Geschäftsleute tauschen beim BNI Empfehlungen aus © BNI/Martin Lifka
Was bringt mir …

… die Mitgliedschaft in einem lokalen Business-Netzwerk?

von Hannes Lustermann

Im Volksmund ist von „Vitamin B“ die Rede, wenn jemand über Beziehungen eine Anstellung findet oder sonstige Vorteile durch Kontakte erreicht. Neben elitären Millionärszirkeln gibt es zu diesem Zweck auch für kleine Unternehmer und Selbstständige organisierte Strukturen, wie etwa das Business Network International Deutschland. Dort geht es darum, lokale Vertreter anderer Berufsgruppen kennenzulernen und anschließend über Geschäftsempfehlungen den gegenseitigen Umsatz zu steigern.

So ist das BNI aufgebaut: Das Netzwerken ist, wie der Name schon sagt, die Kernkompetenz. Das Business Network International (BNI) ist in Deutschland in 325 regionale Vereinigungen von Geschäftsleuten untergliedert, die sich wöchentlich verbindlich vor Beginn des Arbeitsalltags zum Frühstück treffen. In erster Linie sind die Mitglieder füreinander und ihre Kunden die Garanten für den direkten Draht zur Führungsebene der anderen Unternehmen: Über Zugehörigkeit zur gemeinsamen Interessengruppe und die ausgesprochenen Empfehlungen können Sie auf eine bevorzugte Behandlung ihres Anliegens hoffen.

So funktioniert die Mitgliedschaft: Bis zu 60 Unternehmer aus unterschiedlichen Fachgebieten bilden jeweils eine lokale Gruppe, ein sogenanntes Chapter. Auf dieser Ebene ist jede Berufsgruppe nur von höchstens einem Mitglied vertreten, wodurch eine Konkurrenzsituation weitestgehend ausgeschlossen wird. Prinzipiell steht es jedem Unternehmer frei, sich auf eine Mitgliedschaft zu bewerben. Dabei muss er jedoch zwei Referenzen angeben und sich dem Ehrenkodex des BNI verpflichten.

Viele finden ihren Weg in ein Chapter deshalb über eine Einladung durch jemanden, der bereits Mitglied ist, und machen sich bei einem Schnuppertreffen mit weiteren Teilnehmern bekannt, die ihre Bewerbung im Anschluss unterstützen. Die Mitgliedschaft kostet jährlich 925 Euro und es fällt eine Aufnahmegebühr von 150 Euro an. Sie ist jeweils auf ein oder zwei Jahre ausgelegt, danach kann eine Verlängerung beantragt werden. Wer sich sehr aktiv gezeigt und sich verdient gemacht hat, steigert seine Chancen, Teil seines Chapters zu bleiben.

Wer in den lokalen BNI-Vereinigungen anzutreffen ist – eine Auswahl: Floristen, Rechtsanwälte, Ladeninhaber, Spediteure, Physiotherapeuten, Restaurantbesitzer, Juweliere, Handwerksmeister, IT-Experten und viele weitere.

Wer sich in die Gemeinschaft einbringt und somit einen guten Eindruck hinterlässt, darf im Anschluss darauf hoffen, dass andere Mitglieder ihm Kunden zuführen. So kann er seine Auftragslage verbessern und seinen Profit steigern.

So laufen die wöchentlichen Treffen ab: Sie beginnen früh, und der Ablauf ist zeitlich streng geplant, damit im Anschluss jeder zu seinem Tagesgeschäft zurückkehren kann. Eine Minute hat jeder Teilnehmer, um sein Unternehmen während des gemeinsamen Essens im Schnelldurchlauf zu präsentieren. Das soll auch dabei helfen, sich nach außen zu verkaufen und sich auf seine Stärken zu besinnen.

Danach werden aktuelle Belange, Gesuche und Angebote in einer Gesprächsrunde behandelt. Auch private Anliegen oder Angebote sind hier gern gesehen. Gleichzeitig werden Visitenkarten herumgereicht. Abschließend werden Empfehlungen ausgesprochen, die mithilfe von Karteikarten schriftlich festgehalten und nach Möglichkeit beziffert werden. Teilnehmer bedanken sich für erhaltene Empfehlungen und geben Rückmeldung über die Abwicklung der Aufträge. Die Leiter des Chapters führen Buch über die so erlangten Umsätze.

