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Der Blick aus Zürich

2024: Ein Jahr voller Geschenke für die Börsianer

von Mikey Fritz

Das Börsenjahr 2024 war in jeder Hinsicht eine positive Überraschung. Die meisten Börsianer schauen sehr zufrieden auf die vergangenen 12 Monate zurück, denn nahezu alle Teile des Kapitalmarktes boten ausgezeichnete Chancen und es realisierten sich ungewöhnlich wenige Risiken. Alles in allem ein Durchmarsch für die Bullen. 

Am bemerkenswertesten ist in meinen Augen, dass der DAX ein neues Allzeithoch erreichte und dann auch noch über 20.000 Punkte stieg. Immerhin bewegt sich die deutsche Volkswirtschaft in einer Dauerstagnation bis hin zur leichten Rezession. Schaut man sich das verarbeitende Gewerbe an, so erleben wir inzwischen eine der längsten und stärksten Kontraktionen seit dem Ende des 2. Weltkrieges, während der gewichtige Dienstleistungssektor stagniert und eine Tendenz zur Kontraktion hat. 

DAX über 20.000 Punkten 

Dahinter steht vor allem viel (Börsen-)Technik. Keine Wissenschaft, sondern die Erkenntnis, dass Kapitalallokationen zeitweise zu sehr ungewöhnlichen Ergebnissen führen. Oder anders gesagt: Der DAX hat all jenes, was MDAX, SDAX und TecDAX nicht haben. Wer sein Kapital im deutschen Aktienmarkt investiert (oder investieren muss), der wählt den DAX, denn der Blue Chip Index bildet das Wachstum des Auslands ab und immunisiert den Anleger damit weitgehend von den Problemen im Inland. Die anderen deutschen Benchmarks hingegen bilden den Status Quo der deutschen Volkswirtschaft ab. Der DAX ist damit quasi am deutschen Aktienmarkt der Einäugige unter den Blinden. 

Die Rallye am amerikanischen Aktienmarkt hat hingegen sehr viel mehr Fundament. Ohne Zweifel sind die Bewertungen vor allem bei den Schwergewichten in den bekannten US-Benchmarks weit überzogen. Aber sie werden es bleiben, bis sie es nicht mehr sind. Niemand interessiert sich für die Bewertung einer Aktie, wenn sie in einer Rallye steckt. Diese Frage wird erst aufkommen, wenn dem Bullenmarkt die Käufer ausgehen. 

Wall Street hat 2024 abgeräumt

Und die Wall Street hat 2024 wirklich abgeräumt: S&P 500 Index über 6.000 Punkten, Nasdaq 100 Index über 22.000 Punkten und der Dow über 45.000 Punkten. Wow, einfach nur wow! Und die Equity-Story dahinter hat gleich mehrere Katalysatoren. Der wichtigste ist ohne Zweifel Trump, der Innovationen fördern, Steuerbelastungen senken, Regulierungen und Bürokratie reduzieren und ausländische Unternehmen zu Investitionen im Inland zwingen will. Ob das alles gelingt, wird abzuwarten sein, aber sicherlich nicht an der Seitenlinie, denn die Börse schießt erst und stellt später Fragen, nicht umgekehrt. 

Der zweite Katalysator heißt American exceptionalism. Schaut man sich die globalen Kapitalmärkte an, dann hat nur Amerika derzeit eine echte Wachstumsstory zu bieten, die hohe Mengen an Kapital aufnehmen kann. Kein anderes Land kann den USA derzeit das Wasser reichen, weswegen das ganze Kapital nach New York fließt und dort die Bewertungen treibt. Eine Bewegung, die erst enden wird, wenn die Equity-Story in den USA Konkurrenz bekommt. 

Nikkei 225 über 40.000 Punkten

Japan ist so ein Hoffnungsträger. Drei Dekaden hat das Land damit verbracht, sich von seiner letzten großen Hausse zu erholen. Der Sprung des Nikkei 225 Index über die psychologisch wichtige Marke von 40.000 Punkten führte weltweit zu einem erleichterten Seufzer. Endlich! Der Bann ist gebrochen und dem japanischen Kapitalmarkt steht nun eine lange Reise bevor, um im Hinblick auf die Bewertungen wieder an die westlichen Märkte anzuschließen. 

Yen-Carry Trade Crash

Dass Tokio es kurzfristig etwas übertrieben hat, wurde im Sommer deutlich. Zu den wenigen negativen Aspekten des Jahres zählt ohne Zweifel der Monat August. Genauer gesagt die erste Hälfte des Augusts, wo wir einen scharfen Sell-off erlebten. Auslöser war seinerzeit die Abwicklung des Yen Carry-Trades. Die (teils erzwungene) Tilgung von billigen Yen-Krediten folgte auf die überraschende Zinserhöhung der Bank of Japan, die den Yen Leitzins am 31. Juli auf 0,25 % p. a. erhöhte. Mit der Konsequenz, dass der Yen aufwertete aufgrund der Kredittilgungen und Abwicklungen der Währungsabsicherungen, dass Aktien an den Märkten im Westen verkauft wurden, ebenso wie japanische Aktien. Unter dem Strich ist die Episode aber längst in Vergessenheit geraten, da im Anschluss in den kommenden Wochen und Monaten die Märkte wieder zu ihren alten Trends zurückkehrten. 

Gold über 2.600 US-Dollar

Auch abseits der Aktien- und Devisenmärkte gab es Gewinner zuhauf. Gold und Silber waren insbesondere in Europa die ungekrönten Lieblinge. Quasi die Gewinner der Herzen. Vor dem Hintergrund der traumatischen Inflationserfahrungen in den vergangenen Jahren war es vielen eine Genugtuung, den täglich steigenden Preisen am Edelmetallmarkt und dem steigenden Depotwert zuzuschauen. Die Marke von 2.800 US-Dollar / Feinunze verfehlte Gold nur knapp. 

Bemerkenswert war auch, dass die Stärke der Gold-Rallye sogar den kleinen Bruder Silber mit nach oben riss. Und zwar ordentlich. Im Herbst 2023 war Silber noch zu 17,55 US-Dollar je Feinunze zu bekommen. 12 Monate später fast eine Verdoppelung des Werts auf 34,89 US-Dollar. Ein bemerkenswerter Spill-over Effekt, der von allen getrieben wurde, die FOMO verspürten, denen Gold aber zu teuer erschien. 

Bitcoin über 100.000 US-Dollar

Das „digitale Gold“ performte in diesem Jahr sogar noch stärker. Zum Jahresbeginn konnte man die Kryptowährung noch für unter 39.000 US-Dollar erstehen. Zum Jahresende ein Plus von mehr als 175 % auf über 108.000 US-Dollar. Dahinter steht im Wesentlichen der institutionelle Sektor, der endlich auch in den USA, im wichtigsten Kapitalmarkt der Welt, vollständig in den Handel integriert wurde. Zudem haben die neue amerikanischen Spot-ETFs dafür gesorgt, dass die Gebühren erheblich gesunken sind, ebenso wie das Handels- und Aufbewahrungsrisiko. Den größten Schub bekam Bitcoin jedoch zum Jahresende. Donald Trump hatte im Wahlkampf eine freundlichere Regulierung für Kryptowährungen versprochen, was vor allem auf Gary Gensler, den noch amtierenden SEC-Chef und bekannten Kryptogegner, abzielte. Und Trump hielt bisher Wort. Mit Paul Atkins bekommen die Amerikaner den kryptofreundlichsten Chef, den die amerikanische Börsenaufsicht je gesehen hat. 

Im Saldo sind die Taschen der Anleger zu Weihnachten prall gefüllt. Das Jahr 2024 hat vor allem eines bewiesen: Das Wichtigste beim Anlegen ist, mit dabei zu sein. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die Redaktion des Zürcher Finanzbriefs wünscht allen Lesern des Zaster-Magazins ein besinnliches und friedliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.  

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Seit mehr als 25 Jahren arbeitet Mikey Fritz an der Börse. Seine Karriere begann er als Wirtschaftsredakteur für die n-tv „Telebörse“. Es folgte die Gründung der FM Research in Berlin, welche Privatkunden und institutionelle Kunden mit eigenem Kapitalmarkt-Research beriet. Vor 15 Jahren setzte er einen neuen Schwerpunkt auf das Portfoliomanagement bei großen Vermögensverwaltern in der Schweiz und Deutschland sowie auf die Beratung von Finanzinstituten. Die Redaktion des Zürcher Finanzbriefes ist und bleibt aber sein Steckenpferd.