© © Photo: Snapwire / Pexels
Über die Männer im Nadelstreifenanzug

Geld wie Sand am Meer

von Jonas Rüffer

Geld brauchen wir immer und überall. Wir haben es in unserem Portemonnaie, auf unserem Konto, als Hypothek auf unserem Haus, als Gehalt und als Rechnung am Monatsletzten. Es gibt kaum einen Tag, an dem wir kein Geld in die Hand nehmen. Aber wer bestimmt eigentlich, wieviel Geld es in Deutschland gibt?

4,5 Billionen Euro

Um herauszufinden, wer bestimmt, wieviel Geld es gibt, müssen wir erst einmal klären, was Geld überhaupt ist. Als erstes natürlich Cash! Bargeld in Münzen und Scheinen. Die Deutschen lieben ihr Bargeld.

Daneben gibt es Sichteinlagen. Sichteinlagen sind, grob gesprochen, die ganzen Zahlen auf unzähligen Konten. Also alles, was auf Ihrem Girokonto liegt. Aber auch die Bausparverträge, in Vergessenheit geratene Lebensversicherungen und verstaubte Sparbücher, auf denen so viele Beträge schlummern, gehören dazu. Insgesamt gibt es laut aktuellen Schätzungen in Deutschland 4,8 Billionen Euro.

Die Bankenchefs?

Die meisten stellen sich vor, dass es ein paar Männer im Nadelstreifenanzug gibt, die in einem verglasten Konferenzbüro im 25. Stock in irgendeiner Metropole sitzen und sich gegen uns alle verschworen haben. Bei Champagner und Kaviar werden dann Milliardendeals geschlossen, und am Ende haben die Männer entschieden, wieviel Geld es dieses Jahr in Deutschland gibt. Und sagen wir es mal so, die Männer in Nadelstreifenanzug gibt es wirklich. Aber die entscheiden nicht wieviel Geld es gibt. Sondern die sorgen dafür, dass es nicht zu viel Geld (Inflation) oder zu wenig Geldnachfrage (Deflation) gibt.

Das sind die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Präsidenten Mario Draghi, die Bundesbank mit ihrem Präsidenten Jens Weidmann und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit ihrem Präsidenten Felix Hufeld. Das sind unsere Männer in Nadelstreifenanzug. Wieviel Geld es aber wirklich gibt bestimmen wir alle selbst. Wir? Ja genau, wir! Nämlich mit unseren Anfragen an Kredite.

Multiple Geldschöpfung

Ein Beispiel: Nehmen wir an Sie gehen zur Bank und möchten einen Kredit über 100.000 Euro. Die Bank prüft Ihre Sicherheiten etc. und genehmigt ihren Kredit. Das Geld wird Ihnen gutgeschrieben und taucht auch in der Bilanz der Bank auf. Das nennt sich Buchgeld.

Genau in diesem Moment hat die Bank Geld geschaffen. Ihre Anfrage hat dafür gesorgt, dass es 100.000 Euro mehr Geld gibt als vorher. Wenn man ganz genau ist, kommt das Geld aber nicht aus dem Nichts sonder aus der Zukunft. Denn sie gibt Ihnen einen Kredit, also Geld, was sie versprechen später zu erwirtschaften. Denn sie sollen das Geld ja irgendwann einmal zurückgeben. Aber in dem Moment, wo die Bank Ihnen den Kredit von 100.000 Euro gibt, sind einfach so 100.000 Euro mehr da. Diese 100.000 Euro heben sie vielleicht ab. Vielleicht kaufen Sie aber auch ein teures Auto damit. Der Person, der Sie diese 100.000 Euro geben, die hat den Betrag Euro dann auf ihrem Konto. Damit gibt dann diese Bank anderen Menschen auch wiederum Kredite. Das ganze nennt sich multiple Geldschöpfung.

