Mai 2025: Frühlingsrally, Zollbremsen gelockert, Tech-Giganten ziehen davon

Begründet war das Kursfeuerwerk vor allem in zwei Faktoren: Erstens schaltete Präsident Trump überraschend einen Gang zurück und setzte einen Großteil seiner Strafzölle vorläufig außer Kraft. Zweitens sorgten die Tech-Schwergewichte – allen voran Apple, Microsoft und Nvidia – mit überragenden Quartalszahlen für einen neuen Wachstumsschub. Anleger hatten damit einen klaren Fahrplan: Zurück in Risiko, solange der Tarifwind abflaut und Big Tech weiter liefert.

Euro Stoxx 50 – Tops & Flops

Der europäische Leitindex zog um 4,0 % an. Angeführt wurde der Vormarsch von Zahlungsdienstleister Adyen (+19,2 %), der dank höherer Transaktionsvolumina und starker Margenguidance wieder in der Gunst der Investoren steht. Die Rücknahme amerikanischer Tech-Zölle gab Halbleitertiteln zusätzlichen Schub: Infineon sprang 18,6 % nach oben, ASML folgte mit 12,3 %. Auch die Banken – Banco Santander (+13,7 %) und UniCredit (+11,0 %) – profitierten von stabilen Zinsmargen.

Auf der Verliererseite dominierten dagegen Konsum- und Pharmawerte. Sanofi stürzte -8,7 % ab, nachdem Preisdruck auf ein Schlüsselmedikament bekannt wurde. Luxushäuser wie LVMH (-2,0 %) und Kering (-3,4 %) spürten die Zurückhaltung chinesischer Shopper. Selbst Defensiv-Ikone Danone gab 1,0 % nach, weil steigende Verpackungskosten auf die Marge drückten.

S&P 500 – Sektoren im Fokus

Die US-Performance erzielte mit 6,2 % nicht nur einen historischen Mai-Rekord, sie verteilte sich auch deutlich asymmetrisch.

Information Technology führte mit 10,8 % – KI-Rechenzentren, Chip-Engpässe und Cloud-Budgets sorgten für einen Nachfragesturm.

Communication Services legten 9,6 % zu, getragen von Werbe- und Streaming-Erlösen.

Consumer Discretionary überraschte mit 9,4 %, weil Zollerleichterungen kurzfristig die Importkosten drückten.

Auf der anderen Seite schwächelte Health Care mit -5,7 %: Mehrere Pharmariesen senkten die Ausblicke, und politische Rufe nach Preisdeckeln wurden lauter. Energie schaffte trotz leicht erholter Ölpreise nur +0,3 %, denn Anleger bevorzugten saubere Stromversorger und Solartitel.

S&P 500 – Einzelwert-Spotlight

Ganz vorn sprintete NRG Energy (+42,3 %) dank Strompreisspitzen und staatlichen „Reshoring“-Subventionen. Seagate Technology (+29,6 %) profitierte von massiven Bestellungen für KI-Speicherlösungen, während Carnival (+26,6 %) von wiederkehrender Reiselust nach der Zoll-Entspannung lebte.

Derweil stürzten einige Gesundheitstitel ab: UnitedHealth verlor -26,6 %, weil teurere OP-Claims drohen, Eli Lilly (-17,9 %) bremsten Patentsorgen aus, und Regeneron (-18,1 %) meldete enttäuschende Studiendaten.

Makro-Wrap-Up: Tarif-Tango, Fed-Zwickmühle und die Magnificent Seven

Der Monat begann mit glänzenden Tech-Berichten – Microsoft, Meta und Apple übertrafen die Erwartungen klar. Doch kaum kamen Kursfeuerwerke auf, kehrte das alte Handelsthema zurück: neue Drohungen gegen EU-Waren, kryptische Tweets zu China, gefolgt von der spektakulären 90-Tage-Zollpause. Diese Achterbahn ließ Volatilität kurzzeitig explodieren, doch die Entspannung dominierte: Zölle auf chinesische Importe wurden von 145 % auf 30 % gekappt, Pekings Gegenmaßnahmen fielen moderat aus.

Gleichzeitig demonstrierten die Magnificent Seven ihre Marktmacht: Apple, Alphabet, Amazon, Microsoft, Meta, Nvidia und Tesla meldeten im ersten Quartal ein Gewinnwachstum von stolzen 28 % – der Rest des S&P 500 brachte es gerade auf 9,4 %. Ihre Gewinnüberraschungen lagen deutlich über dem Marktschnitt, sodass selbst hohe Bewertungen viele Investoren nicht abschreckten. Solange US-Staatsanleihen über 4 % rentieren, bleibt Wachstum knappes Gut – Tech bietet es.

Inflationsseitig gab es Erleichterung: CPI und Kern-PCE fielen moderater aus, woraufhin Renditen von 4,4 % auf 4,1 % zurückgingen. Doch Moody’s warnte vor wachsenden Defiziten und stutzte den US-Rating-Ausblick. Die Fed steckt damit tiefer denn je in der Zwickmühle: Wachstum kühlt ab, der Konsum schwächelt, aber Preisdruck und Haushaltsrisiken verhindern schnelle Zinssenkungen. Der Markt rechnet nun mit maximal drei Schnitten bis Jahresende.

Fazit & Ausblick

Mai 2025 brachte den stärksten Frühjahrs-Schwung seit Jahrzehnten: Rücklaufende Zölle, historisch gute Tech-Gewinne und kühle Inflationsdaten hievten die Indizes auf neue Höhen. In Europa glänzten Halbleiter und Banken, Luxus und Pharma blieben im Schatten. In den USA dominierten KI-Gewinner und Versorger, während Health Care kapitulierte. Für Juni richten sich alle Blicke auf drei Fragen: Verlängert Trump die Zollpause oder folgt der nächste Nadelstich? Kann die Fed eine Balance aus Preisstabilität und Wachstum halten? Und hält die KI-Euphorie dem Bewertungsdruck stand? Wer flexibel bleibt, behält die Oberhand – denn das Börsenwetter kann noch immer in Sekundenschnelle drehen.

Wenn Sie mehr erfahren möchten, lade ich Sie herzlich ein, unseren wöchentlichen Newsletter „Die Woche IM FOKUS“ sowie unseren täglichen Podcast „Börsen-Quickie“ – von meinem Team und mir bei der AMF Capital AG – kostenlos zu abonnieren.