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Auswandern: Was kostet das Leben in Australien?

von Michael André Ankermüller

Britta ist 33 Jahre alt und lebt in Melbourne mit ihrem Australischen Partner und Hund. Sie arbeitet als Account Director in einer Digitalen Agentur. Wenn nicht gerade Corona ist, jettet sie einmal im Jahr nach Deutschland und besucht ihre Familie und genießt dabei im gleichen Zuge noch andere schöne Ecken Europas.

1. Warum bist Du nach Australien gegangen und was hält Dich dort?

Ich bin 2007 als Backpacker auf einem “Work’n’Holiday” Visum nach Australien gekommen, um nach dem Abi etwas anderes zu erleben. Ich wollte damals Lehramt studieren und wollte nicht direkt von der Schule zur Uni, um dann den Rest meines (Arbeits)Lebens wieder an einer Schule zu verbringen. Zu Anfang waren nur sechs Monate Australien geplant, daraus wurden dann schnell 12 Monate. Nachdem ich wieder in Deutschland war, hatte ich in Essen ein Studium angefangen, was ich nach sechs Wochen abgebrochen habe, um wieder nach Australien zu gehen. Mir hat damals Deutschland einfach nicht gefallen, und wenn ihr ehrlich bin habe ich dem ganzen damals auch keine Chance gegeben. Ich habe mich in Australiens Land und Leute verliebt, ich fand den Lifestyle einfach super. Die Leute sind sehr freundlich und ich wollte unbedingt damals für mindestens ein paar Jahre das Leben hier genießen. Also habe ich ein Studium an der Deakin University absolviert wo Ich PR, Medien & Communication studiert habe. Währenddessen hab ich mir immer weiter einen Freundeskreis hier aufgebaut und habe nach dem Studium relativ schnell einen Job gefunden. Irgendwann kam die grosse Liebe dazu und der Rest ist quasi Geschichte.

Was mich außer meinem Partner hier hält sind bessere Lebensbedingungen: Das Wetter ist meistens gut, es gibt wenig Kriminalität (ich fühl mich sicher), man verdient, wenn man es clever anstellt ein gutes Gehalt. Ich glaube, dass ich mir hier viel mehr leisten kann, als das in Deutschland der Fall wäre.

2. Was können die Deutschen von den Australiern lernen? Und möglicherweise andersherum?

Ich glaube, dass Deutsche und Australier ähnlicher sind als man denkt. Beide Kulturen haben viel gemeinsam, gute Arbeitsmoral, einen Drang fuer ein schönes Leben. Von Australiern könnten die Deutschen lernen, nicht alles ganz so ernst zu nehmen. Das Leben ist kurz, also soll man es genießen. Australier sind super weltoffen und verspüren nicht den Drang nach Spießerei. Einen heiligen Sonntag gibt es hier nicht, das Leben findet draußen statt und selbst Weihnachten feiert man unter Umständen mit den Nachbarn.

3. Welche 3 Tipps würdest du einem Deutschen geben, der auch nach Australien auswandern will?

1. Kläre alle Visa-Angelegenheiten so weit es geht ab, bevor Du herkommst. Es kann hier sehr, sehr teuer werden wenn es um Visa geht und man kann unter Umständen Jahre auf seine Zulassung warten.

2. Zahl extra in die “Rente” ein. Hier in Australien gibt es keine Rente, so wie man sie in Deutschland kennt. Hier hat jeder “SUPER”, also ein privates Rentenkonto, was zum Nachteil hat, dass man im Alter nur begrenzt Geld zur Verfügung hat.

3. Sonnencreme, Sonnencreme, Sonnencreme.

4. Wie teuer ist das Leben in Australien im Vergleich zu Deutschland?

Früher war Australien sehr viel teurer als Deutschland für alles im Bereich Lebensmittel / FMCG, was aber mittlerweile nicht mehr so sehr der Fall ist. Hauskauf ist hier zur Zeit ein Albtraum, da Immobilien und Einkünfte in den letzten 15 Jahren überhaupt nicht gleich gestiegen sind.

5. Krankenversicherung, Steuern, Rentenversicherung? Wie wird das in Australien gehandhabt?

Jeder zahlt durch Steuern in die staatliche Krankenversicherung “Medicare” ein, was bedeutet, dass man bei bestimmten Ärzten und öffentlichen Krankenhäusern nichts zahlen muss. Bei Eingriffen, die nicht akut sind (wie die Behandlung einer Sportverletzung zum Beispiel) muss man häufig leider ein paar Wochen / Monate warten, bis man operiert wird, da die Anfrage groß ist. Ab eines bestimmten Einkommens muss man sich privat versichert (oder man wird höher versteuert). Dadurch wird bezwungen, dass wohlhabende Menschen nicht das öffentliche System belasten. Steuern zahlt hier jeder gleich, egal ob Single, verheiratet oder geschieden. Die Steuersätze kommen auf dein Einkommen an.

6. Welchen geheimen Spartipp hast Du für das Leben in Australien entdeckt?

Ich bin recht gut mit dem System von “Barefoot Investor” bisher gefahren. Da kommt es jedoch nicht aufs Land an, sondern auf das eigene Verhalten. Ansonsten würde ich jedem empfehlen, seinen “SUPER Fund” genauestens unter die Lupe zu nehmen. Manche Funds sind leider immernoch der Meinung in Kohle zu investieren, was meiner Meinung nach fragwürdig ist.

7. Welches Produkt ist in Australien besonders teuer und welches Produkt sehr günstig?

Besonders teuer sind Immobilien. Besonders günstig sind hingegen große Landmassen (die sind dann allerdings in der Wüste)

8. Hast Du einen Tipp für die Jobsuche für Einwanderer in Australien?

Sei dir für nichts zu schade. Die meisten Erfolgsgeschichten hört man, wenn Immigranten ganz unten angefangen haben (selbst wenn sie einen guten Abschluss haben), und sich dann mit guter Arbeitsmoral hochgearbeitet haben.

9. Wie sieht dein neuer Alltag in Australien aus? Was hat sich hier am meisten zum alten Leben verändert?

Das kann ich so gar nicht sagen. Ich bin mit 19 aus Deutschland raus, und habe deswegen noch nie ein “erwachsenes” Leben in Deutschland geführt. Mein Alltag sieht aber glaube ich nicht besonders anders aus, als wenn ich in Deutschland leben würde, bis auf dass ich hier morgens vor der Arbeit die Möglichkeit habe, im Meer zu schwimmen oder SUP zu machen. Ansonsten verbringe ich viel Zeit in der Natur. Hier gibt es in jeder Ecke irgendwelche Nationalparks, wo man herrlich seine Zeit verbringen kann.

10. Welche Rolle spielt Geld in der Gesellschaft in Australien? Was würdest Du sagen?

Es spielt schon eine Rolle. Wenn man keins hat, dann sieht das Leben hier schon düster aus. Restaurants, Entertainment, Reisen und andere Dinge kosten genauso im Vergleich zu Deutschland, aber man verdient auch nicht schlecht. Man kann allerdings auch ohne viel Geld eine tolle Zeit haben. Es gibt in den Städten überall super schöne Parks wo man was unternehmen kann, und die Strände sind natürlich auch umsonst.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.