Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass mein Smartphone das ist, was ich als erstes aus einem brennenden Haus retten würde (denn ich habe ja eine Cloud), aber vermutlich wäre es unter den Top 3. Na ja. Wahrscheinlich hätte ich es sowieso bei mir. Denn an wenig hänge ich mehr, als an diesem kleinen Ding, das mir hilft, mich zu erinnern, mit Freunden zu sprechen, alles auf Bildern festzuhalten, zu arbeiten, Texte zu schreiben, das Wetter zu erfahren, meine Mails zu lesen. My Smartphone is my castle.
Alle zwei Jahre kaufe ich mir ein neues und verkaufe das alte Telefon. Das kostet mich im Schnitt abzüglich des Wiederverkaufs um die 300 Euro im Jahr (wenn ich es zwei Jahre behalte). Würde ich es direkt kaufen. Aber weil ich es wie die meisten dummen Menschen über meinen Mobilfunkanbieter abstottere, bezahle ich eher 500 pro Jahr. Dafür habe ich dann zusätzlich eine Daten-Flat und all die anderen Bequemlichkeiten, die mir dabei helfen, noch viel, viel mehr online zu sein und deshalb noch viel, viel mehr zu konsumieren.
Und nicht nur für den Vertrag und das Telefon gebe ich eine Menge Geld aus, sondern auch für Apps und Dienste. Zwei Clouds, hier eine Premium-Version, da ein Abo. Für mich wurde all das in den letzten Jahren selbstverständlich. Denn Mein Telefon ist eine Art externes Gehirn, der Kopfersatz, wenn alles Chaos und Termine und Kopfweh und Überforderung ist. Es erinnert mich an den Zahnarzt, ich überweise Geld damit, bezahle Freunden Geld zurück, ich speichere mein ganzes Leben und alle Texte in der Cloud. Wenn ich tot bin, findet man mein ich noch immer in der Cloud, meine Gedanken noch immer in App Speichern und alle Menschen, die mir wichtig sind, im digitalen Telefonbuch.
Ich bin fünfunddreißig Jahre alt – ich gehöre also zu den Menschen, die in der Schizophrenie der Digitalität aufgewachsen sind. Ein halbes Leben ohne Internet und Smartphone. Und die andere Hälfte mit. Daneben: Meine Eltern, von denen nur einer ein Smartphone hat, das beide dann nutzen.