Gefährlicher Trend in den sozialen Netzwerken?

Das Risiko hinter der Face-App

von Christoph Masurek

Die bearbeiteten Fotos der Face-App geistern derzeit durch die sozialen Netzwerke. Freunde und Prominente werden mit Hilfe der Bildbearbeitungs-Software jünger oder älter. Nun steht der Entwickler aus Russland für seine AGBs in der Kritik. Doch welche Risiken birgt die App? ZASTER zeigt es dir!

Seit 2017 gibt es bereits die Face-App in den App-Stores von Google und Apple, doch erst seit wenigen Tagen werden die Timelines der sozialen Netzwerke von den bearbeiteten Fotos der Software geflutet. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz können Gesichter auf Fotos binnen Sekunden mehrere Jahrzehnte älter oder jünger gemacht werden. Auch ein optischer Geschlechtswandel kann so vorgenommen werden.

Prominente Aufmerksamkeit

Das breite Interesse an der Software wurde von Stars wie Sam Smith, Drake oder den Jonas Brothers entfacht, die Fotos ihrer älteren Egos im Netz teilten. Darüberhinaus ist die App ein eindrucksvoller Beweis für die fortgeschrittenen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz. Neben der prominenten Werbung dürfte also auch schlicht das technische Niveau der App ein Grund für die hohe Popularität sein.

Das Geschäftsmodell ist ein Beliebtes unter App-Entwicklern: Die kostenfreie Variante wird mit Werbung ausgespielt, für die werbefreie muss bezahlt werden.

Wenn du auf störende Anzeigen verzichten möchtest, kannst du also einmalig für 44 Euro die werbefreie Premium-Funktion kaufen oder für 20 Euro im Jahr auf Anzeigen verzichten. Wie viel Umsatz die Face-App bisher erzielt hat, ist unbekannt.

Kritik am Datenschutz wird laut

Forbes berichtet, dass bereits mehr als 150 Millionen Nutzer die Bildbearbeitung nutzen – und damit auch dem russischen Entwickler ihre Rechte am eigenen Bild und Namen übertragen.

Doch die Kritik reicht tiefer: Die bearbeiteten Fotos werden nicht auf deinem Gerät bearbeitet, sondern auf Servern im Netz. Das heißt konkret, dass selbst wenn du die Fotos von deinem Handy löschst, du keinen Einfluss darauf nehmen kannst, wie lange sie auf den Servern liegen. Du verlierst also die Kontrolle über dein Foto!

Verdächtige AGBs

Mit Verwendung der App stimmst du den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) zu. Da diese in der Regel relativ lang und kompliziert sind, stimmen die meisten Nutzer ohne sie zu lesen zu.

Wenn du die Face-App benutzt, stimmst du ein, dass der Anbieter deine Fotos verkaufen und zu Werbezwecken verwenden darf – ohne dir Bescheid geben zu müssen und ohne dich dafür zu bezahlen! Auch wenn das Unternehmen gekauft wird, werden deine Daten an den Käufer übermittelt. Darüber hinaus erfährt die Face-App deine IP und erkennt das Gerät, das du verwendest.

Inwiefern von den Rechten Gebrauch gemacht wird, bleibt bisher unklar. Hinter der App verbirgt sich das russische Unternehmen Wireless Lab mit Sitz in Skolkovo, Russland. Über die Firma ist so gut wie nichts bekannt. Sie hat nicht einmal eine eigene Website.

Nur der Chef Yaroslav Goncharov ist bereits ein kleiner Name in der Tech-Branche. Nach seinem Studium in Russland zog es ihn für zwei Jahre zu Microsoft nach Amerika bevor er wieder in seine Heimat zurückkehrte und Wireless Lab gründete.

Der Entwickler reagiert

Mittlerweile hat sich auch der Entwickler der Face-App zu den Vorwürfen geäußert und gegenüber US-Medien Stellung bezogen. Es stimme zwar, dass die Bilder auf Servern hochgeladen werden würden, jedoch nicht auf russischen, sondern auf Servern von Google und Amazon.

Nur diese könnten die Rechenpower, die zur Bearbeitung der Fotos nötig sei, stemmen. In der Regel würden die Fotos nach 48 Stunden wieder gelöscht werden.

FBI und deutsche Datenschützer warnen

Jetzt sind auch Behörden und Politik auf den Chartführer der App Stores aufmerksam geworden und warnen vor der Nutzung. US-Demokrat Chuck Schumer möchte sogar eine FBI-Untersuchung einleiten, um die Absichten der App zu untersuchen. Er befürchtet eine russische Einflussnahme durch die Software.

Auch Ulrich Kelber, der Bundesbeauftragte für Datenschutz, hat in einem SWR-Interview vor den schwammigen Nutzungsbedingungen gewarnt und betont, dass man wenig über den Entwickler wissen würde. Daher rate er von einer Nutzung ab.

In einem Tweet macht ebenfalls der amerikanische YouTuber und Filmproduzent Casey Neistat auf die wahnwitzigen AGBs der App aufmerksam. Wie so oft im Internet bleibt dir als Nutzer nur die Möglichkeit, dem Pflichtbewusstsein der Entwickler zu vertrauen – oder einfach die Finger von der App zu lassen.

ein Artikel von
Christoph Masurek
Christoph studiert Politikwissenschaften in Wien und sucht noch immer vergeblich nach der Geschäftsidee, die sein Leben sowohl erleichtert als auch bereichert.