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BÖRSENFIEBER

Status Quo der Börse zu Kriegszeiten  

von Zoe Brunner

Während wir uns noch vor wenigen Wochen mit den gewaltigen Aufgaben der Corona-Pandemie auseinandersetzten, beschäftigt uns nun mit großer Sorge die russische Invasion. Von einer Krise bewegen wir uns in die nächste. Doch dieses Mal wird der europäische Frieden bedroht und es herrscht Unsicherheit und Ungewissheit im gesellschaftlichen Alltag. Doch was bedeutet das für die Finanzmärkte? Versetzen wir uns erneut in eine Phase der Hamsterkäufe oder geht unsere Konsumlust wieder zurück? Mit dieser Frage befassen sich nicht nur die großen Banken, sondern vor allem Privatanleger, denen ein hoher Verlust an Kapital droht.  

Der „Angstmesser“ in der Finanzkrise  

Mit Blick auf den Aktienmarkt wird einem schnell bewusst, dass nicht nur die Kurse an der Moskauer Börse zusammenbrachen, sondern auch die der westlichen Staaten. Der Börsen-Crash wird von Medienhäuser mit Statistiken und komplizierten Werten erklärt, die oftmals schwer zu verstehen oder einzuordnen sind. Es wird beispielsweise immer wieder von dem Angstbarometer V-Dax New gesprochen, doch was sagt dieser aus? Einfach erklärt: Er ist ein Indikator, welcher am Ende eines Handelstags berechnet wird und die Angst und Euphorie in Bezug auf die Marktentwicklung misst. Durch Schwankungen bzw. einer Volatilität soll die Stimmungslage in den kommenden 30 Tagen vorhergesagt werden. Ein hoher V-Dax New-Wert weist auf einen unruhigen Markt und einem großem Verlustpotenzial, wohingegen ein niedriger Wert auf eine normale Kursschwankung hindeutet. Aktuell liegt der Wert aufgrund der Ungewissheit zwischen 34 und 50 Punkten (!), während dieser bei ruhigen Börsenzeiten bei 15 Punkten liegt. Dennoch ist der Wert für eine Krise verhältnismäßig niedrig und von einem Panikausbruch wird nicht gesprochen, denn zu Beginn der Corona-Pandemie war die Ausgangslage mit 86 Punkten (!!) deutlich schlimmer.  

Kursschwankungen werden erwartet: Was mach ich mit meinen Anlagen? 

Auch der Dax Performance Index spürt die Folgen des Börsen Crash, doch erholte sich relativ gut im Laufe des Tages. So lag der Aktienindex am Morgen des 24. Februars bei 13.989 und stieg abends wieder auf 14.052. An den US-amerikanischen Börsen sah die Situation ganz anders aus. Der Handelstag startete mit sinkenden Aktienkursen. Doch nach Ankündigung der Sanktionen drehte sich der Handelsmarkt ins Plus. Die technologielastige Nasdaq hatte sogar einen unerwarteten Gewinn von 3,44 Prozent erzielen können. Sicher ist allerdings noch nichts, denn je nach Meldung und Entwicklung des Krieges könnte es auf dem Markt zu Schwankungen kommen. Trotzdessen ist es erstmal ratsam nicht voreilig zu handeln und Aktien zu verkaufen, da der Krieg in der Ukraine gezeigt hat, dass Kurse auf den europäischen Märkten sich nicht drastisch ändern und sich vor allem schnell erholen (können).

Sanktionen setzen alle unter Druck  

Anders ist es auf dem russischen Markt, wo die Härte der Sanktionen schon zu spüren sind. Durch die Isolierung russischer Banken aus dem Zahlungssystem SWIFT und die Einführung von Strafmaßnahmen gegen die russische Zentralbank, verliert der Rubel enorm an Wert und fiel sogar auf eine Rekordtief. Am Mittwoch (02.03.2022) entsprach ein Rubel umgerechnet 0.0078 Euro. Folglich legt eine Inflation zu – das heißt Lebensmittel, Miete und Gas für die Heizung durchgehen eine drastische Preiserhöhung. Das Problematische daran ist: Das Einkommen der BürgerInnen bleibt gleich doch verliert an Kaufkraft, sodass weniger Geld zum Ausgeben zur Verfügung steht und gleichzeitig der Lebensstandard sinkt.  

Doch zu den größten VerlierernInnen in diesem Beschluss gehören auch diejenigen, die ihr Russland-Geschäft über die letzten Jahre gepflegt oder sogar ausgeweitet haben. Die Handelsverflechtungen zwischen Russland und dem Westen sind in gewissen Branchen doch größer als gedacht. Vor allem die Gas- und Flugindustrie werden von wirtschaftlichen Verlusten am härtesten betroffen. Die Holzöl-, Rohöl- und Heizölpreisen steigen ohnehin seit Monaten – gerade am Freitag (25.02.2022) stieg der Gaspreis auf 120 Euro (!!) im Monat. Hintergrund ist, dass durch die westlichen Sanktionen eine Furcht entsteht, dass der Gashahn des Nord Stream 1 zugedreht wird und die Nachfrage das Angebot übersteigt. Würde diese Intervention im Kreml durchgesetzt werden, gäbe es katastrophische Folgen für die deutsche Wirtschaft. Schließlich würden 50% der gelieferten Öl-, Gas- und Kohlereserven aus Russland eingestellt werden und Deutschland müsste sich dringend einen neuen Anbieter suchen. So schnell sie sich auch von Russland unabhängig machen wollen, wird das nicht so schnell funktionieren.  

ein Artikel von
Zoë ist in London aufgewachsen und besuchte dort die deutsche Schule. Aktuell arbeitet sie bei StoryMachine, studiert Journalismus und ist nebenbei als freie Journalistin tätig.