Zum Glück „nur“ der Kurs

Sinkflug bei Lufthansa

von Nils Matthiesen

Nach Malle für 20 Euro? Kann sich irgendwie nicht rechnen, oder? Aus diesem Grund geht es immer mehr Fluggesellschaften schlecht. Jetzt trifft es auch die Lufthansa.

Billig-Airlines machen dem „Kranich“ zu schaffen. Denn die Konkurrenz baut auf der Kurzstrecke das Streckennetz immer weiter aus. Die Folge: Das Unternehmen senkt das Gewinnziel um 400 bis 700 Millionen Euro. Die Airline selbst spricht von einem „aggressiven“ Geschäftsausbau der Billig-Konkurrenz und beklagt die dadurch fallenden Ticketpreise. Die Konkurrenz sei bereit, für den Ausbau an Marktanteilen erhebliche Verluste hinzunehmen. Das schmeckt der Lufthansa natürlich nicht, denn sowas schlägt sich auf den Gewinn nieder.

Gewinn und Umsatz schrumpfen

Demnach rechnet das Management von Europas größter Fluglinie mit einem operativen Gewinn zwischen 2 und 2,4 Milliarden Euro, angepeilt waren ursprünglich allerdings 2,4 bis 3 Milliarden Euro. Ebenfalls schlecht: Die Billigtochter Eurowings dürfte gar keinen Gewinn erwirtschaften und rote Zahlen schreiben. Nicht viel besser sieht es bei den konzerneigenen Netzwerk-Airlines Swiss und Austrian aus. Trübe Aussichten gibt es auch beim Umsatz, der nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich zulegen soll. Das Umfeld bleibe zudem weiter schwierig, so die Lufthansa-Führung. Bei den Aktionären kommen die Zahlen selbstredend nicht gut an, aktuell ist die Aktie der größte Tagesverlierer im DAX.

Preiskampf macht Airlines zu schaffen

Genau wie der Lufthansa geht es auch vielen anderen europäischen Airlines schlecht. Die neuen Herausforderungen sind vielfältig, angefangen beim Greta-Effekt (schlechte CO2-Bilanz), einem hohen Ölpreis bis hin zur schwächelnden Wirtschaft. All diese Probleme kommen zu einer Zeit, in der die Branche aufgrund des großen Wettbewerbs sowieso stark unter Druck steht. Aktuell gibt es deutlich mehr Angebot als Nachfrage, die Airlines müssen darum kämpfen, ihre Maschinen voll zu bekommen.

Flugpreise sinken weiter

Auch Ryannair musste jüngst einen Gewinneinbruch um 39 Prozent vermelden. Ähnlich übel ist die Lage bei Easyjet. Und der britische Reisekonzern Thomas Cook versucht seine Fluglinie Condor zu verkaufen. Aus Kundensicht erfreulich: Das Angebot an Billigflügen wächst weiter. Trotz steigender Kerosinpreise sind also weitere Preissenkungen möglich. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in diesem Frühjahr lag die Spanne bei den untersuchten Gesellschaften 2017 zwischen knapp 50 und 106 Euro pro Strecke. Im Jahr zuvor waren noch zwischen 53 und 117 Euro fällig.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.