Die Anlage in Wertpapiere wie Aktien, Fonds und ETFs ist historisch gesehen die beste Art, sein Geld anzulegen und zu vermehren – da gibt es keine zwei Meinungen. Die große Frage aber ist: Welche Art von Wertpapieren versprechen langfristig die höchste Rendite? Vor allem zwei Ansätze gelten als Erfolgsversprechend:
- Der Growth-Ansatz, der in erster Linie auf Kursgewinne setzt
- Der Value-Ansatz, der unter anderem auf Dividende abzielt
Wachstumsstrategie: Auf der Suche nach neuen Stars
Wachstumsinvestoren suchen demnach meist nach Unternehmen oder Marktsegmenten, die im Vergleich zum übrigen Aktienmarkt und unter Umständen auch zu ihren Mitbewerbern eine höhere Wachstumschance bieten. Unternehmen, die schnell wachsen, sind oft Trendsetter und sollten idealerweise in der Lage sein, ihr überdurchschnittliches Wachstum möglichst lange aufrechtzuerhalten. Denn das schlägt sich früher oder später in steigenden Aktienkursen nieder. Der größte Nachteil an dieser Strategie ist, wie du dir sicher vorstellen kannst, das größere Risiko.
Value-Strategie: Gut und bewährt
Im Vergleich dazu suchen Value-Investoren Anlagen, die mit einem Abschlag auf den Gesamtmarkt oder eine Branche gehandelt werden. Value-Aktien haben in der Regel ausgereifte Geschäftsmodelle, die darauf abzielen, eine starke Marktposition zu verteidigen, ein moderates Wachstum beizubehalten und treue Aktionäre mit einer satten Dividende oder einem Aktienrückkauf zu belohnen. Gewaltige Kursgewinne sind bei diesen Titeln dagegen eher selten.
Was die Geschichte lehrt
Welche Methode ist aber auf lange Sicht die beste? Zu dem Thema gibt es interessante Studien, besonders aufschlussreich ist die der Bank of America/Merrill Lynch, die beide Gruppen über einen Zeitraum von 90 Jahren (1926 bis 2016) untersuchte. Das Ergebnis: Die Wachstumswerte erzielten im Schnitt eine jährliche Rendite von 12,6 Prozent. Schon nicht schlecht. Aber Value-Aktien erzielten im gleichen Zeitraum eine durchschnittliche Rendite von 17 Prozent pro Jahr.
Unterm Strich schnitten Value-Aktien in Zeiten des Wirtschaftswachstums tendenziell besser ab, während Wachstumswerte vor allem in Zeiten schwächerer Wirtschaft auftrumpfen. Diese Erkenntnis erklärt auch, warum Value-Aktien den Wachstumswerten die Rücklichter zeigen. Die Wirtschaft ist im untersuchten Zeitraum viel stärker gewachsen, als sie geschrumpft ist. Ebenfalls bemerkenswert: Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 zeichnet sich eine gewisse Trendwende ab. Wachstumswerte haben sich seitdem deutlich besser entwickelt als Value-Aktien, obwohl die Wirtschaft weltweit wieder zum Laufen kam. Dafür waren in diesem Zeitraum die Leitzinsen historisch niedrig, was den Zugang zu Kapital billiger denn je machte – für Wachstumswerte ein immenser Vorteil.
Die Mischung macht‘s
Die Geschichte lehrt uns also: Wachstumswerte haben im Allgemeinen das Potenzial, sich bei sinkenden Zinsen und steigenden Unternehmensgewinnen besser zu entwickeln. Sie sind aber in der Regel die ersten, die bestraft werden, wenn sich die Wirtschaft erholt und die Zinsen wieder steigen. Value-Aktien, oft Wertpapiere zyklischer Industrien, performen dagegen besonders gut in frühen Stadien wirtschaftlicher Erholung, sind aber bei einer anhaltenden Wirtschaftsflaute oft die großen Verlierer.