Die Liebe zu anderen Kulturen und Sprachen führte Barbara Lenhard zu einem Normaden-Leben und durch ihre Ausbildung im Tourismus kam die Liebe zum Reisen dazu. Vor über zehn Jahren ist Barbara mit ihrem Partner nach Südafrika ausgewandert. Vor Ort fiel Barbara auf, dass Kunst oft „unzugänglich“ gezeigt wurde, wie sie selbst sagt und wollte es ändern.
So rutschte Barbara schließlich vor gut sechs Jahren in die Kunstwelt und konzipierte in Kapstadt und Johannesburg viele Benefiz-Veranstaltungen, bei deren Durchführungen sie viele Künstler kennenlernte.
Derzeit arbeitet sie mit 25 Künstlern aus Südafrika, berät, empfiehlt und verkauft Kunst im Namen von diesen wunderbaren Künstlern an ebenso wunderbare Kunden.
1. Warum bist Du nach Südafrika gegangen und was hält Dich dort?
Zu meiner Person muss man sagen, dass ich schon immer eine Reisende war und schon ganz jung im Ausland gearbeitet habe. Ich mag Deutschland sehr, aber eben auch fremde Kulturen und Sprachen. Mit 40 jungen Lebensjahren war ich 2008 dann soweit, wieder zu reisen. Mein Lebenspartner war Gott sei Dank einverstanden, und so sind wir gemeinsam mit unserer Labradorhündin im April 2009 nach Südafrika gegangen. Natürlich waren wir schon einige Male im Land, aber eben als Urlauber, was die Sache natürlich etwas erleichtert hat. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass es ein großer Unterschied ist, in ein Land einzureisen, um dort leben oder um dort Urlaub zu machen. Der Alltag hat einen schnell im Griff.
2. Was können die Deutschen von den Südafrikanern lernen? Und möglicherweise andersherum?
Ich denke es ist einfach, den Deutschen im Ausland immer als etwas unsympathisch darzustellen, was ich als Deutsche nicht wirklich gut finde. Wir haben ziemlich viele Qualitäten, die wir – und natürlich gibt es Ausnahmen – doch ganz gut einsetzen.
Wir könnten zuweilen etwas mehr Humor zeigen, den wir doch haben, aber leider oft verstecken. Mit Humor geht vieles leichter und eine Email mit „Hello“ oder „Dear“ ist natürlich schon einmal etwas lockerer als „Sehr geehrte Damen und Herren“.
Generell würde ich sagen, dass unsere Nation zuverlässig und ehrgeizig ist, etwas, was ich meinen Geschäftspartnern in Südafrika gerne zeige, denn letztendlich ist das etwas, was jeder gut in sein Leben einfließen lassen kann.
3. Welche 3 Tipps würdest du einem Deutschen geben, der auch nach Südafrika auswandern will?
1. Sucht Euch ein gutes Immigration Office, in dem Deutsch gesprochen wird. Das Thema Immigration ist mühsam.
2. Habt für die Anfangszeit genügend Eigenkapital und verwechselt „Leben in Südafrika“ nicht mit „Urlaub machen in Südafrika“. Geld fließt wie überall in der Welt schnell.
3. Seid offen und höflich, zeigt Eure gute Kinderstube. Auch in Südafrika ist die Welt klein und man sieht sich immer zwei Mal im Leben.
4. Wie teuer ist das Leben in Südafrika im Vergleich zu Deutschland?
Das Leben ist in den letzten 15 Jahren sehr teuer geworden, und die Verdienste sind nicht vergleichbar mit denen in Deutschland. Hinzu kommt ein schwacher Rand (Anmerkung der Redaktion: Währung in Südafrika) und ein sehr schwankender Wechselkurs. Wir haben das immer mit der Lira verglichen – und so ähnlich ist es auch mit dem Rand. Die Währung besitzt keine große Kaufkraft und jede Reise nach Europa oder in andere Teile der Welt ist teuer aus besagtem Grund.
Mieten und Lebensmittel sind trotz schwachem Rand nicht günstig, und man muss aufpassen, dass man sich hier nicht total versieht. Es ist natürlich alles etwas anders, wenn man über eine deutsche Firma wie Daimler oder Siemens nach Südafrika versetzt wird, aber so ist es ja weltweit: Der große Mantel einer großen Firma schafft Privilegien, die der einfache Auswanderer nicht hat.
5. Krankenversicherung, Steuern, Rentenversicherung? Wie wird das in Südafrika gehandhabt?
Wichtig ist zu wissen, dass man Deutscher bleibt, wenn man auswandert. Was ich damit sagen will: Ich würde immer versuchen, die Versicherungen in Deutschland zu behalten. Natürlich gibt es Auslandskrankenversicherungen, und natürlich gibt es auch ein sehr gut funktionierendes Steuersystem und SARS ist spot on und fordert Steuern, wenn im Land Geld verdient wird. Das läuft in Südafrika in der Regel wirklich gut.
