Wie glücklich macht Geld?

Eine Hymne auf die Dirigentin der Herzen

von Philipp Grabowski

Unser Kolumnist Frank Behrendt ging in Brasilien zur Schule. Was ihn dort tief beeindruckte und in Erinnerung blieb? Der Einsatz einer besonderen Person!

Vor ein paar Tagen, schickte mir ein früherer Klassenkamerad ein buntes Bild über den Facebook Messenger: Das Jubiläumsmotiv zum Geburtstag meiner früheren Schule in Rio de Janeiro.

Stolze 55 Jahre alt wird die „Escola Alemán Corcovado“ in diesem Jahr. Viele tausend Schülerinnen und Schüler haben die Bildungsinstitution, die in den Gebäuden der früheren amerikanischen Botschaft residiert durchlaufen und weit mehr mitgenommen als Lehrstoff. „Wir wollten weltoffene junge Menschen in die Welt entlassen“, sagte ein früherer Rektor.

Gegründet wurde die Schule von der gelernten deutschen Krankenschwester Helle Tirler. Sie heiratete einen Brasilianer und aus Sorge für eine gute Bildung ihrer Kinder setzte sie alle Hebel in Bewegung, um eine Schule aus der Taufe zu heben, die ihren hohen Ansprüchen entsprach. Besonders Musik lag ihr am Herzen und ich sehe sie heute noch vor mir, wie sie mit blitzenden Augen Musik mit jeder Pore lehrte. lhr Auftreten ließ nie einen Zweifel daran aufkommen, dass das, was im Unterricht geschah, von großer Bedeutung für unser künftiges Leben war. Helle Tirler glaubte daran, dass jedes Kind fähig ist, eine musikalische Begabung zu entwickeln, solange es entsprechend gefördert wird.

Sie war es auch, die meinen Vater motivierte, seine Zelte als Lehrer in Hannover abzubrechen und das Abenteuer in Brasilien anzugehen. Die beiden wurden ein kongeniales Duo und gewannen jede Menge Kunst- und Musikwettbewerbe.

1973 entschied sich die kleine Frau mit dem großen Herzen aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückzukehren. Die gesamte Schüler- und Lehrerschaft erschien am Airport von Rio und Helle Tirler dirigierte noch einmal ihren geliebten Chor. Die anderen Fluggäste waren sprachlos, bei ihr flossen Tränen. „Die Schule war wie ein Kind für sie“, sagte ihre Nichte rückblickend.

Die Frau, die jetzt im Himmel Chöre leitet, hat nicht allein für Geld gearbeitet sondern dafür, jungen Menschen etwas bedeutendes mitzugeben.

Sie hat es tausendfach geschafft.

ein Artikel von
Philipp Grabowski