Euro Stoxx 50: Luxus am Boden, Finanzen im Höhenflug
Trotz all der globalen Dramen musste der Euro Stoxx 50 „nur“ ein Minus von -3,94 % verkraften. Die großen Gewinner kamen aus der Finanzbranche:
Deutsche Börse ließ die Korken knallen mit +8,3 %,
Allianz und Münchener Rück (jeweils gut +6 %) zeigten, dass Versicherungen und Börsenbetreiber in wackeligen Zeiten durchaus glänzen können.
Auf der anderen Seite gab’s einen waschechten „Luxus-Crash“. Kering verlor satte -30 %, dicht gefolgt von Adyen mit rund -19 % und LVMH mit -17,7 %. Selbst Ferrari konnte das Gaspedal nicht durchdrücken und landete mit -12,8 % im Minus. Man könnte sagen: Statt Champagner und teuren Handtaschen waren in Europa eher Versicherungs- und Börsenaktien angesagt – das Portemonnaie sitzt wohl nicht mehr ganz so locker.
S&P 500: Sparfüchse schlagen Luxusreisen
Auf der anderen Seite des Atlantiks hagelte es im S&P 500 ein deftiges -5,75 %. Doch selbst bei Gegenwind gibt es Gewinner:
Dollar General legte rund +18,5 % zu und bewies damit, dass Schnäppchen und Discounter bei verunsicherten Verbrauchern gerade hoch im Kurs stehen.
Energy als Sektor stieg um +3,75 % und hielt damit die Flagge für die USA zumindest ein Stück weit hoch – anscheinend ist Öl in Zeiten politischer Unsicherheit immer noch eine Bank.
Weniger Glück hatten die Airlines, als wären sie ohne Fahrgestell auf der Landebahn aufgeschlagen: Delta und United fielen jeweils um rund -27 %. Ob Zollrisiken, Benzinpreise oder einfach schlechte Stimmung – hier herrschte zweifellos Turbulenz in der Kabine.
Zölle, Tech und harte Bandagen
Warum also dieser Sturm? Ein wichtiger Treiber war die Zollpolitik der Trump-Regierung. Nachdem bereits im Februar heftige Maßnahmen angekündigt wurden, kam es im März noch dicker: Neue Tarife auf Importe aus Kanada, Mexiko, China und der EU jagten Autokonzernen und Tech-Giganten wie Ford, Nvidia oder Tesla einen ordentlichen Schrecken ein. Mal hieß es „25 % Strafzölle auf Autos und Halbleiter“, dann wieder „Wir sind im Gespräch, vielleicht kommt alles ganz anders“. Die Märkte bewegten sich quasi im Takt der Twitter-Meldungen aus Washington.
Insbesondere die Tech-Branche bekam die Launen zu spüren. Während einzelne Firmen wie Broadcom oder GameStop (mit ihrem unerwarteten Krypto-Vorstoß) positive Ausreißer zeigten, schlitterte die Gesamtstimmung immer wieder in den Keller. Nvidia überzeugte zwar mit starken AI-Plänen, musste aber Lieferungssorgen und erhöhte Konkurrenz aus China verkraften. Tesla erwischte es heftig, bevor die Hoffnung keimte, es könne bei den neuen Autozöllen geschont werden. Unterm Strich blieb: Viel heiße Luft und noch mehr Nervosität.
Inflation: Zäher Kaugummi für die Fed
Parallel rumorte das Thema Inflation. Die Preise wollten und wollten nicht runter, eher im Gegenteil. Die Kern-PCE (das liebste Maß der US-Notenbank) kletterte um 0,4 % zum Vormonat und lag mit 2,8 % im Jahresvergleich deutlich über der 2 %-Zielmarke. Fed-Chef Powell bemühte sich zu beschwichtigen, man sei überzeugt, dass Zoll-inflationäre Effekte nur „vorübergehend“ seien, und hielt die Zinsen bei der März-Sitzung konstant. Zudem stellte er weiterhin zwei mögliche Zinssenkungen für das laufende Jahr in Aussicht. Doch dem Markt war das nicht so ganz geheuer – angesichts steigender Kosten, wackelnder Konsumstimmung und rückläufiger Wachstumsprognosen fielen viele Anleger lieber auf Nummer sicher.
Ernüchternde Konjunkturdaten und mauer Ausblick
Die Konjunktur funkte weitere Sorgenzeichen:
Das Verbrauchervertrauen sank auf ein Tief seit 2022,
Einzelhandelsumsätze enttäuschten,
und die Arbeitsmarktdaten zeigten erste Risse (weniger Neueinstellungen, Korrekturen bei früheren Zahlen).
Die Analysten vom Atlanta Fed sahen zum Ende des Monats sogar ein mögliches -2,8 % BIP-Wachstum für das erste Quartal am Horizont – ganz sicher kein Grund zum Jubeln. Zwar gab es immer wieder kurze Phasen, in denen Gerüchte über „weicheres Vorgehen“ bei den Zöllen die Kurse stützten, doch sobald aus dem Weißen Haus der nächste Hammer drohte, setzte die Ernüchterung wieder ein.
Fazit: Anschnallen für das zweite Quartal
Angesichts dieses wilden März-Auftakts hat sich spätestens jetzt gezeigt: Wenn Tarife, Tech und Inflation gleichzeitig in den Ring steigen, fliegen die Fetzen. Während in Europa Banken und Versicherer den Kurszuwachs retteten und Luxuskonzerne Federn ließen, dominierten in den USA vor allem die Energiebranche und Discount-Ketten. Doch die allgemeine Marschrichtung blieb abwärts – und das gilt wohl, solange der Zollkrieg tobt und die Inflationsrate wie festgeklebt über der Zielmarke verharrt.
Mit Blick auf April stellt sich die Frage: Kommt es dank Verhandlungen zu einer Atempause oder droht gleich der nächste Zollohrfeigen-Marathon? Die Fed sitzt derweil zwischen den Stühlen und versucht, einerseits die Konjunktur zu stützen, andererseits die Inflation nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Kurzum: „Es bleibt spannend“, wie man so schön sagt – und wahrscheinlich wird es in naher Zukunft nicht ruhiger, sondern eher noch turbulenter. Da hilft nur ein fester Sicherheitsgurt und gegebenenfalls eine ordentliche Portion Humor, um die Stimmung an den Märkten zu ertragen.
Wenn Sie mehr erfahren möchten, lade ich Sie herzlich ein, unseren wöchentlichen Newsletter „Die Woche IM FOKUS“ sowie unseren täglichen Podcast „Börsen-Quickie“ – von meinem Team und mir bei der AMF Capital AG – kostenlos zu abonnieren.
Cheerio!