EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Zeit für neue Abenteuer

von Philipp Grabowski

Unser Kolumnist Volker Schilling blickt wieder auf eine Woche an den Finanzmärkten zurück und beobachtete, dass der Blick in die Ferne häufig für neue Inspiration und Investition sorgen kann.

Wenn einer eine Reise tut…

…dann kann er was erleben.

Und so machte sich diese Woche Tech-Visionär Elon Musk auf, um ein paar Tage in Deutschland zu verbringen. Der Tesla Chef war der Überraschungsgast auf der Tagung der Unions-Fraktion in Berlin, welche unter dem Motto „Jetzt. Zukunft“ stattfand.

Neben den politischen Gesprächen mit Altmaier, Spahn und Co setzte er damit auch ein Zeichen in Richtung Innovationsstandort Deutschland, den er im Anschluss auch kräftig bereist. Nicht nur sein neues Werk in Brandenburg steht auf seiner Reiseliste, nein, auch Maschinenbauer „Made in Germany“ und das Tübinger Biotechunternehmen Curevac stehen auf seinem Reiseplan. Bei letzterem Unternehmen befördert der Besuch bereits wieder Einstiegsfantasien, die Haupteigentümer Hopp aber schnell einkassierte.

Trotzdem arbeiten Tesla und Curevac schon länger zusammen. Und zwar über die Tesla-Tochter Tesla Grohmann, die Maschinen für die Impfstoffherstellung produziert. In diesem Sinne sind weitere Kooperationen durchaus denkbar. Das macht die Curevac-Aktie für mich weiter attraktiv.

Elon Musk handelt nach dem alten norwegischen Sprichwort: „Wer umherschweift, findet neue Wege.“ Das gefällt mir. Weniger gefällt mir der aktuelle Kurs von Tesla, denn inzwischen sollte jedem klar sein, dass die Marktteilnehmer die Phase der Achtsamkeit verlassen haben und die Fallhöhe inzwischen zu groß ist. Selbst wenn sie weiter zunimmt.

Zeit für ein neues Abenteuer

Solche Abenteuer würde unser nächster Reisender wohl kaum eingehen. Soeben frische 90 Jahre alt geworden, geht er vielmehr auf Einkaufstour nach Fernost. Die Rede ist von Investorenlegende Warren Buffett, der diese Woche bekanntgab, Beteiligungen an fünf japanischen Unternehmen getätigt zu haben. So habe sein Unternehmen Berkshire etwas mehr als fünf Prozent der Anteile an den Energie- und Rohstoffhändlern Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui & Co. und Sumitomo übernommen. So sieht es aus, wenn man da schwimmt, wo nicht alle Touristen, pardon Investoren, im Wasser sind.

Japan scheint mir einer der interessanteren Aktienmärkte für die Zukunft zu sein. Warren Buffet dagegen scheint dies weniger als Abenteuer zu sehen, sondern als lukrative Investmentgelegenheit. Der Kursanstieg der Werte dieser Woche gibt ihm erst einmal recht. Warren zeigt den heimischen Tech-Jüngern, dass er in seinem Alter alles andere als Routine pflegt. Dazu passt hervorragend eines meiner Lieblingszitate von Paulo Coelho: “Wenn du denkst, Abenteuer seien gefährlich, versuche es mit Routine. Diese ist tödlich.”

Jede Reise hat ein Ende

Zuhause ankommen hat doch auch wieder etwas. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Das haben sich diese Woche auch der türkische Präsident Erdogan und Wirtschaftsminister Scholz gedacht. Ersterer führt höhere Steuern auf Neuwagen ein, deutsche Luxusautos kosten nun das Dreifache. Durch die Steuererhöhung für importierte Fahrzeuge bittet Ankara Neuwagenkäufer damit noch stärker zur Kasse. Dumm nur, dass der einzige türkische Autopionier TOGG noch nicht soweit ist, um heimische Autos auf die Straße zu bringen.

Und Olaf Scholz? Ja, der hat wieder einmal höhere Steuern für Spitzenverdiener gefordert, nichts Neues also. Eine Vermögenssteuer hat er ja quasi auch bekommen, die heißt jetzt Bargeldvermögenssteuer und wird über Negativzinsen abgerechnet.

Aber eines hatte er noch nicht: Eine grüne Bundesanleihe, und die hat er diese Woche emittiert. Mit überragendem Erfolg: 6,5 Milliarden kamen in die Kasse und das bei einer Nachfrage von 33 Milliarden. Ach ja, welchen Zins gab es dafür? Richtig: Null! Ich würde sagen, damit hat die Ausgabe von grünen Anleihen noch kein Ende.

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Philipp Grabowski