Wie gut performen Robo-Advisor?
Bis vor kurzem hattest Du vor allem zwei Möglichkeiten in Wertpapiere zu investieren:
- Professionelle Beratung: Ein Bankberater hilft dir bei der Auswahl der Titel. Allerdings hat der Ruf der Banker stark gelitten, weil sie oft den eigenen, statt den Profit des Kunden im Auge hatten. Sprich: Sie verkauften zum Beispiel nicht die besten Fonds, sondern die, die ihnen die höchsten Provisionen einbrachten.
- Depot in Eigenregie: Du suchst selbst nach interessanten Wertpapieren. Kann klappen, kostet aber viel Zeit.
Seit einigen Jahren gibt es eine dritte Möglichkeit: Sogenannte Robo-Advisors. Dabei handelt es sich um eine Art computergesteuerte Beratung über das Internet.
Deinen eigenen Robo-Advisor programmierst du dabei selbst. Durch die Beantwortung eines Fragenkatalogs gibst du zum Beispiel an, wie viel Geld du wie lange anlegen willst und wie hoch das Risiko sein soll. Wenige Augenblicke später hat der Robo-Advisor dann schon die passenden Anlagestrategien parat.
Guter Robo, schlechter Robo
Da alles automatisiert erfolgt, klammert diese Strategie einen wesentlichen Risikofaktor aus: dich. Denn Menschen neigen dazu, finanzielle Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Das geht oft daneben. Denn Emotionen können dich verleiten, zum falschen Zeitpunkt zu kaufen beziehungsweise zu verkaufen.
Dein Robo-Advisor handelt dagegen komplett gefühlskalt und zieht die Anlagestrategie gnadenlos durch. Aber nicht jeder Robo-Advisor arbeitet gleich, Inzwischen werden die Unterschiede zwischen den Anbietern immer deutlicher. Schließlich treffen die dahinterstehenden Algorithmen verschiedene Entscheidungen, die maßgeblichen Einfluss auf die langfristige Entwicklung haben. Wie sich das auswirkt, zeigt etwa der kürzlich veröffentlichte „Robo Report“ von Backend. Die Unterschiede sind zum Teil enorm, generelle Aussagen zur Performance von Robo-Advisorn zu treffen, ist kaum möglich.
Robo Advisor in der Krise
Das Fachmagazin „Der Aktionär“ untersuchte zudem die Performance der Anbieter während der Corona-Krise. Ausgerechnet der deutsche Marktführer Scalable Capital schnitt hier schlecht ab und führt die lange Liste der Verlierer an. Ausnahmslos alle Anbieter haben Geld ihrer Kunden verbrannt, aber Scalable schnitt zwischen dem 1. Januar bis 30. April mit einem Verlust von 18,5 Prozent besonders schlecht ab.
Sutor Bank rangierte mit einem Minus von 11,7 Prozent mit großem Abstand auf dem vorletzten Platz. Für eine abschließende Bewertung sei es zu früh, gibt Erik Podzuweit, Mitgründer und Geschäftsführer des Unternehmens „Der Aktionär“ zu. „Die Coronakrise ist noch lange nicht ausgestanden. Die Aktienmärkte können durchaus noch weiter fallen. Daher wird sich erst nach der Krise zeigen, wie sich welche Strategie geschlagen hat.“
Robo-Advisor selten besser als der Markt
Ob die computergesteuerte Vermögensverwaltung tatsächlich mittel- bis langfristig jeden Experten und Fondsmanager schlägt, ist obendrein alles andere als eindeutig. Denn dazu sind die Robo-Advisor noch nicht lang genug am Markt. Erst nach rund zehn Jahren wird sich zeigen, ob sich die Strategien als erfolgreich erweisen und die Programme besser investieren als Menschen.
Klar ist aber auch: Die meisten Robo-Advisor schneiden nicht besser als der Markt, sprich die großen Aktienindizes ab. Denn da die Robo- Advisor in der Regel in Indexfonds investieren, ist praktisch ausgeschlossen, dass sie den Aktienmarkt langfristig schlagen. Dazu kommt, dass sie ebenfalls in Anleihen und andere festverzinsliche Anlagen investieren, wodurch sie in Aufschwungphasen an der Börse sogar schwächer als der Markt abschneiden können.
Fazit
Robo-Berater sind zwar für viele Anleger und im Speziellen für Einsteiger nicht verkehrt, Wunderdinge darf man aber nicht erwarten. Vor allem wenn du über Börsenwissen verfügst und die Kontrolle über deine Investments nicht aus der Hand geben möchtest, brauchst du keinen Robo-Advisor.