Das Narbengesicht
Im Sommer 1917, im Alter von 18 Jahren, zog sich Al Capone seinen Spitznamen „Scarface“ zu. In einer Bar flirtete er mit der Schwester eines Gangsters und kommentierte dabei ihren Po. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob es sich dabei um ein Kompliment oder eine abfällige Bemerkung handelte. Unabhängig davon zog der betrunkene Bruder der jungen Frau ein Messer und zog es durch das Gesicht von Al Capone. Dabei entstanden die drei Narben und sein Spitzname „Scarface“, der ihn zu Lebzeiten stets missfiel.
Dem Täter gegenüber war er nie sauer. Im Gegenteil: Er verstand die Reaktion, schließlich hatte er sich gegenüber seiner Schwester nicht richtig verhalten. In Folge beschäftigte er ihn sogar und ließ ihn später sogar als seinen Bodyguard arbeiten. Der gleichnamige Film „Scarface“ mit Al Pacino aus dem Jahr 1983 leiht sich übrigens nur den Spitznamen von Al Capone – der Protagonist Tony Montana, ein kubanischer Einwanderer, hat mit seinem Namensvetter aus der Realität sonst recht wenig gemeinsam.
Chicago – Heimat einer Legende
Mit 19 Jahren wird der junge Gangster Vater. Er heiratet eine Irin und sucht den Weg zurück in die Gesellschaft. Er nimmt eine Anstellung als Buchhalter für eine Baufirma an und möchte ein rechtschaffener Bürger werden. Erst mit dem Tod seines Vaters, hört er auf den Ruf seines früheren Mentoren Johnny Torrio und zieht zu ihm nach Chicago. Dort hatte sich dieser bereits ein breites Syndikat aufgebaut und mit Glücksspiel, Prostitution und Alkoholschmuggel ein kriminelles Imperium errichtet.
Nach einem gescheiterten Attentat auf Johnny Torrio zieht sich dieser zurück und überlässt seine Geschäfte dem jungen Al Capone. Mit gerade einmal 25 Jahren beherrscht der junge Mafiosi die Unterwelt Chicagos und verdient Millionen. Allein der Alkoholschmuggel während der Prohibition in den 1920er Jahren sollen für ihn rund 95 Millionen US-Dollar im Jahr abgeworfen haben. Durch die große Abneigung gegenüber der Prohibition wurde Al Capone für die Bürger von Chicago so etwas wie ein Held – er ermöglichte ihren Rausch und wurde so populär.
Die Öffentlichkeit und die Medien beginnen ihn zu lieben – und er sie umgekehrt auch. Im gefällt seine Präsenz in den Zeitungen, er kleidet sich extravagant und empfiehlt den Fotografen ihn von rechts zu fotografieren, da er so besser aussehe. Außerdem inszeniert sich der Mörder als Wohlstifter, finanziert eine Suppenküche in Chicago, übernahm Arztrechnungen und galt als Gentleman. Das Leben in Saus und Braus hatte seine Preise. So nächtigte er stets in der Suite des luxuriösen Metropol Hotels für 1500 US-Dollar in der Nacht.
Mythos
Sein Mythos reicht bis in die Gegenwart. Insbesondere seine Fairness gegenüber ehemaligen Rivalen und seine cleveren Deals machten ihn zu einer Legende und einem „aufrechten Geschäftsmann“. Dabei war Al Capone auch Mörder, Betrüger und Räuber zugleich – ohne das ihm die Staatsanwaltschaft je etwas antun konnte oder gar wollte. Schließlich bezahlte Al Capone auch zahlreiche Amtsträger, darunter Polizisten und Justizbeamte dafür, Ermittlungen fallen zu lassen oder gar nicht erst aufzunehmen. Als ein Journalist ihn fragte, ob er wirklich ein Schmuggler sei antwortete er: