Wirtschaft

Wirecard im DAX: Was der Aufstieg in den Leitindex für die Aktie bedeutet

von Carola Tunk

Die Deutsche Börse hat entschieden: Die Commerzbank steigt ab in den MDAX, der Finanzdienstleister Wirecard steigt auf in den Leitindex DAX. Was bedeutet das für Fonds-Anleger? Und inwiefern hängt der Erfolg eines Fonds von seinem Manager ab? Warum ist die Riester-Förderung so unpopulär? Drei Fragen, drei Antworten von Finanzexperte Malte Dreher:

Wie stark hängt der Erfolg eines Fonds am zuständigen Manager?

Glaubt man dem Kölner Investmentspezialisten Eckhard Sauren, steht und fällt der Erfolg eines Fonds mit dem verantwortlichen Manager. Deshalb verleiht die von ihm gegründete Analysefirma Sauren Fonds-Research einmal im Jahr Preise an besonders verdienstvolle Manager, die sogenannten „Golden Awards“. Folgerichtig rät Sauren Anlegern, bei einem Fondsmanagerwechsel besonders wachsam zu sein und im Zweifel dem Manager zu folgen, wenn dieser zu einem anderen Anbieter wechselt oder sich mit einer eigenen Gesellschaft selbstständig macht.

Tatsächlich gibt es viele Beispiele dafür, dass ein Fonds nach dem Ausscheiden eines erfolgreichen Managers das bis dato hohe Niveau nicht mehr halten kann. DAS INVESTMENT hat dazu ganz aktuell einige Beispiele zusammengetragen. Die präsentierte Liste zeigt aber auch: Gar nicht mal so selten rücken gerade bei großen Gesellschaften aus dem Team des ausgeschiedenen Managers fähige Köpfe nach, die das Werk des einstigen Chefs ohne Qualitätsverlust fortführen. Und häufig zeigt sich, dass nicht die Person des Managers das entscheidende Kriterium für die Performance ist, sondern das Volumen: Wächst es bei einem auf ein spezielles Anlagegebiet begrenztem Fonds auf mehrere Milliarden Euro an, kann dies die Bewegungsfreiheit der handelnden Personen spürbar einschränken. Es lohnt sich also, beim Fondskauf auch auf diesen Aspekt zu achten.

Was bedeutet der Dax-Aufstieg für die Wirecard-Aktie?

Für die Commerzbank ist der September 2018 ein schwarzer Monat: Die Deutsche Börse hat in der vergangenen Woche beschlossen, dass das Geldinstitut, dessen Aktie 1988 zu den Gründungsmitgliedern des Dax gehörte, den deutschen Leitindex verlassen muss. Nachrücken wird mit dem bayerischen Finanzdienstleister Wirecard ein Unternehmen, das es 1988 noch gar nicht gab. Es wurde erst 1999 gegründet und verdankt seinen kometenhaften Aufstieg der Digitalisierung: Wirecard bietet Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr und hat unter anderem eine App für mobiles Bezahlen mit dem Smartphone entwickelt.

Seit die Wirecard-Aktie (damals noch unter dem Namen Info-Genie) an die Börse kam und 2006 in den Technologie-Index Tec-Dax aufgenommen wurde, hat sie eine atemberaubende Performance hingelegt. Allein in den vergangenen zehn Jahren stieg sie um knapp 3.000 Prozent. Das Kurs-Feuerwerk ist auch der Grund für das Dax-Debüt: Was den Börsenwert betrifft, hat Wirecard nämlich mittlerweile nicht nur die Commerzbank überrundet, sondern sogar die deutlich größere Deutsche Bank.

Kurzfristig wird die für den 24. September geplante Dax-Aufnahme den Wirecard-Kurs wohl weiter beflügeln. Schließlich müssen Indexfonds, die den Dax abbilden, die Aktie nun kaufen. Das wiederum zieht auch andere Anleger an, die davon profitieren wollen. Dieser Effekt dürfte jedoch bald auslaufen, dann zählen wieder die Fakten des Tagesgeschäfts. Und je größer ein Unternehmen wird, desto schwerer fällt es, die Wachstumsraten der Vergangenheit aufrechtzuerhalten. Die Zeit der ganz großen Kurssprünge dürfte für den Dax-Wert Wirecard also vorbei sein.

Überfordert das Riestern die Bundesbürger?

Die FDP wollte es im August ganz genau wissen und hat eine entsprechende Anfrage an die Bundesregierung gerichtet: Liegt es am umständlichen Antragsverfahren, dass nur so wenige Deutsche die staatliche Riester-Förderung ausschöpfen? Aufhänger waren alarmierende Zahlen zur vom ehemaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester eingeführten privaten Altersvorsorge. Demzufolge kamen 2014 – aktuellere Zahlen sind aufgrund einer vierjährigen Sperrfrist nicht verfügbar – nur 54 Prozent der Riester-Sparer in den Genuss der vollen staatlichen Förderung. Von den übrigen 46 Prozent erhielten 20 Prozent nicht einmal die Hälfte der möglichen Zulagen.

Mittlerweile ist die Antwort eingetroffen. Sie fällt größtenteils nichtssagend aus. Eine Standardfloskel lautet „Dazu liegen der Bundesregierung keine Angaben vor“. Für einen der Initiatoren der Anfrage, den FDP- Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler, ist das ein Ärgernis. Er sieht die komplizierte Förderung neben der Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank weiter als Haupt-Hindernis für ein effektives Riester-Sparen. Schäffler kritisiert insbesondere die 2002 eingerichtete Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen: „Wenn eine Behörde mit über 1.500 Mitarbeitern und einem Etat von über 100 Millionen Euro vorgehalten werden muss, um die Förderung zu administrieren, dann läuft etwas falsch.“ Er regt an, die doppelte Prüfung durch Zulagenstelle und Finanzamt zu beenden und alles in die Hände der Finanzämter zu legen. Das würde in seinen Augen nicht nur den Antragsweg vereinfachen, sondern auch Kosten senken und dadurch die Renditen der Riester-Verträge steigern.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“