Wirtschaft verständlich

Was Sie über die Soziale Marktwirtschaft wissen müssen

von Carola Tunk

Nach dem zweiten Weltkrieg war die deutsche Wirtschaft am Ende: Die Deutsche Mark sollte die mit der Inflation dahingeraffte Reichsmark ablösen. Parallel brauchte Deutschland dringend ein neues Wirtschaftssystem, um Produktion und Kaufkraft der Bevölkerung wieder in Gang zu setzen. Der Volkswirtschaftler Alfred Müller-Armack verfasste eine Theorie, die der damalige Wirtschaftsminister und spätere Bundeskanzler Ludwig Erhard umsetzte: Die Soziale Marktwirtschaft ist eine Verschmelzung von Markt und Staat. Der Wettbewerb zwischen den Produzenten und Händlern sollte frei sein, sich aber noch in einem rechtlichen Rahmen abspielen. Bis heute profitiert Deutschland von dem Wirtschaftsmodell.
Die wichtigsten Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft:

1
Schutz vor Kartellen

Die Wirtschaftsteilnehmer dürfen selbst über Preise bestimmen und Gewinne machen – mit Einschränkungen. Ein Konzern darf beispielsweise nicht so übermächtig werden, dass er kaum Konkurrenz hat und die Preise für sein Produkt maßlos in die Höhe treiben kann. (Kartellverbot)

2
Wir sind solidarisch

Alle Bürger sind dazu aufgefordert, eine Leistung zu erbringen – also einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen. Wer keiner Arbeit nachkommen kann, weil er alt oder krank ist, wird von der Gemeinschaft aufgefangen. Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Rente schützen vor wirtschaftlicher Not. Um das zu finanzieren zu können, müssen Angestellte einen Teil von ihrem Lohn an den Staat abgeben, damit andere, die nicht arbeiten können, ebenfalls ständig versorgt sind. (Solidarprinzip)

3
Tarife werden verhandelt

Arbeitgeber und Gewerkschaften handeln Lohn und Arbeitszeit aus. Man spricht hier von der sogenannten Tarifautonomie. Aber: Der Staat schützt die Rechte der Arbeitnehmer, also beispielsweise wieviel Urlaub Ihnen zusteht oder wieviele Stunden Sie arbeiten müssen. Auch der Mindestlohn ist eine staatliche Maßnahme.

4
Gewerkschaften werden geachtet

Die deutsche Wirtschaft ist auch deshalb relativ stabil, weil Arbeitgeber und Gewerkschaften sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Sie sehen sich – in der Regel zumindest – weniger als Gegner denn als Partner. Diese Sozialpartnerschaft beugt Generalstreiks vor, die dramatische Auswirkungen haben können.

5
Ein sozialer Bundesstaat

Die Soziale Marktwirtschaft ist im Grundgesetz verankert. So steht beispielsweise in Artikel 12, dass jeder Bürger das Recht hat, Beruf, Arbeits- und Ausbildungsplatz selbst zu wählen. Artikel 20 betont das Soziale: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“

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ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“