Variante. Auf dem Label finden Sie zudem Infos, wie viele Weinflaschen hineinpassen. Ebenfalls vermerkt sind Angaben zur maximalen Lautstärke in Dezibel. Die Geräuschentwicklung ist allerdings nur dann wichtig, wenn das Gerät in Wohnzimmer oder Küche stehen soll. Absolut geräuschlos arbeiten aber selbst die Besten nicht.

Fazit

Selbst günstige Weine entfalten ihr Aroma wesentlich besser wenn die Temperatur, die Lichtverhältnisse und die äußeren Umstände stimmen. Für alle, die Ihren Trinkgenuss also maximieren möchten, macht die Anschaffung eines Weinkühlschranks Sinn. Ordentliche Modelle gibt es bereits ab 100 Euro. Entscheide selbst, welche Kriterien für dich wichtig sind (Lautstärke, Licht, Platz). Achte vor allem auf Energieeffizienz, verschiedene Temperaturzonen sowie die Flaschenkapazität.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.