6. Welchen geheimen Spartipp hast Du für das Leben in Südafrika entdeckt?
Keinen, außer dass ich festgestellt habe, dass ich weniger Lust auf Konsumgüter habe. Ich denke, wir haben alle eine Zeit im Leben, in der wir meinen, wir müssen Trends und Mode mitmachen und das kostet natürlich Geld. Ich habe in Südafrika wesentlich weniger Geld ausgegeben als früher, aber das kann vielleicht auch eine Alters- oder Erfahrungssache sein.
7. Welches Produkt ist in Südafrika besonders teuer und welches Produkt sehr günstig?
Immobilien sind sicher günstiger als in Deutschland und somit für den „Euro-Menschen“ attraktiv. Wir haben gleich nach dem Auswandern damit geliebäugelt, eine kleine Immobilie zu kaufen, haben aber dann doch gewartet, weil erstmal Geld verdient werden sollte. Eine gute Entscheidung! Am günstigsten finde ich immer noch die gewisse Lebensqualität, die für mich schon mit einem Spaziergang in Kapstadt an der Beachfront beginnt.
8. Hast Du einen Tipp für die Jobsuche für Einwanderer in Südafrika?
Leider nicht! Viele Menschen, die ich kenne, beschäftigen sich schon sehr lange mit der Jobsuche in Südafrika, und durch die Gesetze für die eigenen Leute im Land ist es in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Es gibt Call-Center, die für viele oft der Einstieg sind, oft aber nicht sehr viel bezahlen. Und ohne Geld ist auch Südafrika nicht toll. Das erkennt man schnell und öffnet vielen die Augen.
9. Wie sieht dein neuer Alltag in Südafrika aus? Was hat sich hier am meisten zum alten Leben verändert?
Den Alltag in Südafrika kenne ich seit 12 Jahren. Ich arbeite in der Kunstwelt mit 26 südafrikanischen Künstlern. 2017 haben wir eine Künstlerinitiative gegründet mit dem Namen „The Travelling Art Gallery“. Unser Bestreben ist es, südafrikanische Künstler international zu zeigen und sie bei ihrer Karriere zu unterstützen. Es ist für einen südafrikanischen Künstler sicher etwas schwieriger, seinen Namen international bekannt zu machen. Das wurde mir schon vor Jahren klar, und wir haben gemerkt, dass natürlich auf dem Kunstmarkt in Europa oder in den Staaten mehr passiert. Zwei meiner sehr tollen Künstler haben mir das auch offen gesagt, dass es schwer ist, im Land als Künstler zu überleben. Somit haben wir 2017 zwei Mal eine Crowdfunding-Aktion erfolgreich abgeschlossen, und seit 2018 reisen wir und veranstalten tolle, große Pop-Up-Ausstellungen in Städten in Europa auf bis zu 1.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche.
Das ist ein absoluter Erfolg, und es sichert den Künstlern ein Einkommen und etabliert sie auf internationaler Ebene. Künstler, die dann von Galerien gesehen werden und weiter gefördert und promotet werden. Ich finde das super toll und verschafft Südafrika eine größere Präsenz auf dem Kunstmarkt.
10. Welche Rolle spielt Geld in der Gesellschaft in Südafrika? Was würdest Du sagen?
Wie in jedem Land spielt Geld eine Rolle, und natürlich kann ich auf einer Insel auf den Malediven, wenn ich dort leben will, mit weniger Geld auskommen, weil ich es auch nicht ausgeben kann.
In Südafrika, und hier kann ich natürlich jetzt nur für mich und meinen lokalen und internationalen Bekanntenkreis sprechen, ist Geld wichtig und wird gebraucht.
Im Ausland zu leben und zu arbeiten hat für mich nicht bedeutet, dass ich jetzt Entwicklungshelferin werde und auf viele Dinge verzichte.
Essen gehen, schön wohnen und ab und zu auch mal ein Wochenende wegfahren kostet alles Geld und wie gesagt: Im Ausland Geld verdienen und leben ist genauso anstrengend wie in Deutschland. Man muss aufpassen, sich nicht blenden zu lassen, nur weil die Sonne ein paar Monate mehr scheint.
Ich liebe Südafrika, ich liebe meine Arbeit und die Menschen in diesem Land, aber Herausforderungen gibt es überall, und ich bin kein Freund von Augenwischerei.
Trotzdem ist es für mich eines der schönsten Länder der Welt und ich bin dankbar, dass ich mein Leben und Arbeiten mit Projekten in anderen Ländern verbinden kann.