Gold bei 5.500 US-Dollar? Eine politische Fed macht es möglich
Über den geplanten Umbau der Federal Reserve habe ich an dieser Stelle bereits ausführlich geschrieben. Die Ereignisse beginnen sich jedoch nun zu überschlagen und die Zeitachse verkürzt sich im Zweifel deutlich. Die Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook ist nicht nur ein einmaliger Vorgang, sondern kann das eigentliche Ziel der Trump-Administration in greifbare Nähe bringen.
Wie immer denkt Trump außerhalb der üblichen Grenzen. Entscheidend ist nicht, dass es keinen offiziellen Weg gibt, um einen Fed-Gouverneur zu kündigen. Ein Gouverneur wird von einem US-Präsidenten ernannt und vom US-Senat bestätigt. Lisa Cook hatte diese Hürde 2022 nur genommen, nachdem Vizepräsidentin Kamala Harris seinerzeit das Patt im US-Senat mit ihrer Extra-Stimme zugunsten von Cook brach. Sie gilt als DEI-Hire und wurde geschlossen von den Republikanern abgelehnt. Mit der Bestätigung in der Tasche hat Cook dann im Mai 2022 ihr Amt im entscheidenden Board of Governors der Federal Reserve angetreten. Ein Posten, der ihr eine unkündbare Amtszeit bis 2038 garantierte.
Ein Fed-Gouverneur kann nur vorzeitig des Amtes enthoben werden, wenn er eine schwere Straftat begeht. Beispielsweise Amtsmissbrauch oder Veruntreuung. Die Trump-Administration fokussiert sich auf zwei Hypothekenverträge, die Cook für zwei Immobilien in zwei verschiedenen US-Bundesstaaten im Abstand von zwei Wochen aufgenommen hatte. Bei beiden Hypothekenanträgen soll Cook versichert haben, dass die jeweilige Immobilie ihrem Lebensmittelpunkt und erstem Wohnsitz entspricht. Eine gewichtige Versicherung, da dadurch die Objektkäufe und Finanzierungen erst möglich wurden. Natürlich kann man nicht gleichzeitig an zwei weit auseinanderliegenden Orten seinen Lebensmittelpunkt haben. Die offene Frage ist jedoch, ob überhaupt Beweise für die Vorwürfe vorliegen. Auch beziehen sich die Vorwürfe auf die Zeit vor dem Amtsantritt.
Schon ein vierter Loyalist würde das Stimmenverhältnis kippen
Das Ziel von Trump ist letztlich nicht zwingend eine Verurteilung, sondern der Rückzug von Cook. Dazu braucht es aber keine Verurteilung, es reicht schon, genügend öffentlichen Druck auszuüben und die Reputation der Fed-Gouverneurin so sehr in Misskredit zu ziehen, dass es zu einer allgemeinen Vorverurteilung kommt, und Cook letztlich einen außergerichtlichen Vergleich sucht, der einen Rücktritt beinhaltet. Gelingt dies, bekommt Trump die Gelegenheit, einen vierten Loyalen im Board of Governors zu installieren, womit das Stimmenverhältnis so kippt, dass der Präsident indirekt Einfluss auf die Geld- und Zinspolitik der Federal Reserve nehmen kann.
Wie wird der Kapitalmarkt auf eine politische Fed reagieren? Wir reden dann zum Beginn einer politischen Notenbank sicherlich nicht über türkische Verhältnisse, aber man schlägt dann in den USA zumindest die gleiche Richtung ein. Denn noch nie seit Gründung der Federal Reserve vor mehr als 100 Jahren war die Unabhängigkeit der Notenbank ausgehebelt worden, auch wenn der eine oder andere Politiker davon träumte.
Der Aktienmarkt würde eine politische Fed feiern. Nehmen wir an, dass Trumps Loyalisten für einen straffen Zinssenkungskurs stimmen und wir 2026 bei einer Fed Funds Target Rate von 2,0 % p. a. aufwachen, dann hat der Aktienmarkt inzwischen neue Allzeithochs gesetzt. Denn eine Halbierung der Fremdkapitalkosten wird die Nachfrage nach Konsum und Investitionen erheblich erhöhen. Viele Geschäftsmodelle, die auf dem heute immer noch stark erhöhten Zinsniveau wirtschaftlich nicht umsetzbar sind, werden bei einem Zins von 2 % am kurzen Ende durchaus attraktiv. Die wirtschaftliche Aktivität würde durch eine politische Fed also mit hoher Sicherheit angekurbelt werden.
