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FINANZWISSEN

Jetzt in Rüstungsaktien investieren?

von Nils Matthiesen

Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Welt geschockt und unser Leben auf den Kopf gestellt. Er könnte zudem die Art und Weise ändern, wie wir über Investitionen denken.

Fest steht: Die Welt wird noch mehr in Waffen und Rüstung stecken als zuvor. Und das war schon 2021 jede Menge. Laut Statista betrug die Höhe der weltweiten Militärausgaben unfassbare 1.960 Milliarden US-Dollar (!) – ein neuer Rekord. Es könnte nicht der Letzte sein. Der Einmarsch in die Ukraine hat die schwelenden Spannungen aus der Zeit des Kalten Krieges neu entfacht und viele Staaten getriggert, mehr Geld in eine starke, moderne Armee zu packen. Allein Deutschland, Frankreich, Großbritannien und andere Länder planen ihre Militärausgaben drastisch zu erhöhen und geringstenfalls die Nato-Vorgabe zu erfüllen, mindestens 2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts fürs Militär auszugeben.

Rüstungsindustrie profitiert von steigenden Militärausgaben

Gute Zeiten für Rüstungsaktien also. Allerdings musst du dir als Anleger in diesem Sektor darüber im Klaren sein, dass Rüstungsprojekte in der Regel langfristig ausgelegt sind und dass der aktuelle Konflikt, erst einmal keinen wahnsinnigen Rüstungsboom auslösen sollte. Dazu kommt: Große Rüstungsunternehmen erzielen in erster Linie durch Forschung und Entwicklung hohe Gewinne, nicht allein durch den Verkauf von Waffensystemen wie Panzern und Raketen. Aus diesem Grund könnte sich der Ukraine-Krieg sogar negativ auf Rüstungsaktien auswirken. Nämlich dann, wenn die US-Regierung als größter Kunde Geld aus der Forschung zieht und in aktive Operationen in Osteuropa umschichtet. Dieses Szenario erscheint allerdings unrealistisch, die Aussichten für Rüstungsaktien gelten als rosig. So hat der Einmarsch Russlands bereits zu einem ansehnlichen Anstieg von Militäraktien geführt. Das Fidelity Select Defense & Aerospace Portfolio, das die Branche abbildet, stieg seit Kriegsbeginn bereits um rund 10 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat der DAX erst kräftig nachgegeben und konnte seine Verluste noch nicht vollständig wettmachen.

Waffenaktien: Moralisch vertretbar?

Für viele Anleger sind und waren Investitionen in Waffenunternehmen allerdings aus moralischer Sicht ein Tabu. Wie soll man bitte schön Gewinne genießen, die durch Mordinstrumente erwirtschaftet werden? Allerdings hat der Ukraine-Konflikt auch das Zeug, hier ein Umdenken zu bewirken. Rüstungskonzerne könnten sogar als akzeptable sozial verantwortliche Investitionen in Betracht kommen, meinen einige Analysten. So zeichnet sich ab, dass der Großteil der Bevölkerung in den NATO-Ländern erhöhte Militärausgaben unterstützt. Die weitläufige Begründung laute, dass starke Streitkräfte nötig seien, um Freiheit und Demokratie im Fall der Fälle schützen zu können. Verteidigung wird zunehmend als eine Notwendigkeit betrachtet, die Rüstungsunternehmen durch ihre Produkte fördern. 

Unterm Strich musst du dich selbst fragen, ob Investitionen in Rüstungsaktien für dich infrage kommen. Falls ja, bieten sich Investitionen in spezialisierte ETFs an. Warum keine Einzelaktien? Es gibt unzählige Rüstungsunternehmen inklusive Waffenherstellern und Dienstleistungsunternehmen, die zum Beispiel IT-Netzwerke betreiben, Lagerbestände verwalten und andere Aufgaben für Regierungen übernehmen. Hier die Perlen zu finden, bedeutet jede Menge Recherche bei trotzdem hohem Risiko. Stattdessen bieten sich folgende ETFs an. Allerdings sind alle drei nicht in Europa zugelassen. Bedeutet: Du müsstest die ETFs direkt an US-Börsen kaufen, was mitunter hohe Gebühren zur Folge hat. 

3 empfehlenswerte Waffen-ETFs

SPDR S&P Aerospace & Defense ETF (XAR)

Basiert auf dem S&P Aerospace & Defense Select Industry Index und setzt vor allem auf die Unternehmen Spirit AeroSystems Holdings Inc, Mercury Systems Inc und Lockheed Martin Corp. Der Fonds verfolgt eine „Sampling-Strategie“, die es dem Fondsmanager erlaubt, in andere als die im zugrunde liegenden Index enthaltenen Wertpapiere zu investieren, wobei jedoch mindestens 80 Prozent des Fondsvermögens in den Index selbst investiert werden.

Fondsvolumen: 1,73 Milliarden US-Dollar

Kosten: 0,35 %

5 Jahres-Performance: 87 %

iShares US Aerospace & Defense (ITA)

Der Fonds zielt darauf ab, die Wertentwicklung des Dow Jones US Select Aerospace & Defense Index nachzubilden, der sich aus US-amerikanischen Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsaktien zusammensetzt. Der Fonds investiert mindestens 80 Prozent seines Vermögens in den Index, die größten Positionen sind Raytheon Technologies Corp, Boeing Co und Lockheed Martin Corp.

Fondsvolumen: 2,55 Milliarden US-Dollar

Kosten: 0,42 %

5 Jahres-Performance: 58 % 

Invesco Aerospace & Defense ETF (PPA)

Der Fonds bildet den SPADE Defense Index ab und investiert mindestens 90 Prozent seines Vermögens in den zugrundeliegenden Index, Die drei größten Positionen sind Lockheed Martin Corp, Raytheon Technologies Corp und Northrop Grumman Corp.

Fondsvolumen: 653 Millionen US-Dollar

Kosten: 0,61 %

5 Jahres-Performance: 78 %

Fazit

Investments in die Rüstungsindustrie bleiben moralisch heikel. Die Renditechancen sind aber gut. Oder würdest du darauf wetten, dass es auf der Erde mittelfristig keine kriegerischen Konflikte mehr gibt?

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.