Dahingehend lohnt es sich einen Blick in die menschliche Vergangenheit zu werfen, die uns schnell eines besseren belehren wird: Fast immer waren es Krisen, die die Menschen dazu brachten, gegen Missstände aufzubegehren oder sich kluge Lösungen für Probleme einfallen zu lassen. Krisen sind Treiber, sie stoßen den Fortschritt an jenen Stellen an, wo wir ihn dringend benötigen.
Die LinkedIn News DACH Redaktion hat dahingehend nun recherchiert und sich im Rahmen von diversen Expertengesprächen gefragt: „Wie lässt sich unter dem Druck dieser Entwicklungen Fortschritt denken? Wo geschehen Dinge, die den vielfältigen Problemen spannende Lösungsperspektiven entgegensetzen und uns Optimismus geben, dass die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen sind?“
In diesem Zuge machte die Redaktion verschiedenste Themen aus den Bereichen Wissenschaft, Technologie und der Arbeitswelt ausfindig, von denen sie glaubt, dass sie das kommende Jahr entscheidend prägen könnten. Herausgekommen sind 23 (!) „Big Ideas“ für 2023. Zehn davon möchten wir euch heute vorstellen.
Das Büro als Statussymbol hat ausgedient
Die österreichische Immobilien- und Consultingfirma teamgnesda hat jüngst festegstellt: Wer auf New-Work-Methoden setzt, braucht im Schnitt rund 20 Prozent weniger Bürofläche. Das Immobilienberatungsunternehmen JLL befürchtet sogar, dass ältere Firmensitze für Unternehmen gar zum Imageproblem werden könnten. Die Bürowelt von Morgen soll vielmehr aus Co-Working Spaces und caféähnlicher Arbeitsatmosphäre bestehen.
Diversität und Inklusion lindern den Fachkräftemangel
Branchenübergreifend leiden Unternehmen unter dem Fachkräftemangel. Lösungsansätze gibt es viele, doch so wirklich durchgeschlagen hat bislang kein Vorschlag. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fordert nun ein diverseres Einstellungs- und Ausbildungsverfahren. Das bedeutet: Deutschland sollte gezielt solchen Studierenden von außerhalb der EU den Weg an deutsche Hochschulen und damit langfristig in Unternehmen ermöglichen.
Die Kreislaufwirtschaft wird zum Wettbewerbsvorteil
Nicht nur die Klimakrise selbst, sondern auch politische Maßnahmen wie beispielsweise der „Green New Deal“ zwingen die Wirtschaft zu Veränderungen. Umso mehr gewinnt die Kreislaufwirtschaft an Bedeutung. Denn feststeht: Nicht nur CO2-Emissionen müssen reduziert werden, sondern auch der Ressourcenverbrauch muss gedrosselt werden.
Einem Bericht der Organisation Circle Economy ist zu entnehmen, dass die europäische Wirtschaft künftig knapp ein Drittel weniger Material verbrauchen muss, um die Pariser Klimaziele noch zu erreichen. Dies macht Wiederverwendung und dahingehende Prozessoptimierungen unabdingbar. So werden Verfahren wie Recycling, Sharing oder die Reparatur alter Geräte immer wichtiger.
Skills werden wichtiger als Wissen
Die Arbeitswelt ist im Wandel und diesem kann man sich nur noch spärlich verschließen. Die Prozesse werden digitaler und diesbezügliche Skills sind schon heutzutage quasi unabdingbar. Daher ist es kein Geheimnis, dass Arbeitgeber immer größeren Wert auf Fähigkeiten wie Technologie-Kompetenz, analytisches Denken und aktives Lernen legen.
Dennoch liegt es selbstredend nicht allein in der Verantwortung der Arbeitnehmer, sondern gleichwohl in der des Arbeitgebers dahingehende Weiterbildungsmaßnahmen anzubieten.
Europa besinnt sich auf sich selbst zurück
Dass Europa dringend wieder unabhängiger von globalen Supermächten werden muss, zeigte uns zuletzt die Gaskrise. Doch bereits in der Coronazeit wurde uns Europäern vor Augen geführt, welch große Abhängigkeiten wir zu Staaten wie China, Amerika oder Russland haben. Als Reaktion dazu formte Macron im Oktober die sogenannte Europäische Politische Gemeinschaft (EPG). Diese soll den Austausch und die politische Absprache mit europäischen Ländern ermöglichen, die Stand heute keine EU-Mitglieder sind. Ziel ist eine engere Zusammenarbeit innerhalb Europas, ebenso wie mehr Investitionen auf unseren Kontinent.
Die Energiekrise wird der Energiewende einen Schub verpassen
Das vergangen Jahr stellte einen erheblichen Einschnitt für die europäischen Energiemärkte dar. Dies ging auch an der Energiepolitik nicht spurlos vorbei. Infolge dessen wird vermehrt darüber diskutiert, wie wir Abhängigkeiten verringern und nachhaltig Energie gewinnen können. Experten versprechen sich nun mehr Investitionen in nachhaltige Energien und diesbezügliche Forschung.
Zeit für die soziale Verkehrswende
Die horrenden Benzinpreise des vergangenen Jahres haben und vor Augen geführt: Es bedarf einer Mobilitätswende! Grund dafür? Immer mehr Menschen wissen angesichts der ebenso teuren Bahnpreise nicht mehr, wie sie ihren Arbeitsplatz so erreichen können, dass die Anfahrt nicht teurer wird, als das Gehalt, welches sie an diesem Tag überhaupt erwirtschaften können. Dies schreit nach Veränderung! Nicht zuletzt das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, wie hoch die Nachfrage nach einem kostengünstigen Nahverkehrsangebot in Deutschland ist.
Auf dem Kryptomarkt schaut wieder alles auf die Blue Chips
2022 — neue Kryptowährungen schossen aus dem Boden, alte Währungen stiegen im Kurs, es war eine goldene Zeit für Kryptofanatiker. Doch bereits heute sind diese Altcoins wieder dramatisch im Kurs gesunken. Experten zufolge, wird sich dieser Trend im Jahre 2023 weiter verschärfen. Der befürchtete Domino-Effekt scheint immer wahrscheinlicher.
Städte werden sich selbst ernähren
Prognosen zufolge, werden bis zur Mitte dieses Jahrhunderts knapp 6,5 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt in Städten leben. Dies wird über kurz oder lang nicht nur zu Herausforderungen in den Bereichen Mobilität und Wohnen führen, sondern uns vielmehr auch vor die Frage stellen, wie wir diese Menschen, vor allem unter den Bedingungen der Klimakrise, noch ernähren können.
Ein Lösungsansatz könnten „Indoor Farmen“ sein. In der ersten Jahreshälfte wurden sagenhafte 800 Millionen Dollar in sogenannte vertikale Farmen, investiert. Dies sind Lagerhallen, in denen auf mehreren Ebenen Nutzpflanzen wie Blattgemüse, Kräuter und Erdbeeren angebaut werden. Das Marktforschungsunternehmen Grand View Research, schätzt, dass dieses Geschäft in den kommenden acht Jahren auf einen Marktwert von 33 Milliarden US-Dollar kommen könnte.
Fleisch aus dem Labor – bald schon Realität
Singapur war 2020 das erste Land, welches Fleisch im Labor herstellte. Vor Kurzem ließ die US-amerikanische Lebensmittelbehörde zum ersten Mal das sogenannte „In-vitro-Fleisch“ des kalifornischen Unternehmens UPSIDE Foods zu. Mit ähnlichen Zulassungsanträgen wird in naher Zukunft auch bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gerechnet.