Guter Rat

Fünf Dinge, die ich von meiner fiesen Oma über Geld gelernt habe

von Marcus Schwarze

„Was man hat, das hat man“, das wusste schon Oma. Und die hatte bekanntlich immer recht. Philipp Jessen über Großmutters fünf goldene Geld-Glaubenssätze.

Meine Oma ist tot. Aber bitte kein Mitleid. Ihre Abberufung ist schon sehr lange her. Und besonders nett war sie nicht. Sie war keine gutmütige Großmutter, die ich aus meinen Bilderbüchern kannte. Sie steckte mir nie heimlich einen ihrer klebrig-bunten Quality-Street-Bonbons zu, wenn meine Eltern nicht hinsahen. Sie tröstete mich nicht, wenn ich mir beim Fußball wieder das Knie aufgeschlagen hatte. Und sie verachtete alle meine Freunde.

Stattdessen trug sie Pelz. Beschimpfte jeden Kellner in jedem Restaurant, in das wir gingen, nur um ihm dann kein Trinkgeld geben zu müssen. Wenn uns beim Spazierengehen jemand entgegenschlenderte, der ihr suspekt vorkam (also praktisch jeder), krallte sie sich mit beiden Händen an ihrer Handtasche fest und schoss aus ihren Augen keine Blitze ab – sondern Atombomben.

Aber von einer Sache hatte meine Oma wirklich Ahnung: Geld. Sie wusste, wie man es verdiente. Ausgab. Und gleichzeitig behielt. An ihre Geld-Glaubenssätze erinnere ich mich heute noch. Und das sogar gerne. Mit Omas Regeln möchte ich etwas machen, was meine Großmutter nicht sehr gerne tat: sie teilen. Enjoy.

Wer mit Geld geizt, geizt auch mit Gefühlen.

Für meine Großmutter ein wichtiges Geheimnis jeder romantischen Beziehung mit langfristigem Haltbarkeitsdatum. Liebe drückt sich in vielem aus. Aber auch darin, besonders schöne Geschenke zu machen. Wenn Du glaubst, dass sich die richtige Frau ernsthaft über eine selbstgebastelte Fotocollage freut, kann man Dir nicht mehr helfen. Kaufe für sie immer etwas Gedankenvolles – und etwas viel zu Teures.

Was man hat, das hat man.

Diesen Satz lebte meine Großmutter nicht nur, wenn es um das Anlegen von Geld ging. Sondern auch um Konsum. Auch beim Einkaufen achtete sie immer auf Wertigkeit. Gutes Design war für sie eine gute Investition. Denn es hatte jahrelang Bestand. Und man musste in der nächsten Saison nicht gleich etwas Neues kaufen. Sie sparte durch Luxus. Nicht durch Billigware. Alles, was im Schrank hängen oder auf dem Konto liegen blieb, war gut. Alles andere Müll.

Soll der andere ruhig sehen, was er mir wert ist.

Mein Vater hatte Geburtstag. Und meine Großmutter bat mich, ihr beim Aussuchen eines Geschenks zu helfen. Wir entschieden uns für eine Uhr. Als der Verkäufer das Preisschild, das mit einem grünen Bändchen am Armband befestigt war, abschneiden wollte, wurde meine Oma ungehalten. Was machen sie denn da?! Der Verkäufer erwiderte verunsichert: Ich … ich mache den Preis ab … Oma: Lassen Sie das Preisschild gefälligst dran! Wenn ich so viel Geld für jemanden ausgebe, soll er das auch wissen! Das Gegenteil von Understatement. Aber ich praktiziere es. Bis heute. Mit Erfolg.

Du brauchst „Egal-Geld“ auf der Bank, mein Junge.

Du bist nur richtig gut in Deinem Job, wenn Du ihn nicht nötig hast! Das behauptete meine Oma immer. Um gut und frei im Kopf zu sein, war es ihrer Meinung nach wichtig, zumindest so viel Geld zurückgelegt zu haben, dass man jederzeit seinen Job verlassen und trotzdem ein paar Monate die Miete zahlen konnte. Was soll ich sagen – stimmt!

Es lebt sich leichter, wenn man begreift, dass 90 Prozent der Menschen verrückt sind. Beim Thema Geld sind es 99 Prozent.

Der einzige Punkt, in dem ich meiner Großmutter beim Thema Geld wiedersprechen möchte. Ich glaube, 99 Prozent der Menschen sind verrückt. Zumindest gilt das für die Leute, die ich kenne. Aber 10 Prozent wissen ganz genau, was sie mit ihrem Geld anfangen sollen. Dazu gehörte meine Großmutter.

ein Artikel von
Marcus Schwarze