Die Zinsen sind der Gewinn

Wenn die Bank mir 100.000 Euro gibt und ich zahle die irgendwann zurück, dann ist die Bilanz wieder auf null. Die Bank macht das Ganze aber nicht umsonst, sondern verlangt Zinsen. Die Zinsen sind der Gewinn der Bank. Mit den Zinsen, die wir auf Kredite zahlen, macht die Bank ihr Geld. Die Zinsen werden damit gerechtfertigt, dass die Bank natürlich einen Betriebsaufwand hat. Sie muss ja ihre Angestellten bezahlen etc. Außerdem kann es immer wieder passieren, dass mal ein Kredit nicht zurückgezahlt wird. Also muss die Bank Zinsen nehmen, damit sie weiterhin Kredite vergeben kann.

Geld wie Sand am Meer

Wenn das aber die Banken einfach so machen, dann gibt es ja am Ende Geld wie Sand am Meer, also eine Inflation. Denn je mehr Kredite die Banken vergeben, desto mehr Zinsen bekommt sie. Also liegt es im natürlichen Interesse einer Bank so viele Kredite zu vergeben wie möglich. Richtig? Ja, aber. Denn genau aus diesem Grund gibt es die Männer im Nadelstreifenanzug, die die Regeln für die Kreditvergabe festlegen. Zum Beispiel müssen die Banken für jeden Kredit den sie vergeben, 1% bei der Zentralbank zurücklegen. Für die 100.000 Euro muss die Bank also 1000 Euro bei der Zentralbank abgeben. Das nennt sich Mindestreserve. Wenn die Bank also Kredite an „Hinz und Kunz“ vergeben würde und diese Kredite werden nicht zurückgezahlt, dann ist ihr Geld bei der Zentralbank weg. Dabei gibt es allerdings viel Streit darum, ob 1% hoch genug ist.

Dann ist da ja noch der Gelddruck

Wenn Sie aber einen Kredit bei der Bank nehmen, heben Sie unter anderem auch einen Teil davon ab. Das heißt, Buchgeld schafft auch Bargeld. Banken müssen aber immer einen bestimmten Prozentsatz Bargeld haben, damit die Menschen an ihr Geld kommen. Da aber die Europäische Zentralbank in Absprache mit den Nationalbanken entscheidet wieviel Geld gedruckt wird, begrenzen Sie dadurch auch die Kreditvergabe.

Die BaFin

Neben der Bundesbank gibt es noch eine Institution mit dem wunderschönen Namen: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin. Wer zum Beispiel eine Bank aufmachen will, eine Versicherung anbieten will etc., benötigt eine Genehmigung von der BaFin. Die BaFin kontrolliert außerdem zusammen mit anderen Institutionen die Banken. Sie dürfen zum Beispiel in die Bücher der Banken schauen, ob da alles mit rechten Dingen zugeht.

Was wenn die Bank kein Geld mehr hat?

Banken leihen sich auch Geld von der Zentralbank, um ihre Geschäfte zu führen. Auch die Zentralbank verlangt Zinsen von den Banken. Deshalb müssen Banken vorsichtig mit ihrem Geld umgehen. Die Höhe der Zinsen, regelt auch die Kreditvergabe der Banken. Wenn die Bank hohe Zinsen zahlen muss, gibt sie nur noch hochgesicherte Kredite.

Wir alle entscheiden also

Sie entscheiden also mit ihrer Entscheidung einen Kredit zu fordern. Die Bank entscheidet, ob sie Ihnen den Kredit gibt. Und die Männer in Nadelstreifenanzug entscheiden ob ihre Bank Ihnen den Kredit geben darf.

ein Artikel von
Jonas Rüffer
Jonas Rüffer (Jahrgang 1991), ist seit Februar Teammitglied der Zasterredaktion. Vorher hat er seinen Master in Politik abgeschlossen. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Servicethemen wie Kryptowährungen oder Geld- und Finanzpolitik.