„Man muss Lust auf Kapitalmärkte haben und den Mut, unbequeme Fragen zu stellen.“ – Im Gespräch mit Max Meier
Max, Du bist 32 Jahre alt, Unternehmer, Aufsichtsrat, Volljurist und Rechtsanwalt. Klingt nach einem beeindruckenden Lebenslauf für Dein Alter. Erzähl uns kurz, wie Dein Weg in die Finanzwelt aussah.
Ich habe fünf Jahre im klassischen Asset Management als Wertpapieranalyst gearbeitet. Während meines Referendariats war ich außerdem bei einer Schweizer Private-Equity-Gesellschaft tätig – so habe ich den Schweizer Finanzplatz intensiv kennengelernt. Danach habe ich im Bereich Transaction Tax bei einer Big-4-Gesellschaft gearbeitet und Einblicke in das Zusammenspiel von Recht, Finanzen und Steuern bekommen. Parallel habe ich Unternehmen gegründet und geführt – Finanzkennzahlen und Unternehmeralltag sind für mich also kein Neuland.
Wie kam es dann zu Deinem Sitz im Aufsichtsrat der Greiff capital management AG?
2015 habe ich mich initiativ bei Greiff beworben. Damals stand ich kurz vor dem Verkauf meines eigenen Unternehmens und wollte etwas Neues neben meinem Jurastudium. Bei Greiff habe ich vier spannende Jahre als Analyst erlebt und gesehen, wie das Unternehmen von 250 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro Assets under Management gewachsen ist. Heute verwalten wir rund 1,7 Milliarden Euro. Für mich war klar: Ich möchte dieses Unternehmen weiter begleiten – vor allem, weil ich das Team und seine Werte schätze und meine Perspektiven einbringen wollte.
Du bist damit einer der jüngsten Aufsichtsräte Deutschlands. Was hat Dir diesen Weg ermöglicht?
Zum einen, dass ich Erfahrung auch außerhalb des Asset Managements gesammelt habe – als Gründer, Geschäftsführer und in unterschiedlichen Branchen. Zum anderen war ich nach meinem Weggang nie wirklich weg, habe die Entwicklung von Greiff aufmerksam verfolgt und den Kontakt gehalten. Dieses echte Interesse hat am Ende sicher auch eine Rolle gespielt.
Wie definierst Du die Rolle eines Aufsichtsrats?
Natürlich gibt es den klaren gesetzlichen Rahmen, aber ich finde: Ein Aufsichtsrat sollte nicht nur kontrollieren, sondern auch Sparringspartner für den Vorstand sein. Für mich ist er die Brücke zwischen dem Innenleben des Unternehmens und der Außenwelt. Wir überwachen, beraten, hinterfragen – und wirken so direkt an der strategischen Ausrichtung mit.
Welche Fähigkeiten braucht man dafür?
Interesse am Kapitalmarkt, analytisches Denken, Mut zu unbequemen Fragen, Objektivität und den Willen, sich ständig weiterzubilden. Ein Aufsichtsrat muss das Geschäftsmodell und die regulatorischen Rahmenbedingungen verstehen – und wissen, dass er selbst in der Haftung steht.
Wie wichtig ist der Austausch mit der Geschäftsführung?
Extrem wichtig. Die Geschäftsführung kennt das Tagesgeschäft, wir bringen die Perspektive des objektiven Dritten ein. Dieser Dialog ist entscheidend, um Risiken frühzeitig zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Wo siehst Du die größten Veränderungen im Asset Management?
Wir erleben gerade eine Abkehr vom blinden ESG-Investing und einen Konsolidierungsprozess: Kleine Fonds und Asset Manager verschwinden zunehmend. Dazu kommen Herausforderungen wie der Kostendruck durch ETFs und die pauschale Behauptung, aktives Management lohne sich nicht. Der Vertrieb muss kreativer werden, Relationship Management serviceorientierter.
Und Deine Prognose für die Zukunft?
Ich glaube, wir werden mehr Übernahmen kleiner Gesellschaften sehen. Große Häuser wollen schnell wachsen und institutionelle Kunden gewinnen – dafür sind Zukäufe ein einfacher Weg. Wer als kleiner Player bestehen will, muss sich klar positionieren.
Max Meier hat mit 32 erreicht, was viele erst spät in ihrer Karriere schaffen. Sein Erfolgsrezept: echte Leidenschaft für Kapitalmärkte, ein breites Skillset und der Mut, Dinge zu hinterfragen. Für ihn ist der Aufsichtsrat mehr als ein Kontrollorgan – er ist Sparringspartner, Strategieberater und wichtiger Impulsgeber für nachhaltigen Erfolg.