Alain de Botton, Flaneur und Philosoph schreibt treffend in seinem Buch „Status Angst“: "Reichtum ist (…) kein Absolutum, es hängt von unserem Wünschen ab. Immer wenn wir etwas wollen, was wir nicht bekommen, werden wir ärmer, ganz gleich, welche Mittel uns zu Gebote stehen. Und immer wenn wir mit dem zufrieden sind, was wir haben, können wir uns als reich bezeichnen, ganz gleich, wie groß unser Besitz ist.“
Was soll das aber bedeuten?
Reichtum ist relativ und eine Frage der Maßstabs. Wer für sich selbst erkennt, dass die eigenen Ansprüche ausschlaggebend für den eigenen Reichtum sind, schafft sich eine ideale Grundlage, reich zu werden. Demzufolge ist derjenige reich, dessen Ansprüche nicht größer sind als sein Vermögen. Oder wie es der von mir geschätzte amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau ausdrückt: „Ein Mensch ist um so reicher, je mehr Dinge zu entbehren er sich leisten kann.“
Die aktuelle Vorstellung von Reichtum geht demnach meiner Meinung völlig am Kern der Sache vorbei. Wir sehen eine teure Uhr am Handgelenk und glauben, dessen Besitzer ist reich. Wir sehen eine Penthousewohnung und meinen, der Bewohner ist reich. Ob sich jene Menschen jedoch wirklich reich fühlen, bezweifle ich. Denn gerade grenzenloser Materialismus und die oftmals verbundenen Erwartungen stehen unserem Glück gewaltig im Weg.
Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum Reichtum ist, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen. Wer kennt nicht das Gefühl, mit seinem Umfeld mithalten zu wollen? Oder sogar mehr haben zu wollen als die anderen? Hinzu kommt, dass die vermeintliche Leistungsgesellschaft in der wir leben, uns dazu motiviert, eben genau das zu tun. Ständig nach mehr streben, mehr wollen und besitzen. Ohne wenn und aber.
Alain de Botton meint: „Indem uns die moderne Gesellschaft mit nie da gewesenen Einkommen verwöhnt, macht sie uns scheinbar reicher. Aber bei Leichte besehen, könnte es sehr wohl sein, dass sie uns im Endeffekt ärmer macht. Denn indem sie immer neue Erwartungen in uns weckt, bleibt die Kluft zwischen dem, was wir wollen, und dem, was wir bekommen, zwischen dem, was wir sind, und dem, was wir sein könnten, immer weiter bestehen.“