Was du über Börsencrashs wissen musst
Artikel vom 22. August 2019
Viele Sparer scheuen vor allem aus einem Grund die Börse und im Speziellen Aktien: Sie haben Angst vor einem Börsencrash. Denn dann, so die weit verbreitete Annahme, ist das sauer ersparte Geld futsch. Dabei überschätzen die meisten die Folgen eines Börsencrashs. Oder sind einfach falsch aufgestellt.
Das deutsche T-rauma
Deutschland, Mitte der 90er: Die „Volksaktie“ der Telekom soll endlich auch dem kleinen Mann zu großen Renditen verhelfen und Sparbuch und Bausparen vergessen machen. TV-Star Manfred Krug avanciert zum Zugpferd einer groß angelegten Kampagne, die das Land elektrisiert. Jeder will die T-Aktie haben. Im ersten Börsengang 1996 und auch als Ende der 90er-Jahre erleben die Papiere daraufhin einen sehenswerten Höhenflug. Doch dann folgt der bittere Absturz. Im Zuge der Dot-Com-Krise Anfang der 2000er purzelt der Kurs von über 100 auf unter 10 Euro. Hunderttausende Kleinanleger verlieren ihr Erspartes. Der Sturz wirkt bis heute nach. Die unheilvolle Melange aus jähem Absturz und mangelnder Risikostreuung hat sich ins deutsche Gehirn gebrannt. Aktien sind gefährlich, Aktien sind nur etwas für Zocker.
Dabei zeigt der Fall vor allem zwei Dinge:
1. Man sollte nicht nur auf ein Pferd setzen.
2. Geduld zahlt sich an der Börse aus.
Denn: Wer die T-Aktie zum Ausgabekurs von 28,50 DM bekommen hat (entspricht 14,57 Euro), hätte Stand heute (Kurs: 14,93) zwar keinen Riesengewinn gemacht, aber im Schnitt rund 4 bis 5 Prozent Dividende pro Jahr eingestrichen. Unterm Strich kann sich das sehen lassen. Dabei ist die T-Aktie ein denkbar schlechtes Beispiel. Denn in der Regel erholen sich Aktien nach einem Börsencrash meist deutlich besser. So waren zum Beispiel die Kursverluste des berüchtigten 1987er-Crashs bereits ein halbes Jahr später bereits zum größten Teil wieder wettgemacht. Aus historischer Sicht handelt es sich also lediglich um eine kleine Delle.
Die Zeit ist dein Freund
Was du nie vergessen darfst: Du solltest kein Geld in Aktien investieren, wenn a) du auf das Geld angewiesen bist und b) es in absehbarer Zeit wieder brauchst. Andersherum: Wenn du Aktien (ETFs, Aktienfonds etc.) kaufst, solltet du mindestens zehn bis 15 Jahre Zeit mitbringen und das angelegte Kapital bis dahin nicht benötigen. Mit dieser Strategie bist du nahezu immer auf der sicheren Seite, zeigt die Börsengeschichte. Selbst absolute Börsenbeben wie die Finanzkrise von 2008 waren wenige Jahre später wieder vergessen.
Die größten Crashs der Börsengeschichte
Ausnahmen bestätigen die Regel
Bislang gibt es nur zwei spezielle Ausnahmen, bei denen sich die Kurse nicht schon nach .
- Der Japan-Crash von 1990. Der Nikkei verlor binnen Jahresfrist über 40 Prozent und stürzte das Land in eine der schlimmsten Krisen, von denen sich Japan bis heute nicht erholen konnte. Der Leitindex Nikkei dümpelt seitdem in einem Korridor zwischen 10.000 und 25.000 Punkten umher. Der Höchststand von knapp 40.000 Punkten wurde nie wieder erreicht.
- Der Schwarze Donnerstag von 1929. Die Krise, ausgelöst durch den Zusammenbuch der New Yorker Börse, traf ausnahmslos alle Staaten weltweit, besonders aber die USA und Deutschland. Eine fatale Mischung aus Massenarbeitslosigkeit und Geldentwertung war die Folge. Es dauerte länger als ein Jahrzehnt, bis die Wirtschaft wieder in Schwung kam und die Kurse wieder kletterten.
Von der Weltwirtschaftskrise haben die Notenbanken aber gelernt und fluten die Märkte bei Krisen mit billigem Geld. Dadurch wollen sie Investitionsanreize schaffen. Ein Große Depression wie in den 1930er-Jahren ist aus diesem Grund heute eher unwahrscheinlich.
Fazit
Bei Börsenturbulenzen ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wenn du in Panik verkaufst, musst du meist die bittersten Verluste verkraften. Je länger du hingegen locker bleibst und weiter fleißig und regelmäßig investierst, desto größer die Chance, dass du solche Krisen einfach aussitzt.