In Nachhaltigkeit investieren: Tipps, Strategien und Siegel
Nachhaltiges Investieren: Was bedeutet das überhaupt?
Nachhaltigkeit ist in vielen Bereichen ein ungenauer Begriff. Was genau nachhaltig ist, wird von vielen anderes definiert und gesehen. Manche finden es nachhaltig nur drei Mal in der Woche Fleisch zu essen, andere bekommen schon beim Gedanken einen Coffee-to-go-Becher zu kaufen einen Schweißausbruch. In der Finanzwelt ist es nicht anders. Die Nachhaltigkeits-definition macht jeder selbst.
Im Endeffekt bestimmst du, was für dich nachhaltig ist und was dir besonders wichtig ist. In Sachen Investieren bleibt dir da die Recherche nicht ganz erspart, damit die Definition von Nachhaltigkeit vom Unternehmen zu deiner passt. Wir lassen dich dabei natürlich nicht alleine und haben hier vier Strategien, die dir helfen können.
Auch, wenn du alle diese Strategien nutzt, kann es im ersten Augenblick schwierig wirken, das passende Unternehmen zu finden. Oft ist dies auf den ersten Blick nicht ganz einfach zu erkennen. Nicht selten nutzen Unternehmen auch Greenwashing-Kampagnen, um sich nachhaltiger darzustellen als sie wirklich sind. Greenwashng wird von vielen Unternehmen im Marketing einsetzt. Kaum eine Branche findet nicht solche Unternehmen in seinen Reihen.
Greenwashing bedeutet, dass Firmen gezielt mit Nachhaltigkeit werben, ohne nachhaltig zu sein. Dafür werden manchmal sogar selbstgeschaffene Zertifikate oder Label auf die Produkte gedruckt, die den Anschein erwecken sollen besonders „grün“ zu sein. Meist handelt es sich hier um gezielte Marketing- oder PR-Kampagnen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff Nachhaltigkeit nicht geschützt ist. Jedes Unternehmen kann sich im Prinzip als nachhaltig bezeichnen.
Nachhaltigkeitssiegel können Hilfestellung geben
Zum Glück bist du aber nicht auf komplett verlorenen Posten. In der Finanzwelt gibt es Siegel, die dir eine Orientierung geben können. Die gängigsten Nachhaltesiegel sind folgende:
Das FNG-Siegel erhalten FondsanbieterInnen, wenn sie selber nachweisen können, dass 90 Prozent der Titel im Portfolio nach ESG-Kriterien analysiert sind. Die Abkürzung ESG steht für die Begriffe Enviroment, Social und Governance. Also sind Unternehmen, die mit Waffen oder Atomkraft ihr Geld verdienen oder gegen Menschenrechte sowie gegen den Umweltschutz verstoßen, raus.
Ein weites Siegel ist das ECOreporter-Siegel. Hierbei wird das Nachhaltigkeitsprofil untersucht.
Weiterhin gibt es den DAX 50 ESG-Index. Der enthält die nachhaltigsten Unternehmen aus dem HDax und umfasst etwa 100 Werte aus DAX, MDax und TecDax. Ausschlusskriterien folgen dem „UN Global Compact“-Prinzip. Der UN Global Compact ist nach eigenen Angaben die weltweit größte und wichtigste Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Dort werden Waffen, Tabak, Kohle, Kernkraft und Militärprodukte ausgeschlossen. Aus den Werten, die dann noch übrig bleiben, wird eine Rangliste erstellt. Marktkapitalisierung, Börsenumsatz und ESG-Bewertungen sind hier die Kriterien für die Liste. Daraus entsteht dann die Top-50-Werte für den ESG-Index.
Ökonomische, ökologische und sozialen Kriterien werden in dem Dow Jones Sustainability Indices berücksichtigt. Dort gibt es 40 Indizes aus unterschiedlichen Ländern und Regionen.
Wie wir immer wieder lesen, hören und in Medienberichten sehen, sind Siegel allerdings keine einhundertprozentige Garantie, dass wirklich alles nachhaltig ist. Im besten Fall recherchierst du eigenständig über die Unternehmen, die dich interessieren und in deinen Kriterienkatalog passen. Wie bei jedem Invest solltest du das Unternehmen kennen und verstehen, was du mit deinem Geld unterstützt. Denn viele Unternehmen haben kein homogenes Geschäftsmodell und beziehen Umsätze aus unterschiedlichen Quellen. Manchmal kann es auch sein, dass Grenzwerte für die umstrittenen Geschäftsbereiche vereinbart werden, um dennoch das Siegel zu erhalten. Wie zum Beispiel, dass nur wenige Prozentteile des Umsatzes aus der Waffenherstellung kommen.
Nutze dabei verschiedenen Quellen wie die Unternehmensseite, journalistische Artikel und Studien. Zudem kannst du auch immer deine befreundeten AnlegerInnen fragen. Vielleicht haben sie einen Tipp für dich.
Ansonsten haben wir für dich hier noch einen kleinen Leitfaden erstellt:
- Welche Bestandteile und einzelne Unternehmen sind in dem Fonds vertreten?
- Welche Anlegestrategie wird verfolgt und welchen Nachhaltigkeitsansatz hat das Unternehmen? Passt das zu dir?
- Passt das Produkt zu deinem Risikoprofil?
- Hat der Fonds oder das ETF ein Siegel und wenn ja, welches ist es?
- Welche Kriterien muss der Fond oder das Unternehmen erfüllen, um dieses Siegel zu erhalten?
Abschließend lässt sich sagen: Schalte einfach immer deinen gesunden Menschenverstand ein und achte auch zwischendurch mal auf dein Bauchgefühl. Ist dir das Anlegen in nachhaltige Unternehmen wichtig, ein Unternehmen sieht gut aus, aber irgendwas kommt dir nicht nachvollziehbar vor, lege dies erst einmal zur Seite und schau dir ein anderes an.