Die Gewinner und Verlierer einer politischen Fed sind sehr unterschiedlich
Auch das kurze Ende der Dollar-Zinsstrukturkurve würde eine starke Rallye sehen. Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu 2 Jahren würden hohen Zuspruch sehen, denn dieser Bereich hat eine hohe positive Korrelation mit der Fed Funds Target Rate. Auch sind solche kurzen Laufzeiten selten von Inflationsproblemen geplagt, außer die Preise galoppieren gewaltig.
Der größte Verlierer wäre ohne Zweifel das lange und ultralange Ende der Zinsstrukturkurve. US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit und mehr hängen eng an der langfristigen Inflationserwartung des Kapitalmarktes. Richtet Präsident Trump eine politische Fed ein, kann sich jeder Anleger an fünf Fingern abzählen, dass der zusätzliche Konsum und die hohen zu erwartenden Investitionen zu einem nachgelagerten Inflationsschub in den kommenden Jahren führen werden. Entsprechend werden die Anleger die langen Laufzeiten abverkaufen, was die Renditen auf Endfälligkeit schnell über 5 % p. a. und höher treiben kann.
Den Jackpot ziehen aber die Gold-Bugs. Denn das Edelmetall ist für Situationen wie diese geschaffen. Von der Bindung des Dollars an das Gold hatte sich bereits das Weiße Haus unter Richard Nixon – dem großen Vorbild von Trump – verabschiedet. Die Bindung wurde durch glaubwürdigen Sachverstand ersetzt. Eliminiert das Weiße Haus aber nun auch noch diese Bindung und unterstellt die Geld- und Zinspolitik der Regierung, dann verliert der Dollar seinen letzten Halt. Die Reaktion all derjenigen, die ihr Vermögen sichern wollen, ist es daher in einer solchen Situation, Gold zu kaufen.
Die zusätzliche Nachfrage aus den USA würde bereits ausreichen, um Gold auf ein neues Rekordhoch zu bringen. Doch in diesem Szenario kommt noch die zusätzliche Nachfrage aus dem Rest der Welt hinzu. Denn aufgrund der Dominanz des Dollars, der die Weltwirtschaft wie keine andere Währung beherrscht, bildet die Zinspolitik im Dollar-Währungsraum das Fundament für alle anderen wichtigen Währungen auf der Welt. Kommt es zu einem Beben im Dollar-Zinsmarkt, dann geraten auch alle anderen entsprechend in Bewegung. Und da die Erwartung einer langfristig steigenden Inflation mit einer politischen Fed einhergeht, werden sich auch die meisten Vermögenden im Rest der Welt mit Gold gegen eine Abwertung des Dollars absichern.
Wir stehen also vor einem potenziellen Szenario, wo parallel weltweit eine signifikante Nachfragewelle auf ein sehr begrenztes Angebot zurollt. Ein Markt, der von den Verkäufern bei der Preisbildung dominiert würde. Ein solches Szenario würde unweigerlich zu einer Fahnenstange beim Goldpreis führen. Und mit solchen Fahnenstangen hatten wir zuletzt in den 70er-Jahren Erfahrungen gemacht. In der absoluten Spitze rauschte der Kurs um mehr als 700 % in die Höhe und pendelte sich dann bei Kursgewinnen von rund 500 % ein. Auf die heutige Situation angewandt würden wir dann im Extrem über Kurse von mehr als 9.000 US-Dollar reden und ein Einpendeln bei Kursen von etwa 5.500 US-Dollar je Unze erwarten können.
Ciao und auf Wiedersehen!
Ich gebe dir dieses Szenario als Denkanstoß mit und verabschiede mich an dieser Stelle von dir. Es hat mir sehr viel Vergnügen gemacht, dich wöchentlich bei ZASTER auf einen kleinen Abstecher in die Details und Hintergründe des Kapitalmarktes mitzunehmen. Gerne empfehle ich neben ZASTER auch NTG24.de und die Zürcher Börsenbriefe als tägliche Quellen für deine Finanzinformationen.
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