In Deutschland haben kleinen und mittlere Betriebe, die Teil des BNI sind, 2017 durch Empfehlungen insgesamt rund 618 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.
Offizielle Angabe des BNI

So funktionieren die Empfehlungen: Sie erfolgen prinzipiell in Form eines konkreten Auftrags, den der Geber von einem seiner Kunden oder Geschäftspartner an ein anderes Chapter-Mitglied weitergibt. Sie sind unentgeltlich und folgen in der Regel auf eine vorherige mündliche Absprache. Erst soll sichergestellt werden, dass der Empfänger ein konkretes Interesse am Auftrag hat und in der Lage ist, diesen im Rahmen des Erwünschten umzusetzen. Der Empfehlungsgeber verbürgt sich mit seinem Namen für den Kunden und der Empfänger für einen zufriedenstellenden Service. Dadurch sichern sich beide Seiten über die Qualität der Vermittlung ab.

Das ist der geldwerte Vorteil der Empfehlungen: Der BNI fasst die Philosophie dahinter mit den Worten „Wer gibt, gewinnt!“ zusammen. Wer sich in die Gemeinschaft einbringt und somit einen guten Eindruck hinterlässt, darf im Anschluss darauf hoffen, dass andere Mitglieder ihm Kunden zuführen. So kann er im Erfolgsfall seine Auftragslage verbessern und seinen Profit steigern. 327.000 Empfehlungen sind 2017 laut eigenen Angaben in Deutschland ausgesprochen worden und haben teilnehmenden kleinen und mittleren Betrieben insgesamt rund 618 Millionen Euro Umsatz beschert.

Eine Geschäftsbeziehung, die über die Empfehlung zwischen dem Kunden und dem Auftragnehmer hergestellt wird, genießt einen Vertrauensvorschuss.

Das bietet das BNI über die Treffen hinaus: Jeden Monat bieten das BNI regionale Schulungen an, wo die Unternehmer lernen, wie sie Netzwerke aufbauen, erweitern und erhalten können. Dort besteht auch die direkte Gelegenheit, Vertreter anderer Chapter kennenlernen, um sich breiter zu vernetzen. Zudem bringen Mitglieder ihr Fachwissen ein und teilen es mit den anderen in Präsentationen.

Neben den internen Empfehlungen tragen Mitglieder ihre BNI-Bekanntschaften als Service-Angebot zu ihren Kunden: So empfiehlt etwa der Küchenverkäufer seinem Kunden für spätere Wartung einen vertrauenswürdigen Elektriker oder Klempner, zu welchem er einen privilegierten Kontakt herstellen kann.

Eine Geschäftsbeziehung, die über die Empfehlung zwischen dem Kunden und dem Auftragnehmer hergestellt wird, genießt einen Vertrauensvorschuss – so die Idee. Vertragsbedingungen wie Leistungsumfang und Kosten können dadurch leichter ausgehandelt werden.

Zugezogene Unternehmer können sich durch das Netzwerk geschäftlich und privat schneller in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden.

Was die soziale Komponente den Mitgliedern bringt:

Im BNI sollen sich Mitglieder nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Privatpersonen begegnen, weswegen alle eingeladen sind, im Laufe eines Jahres jeden anderen Teilnehmer mindestens einmal unter vier Augen zu sprechen. Dabei geht es um das sichere Gefühl, auch bei privaten Angelegenheiten zu wissen, an wen man sich mit seinem Anliegen wenden kann. Etwa, wenn der Schwiegersohn während eines Praktikums eine Unterbringung sucht oder einen Ansprechpartner braucht, der ihm hilfreiche Tipps für seine Arbeit gibt. Der hergestellte Kontakt bleibt über den BNI greifbar, auch wenn man ihn nicht persönlich kennt – das schafft eine wertvolle Vertrauensbasis.

Zugezogene Unternehmer können sich durch das Netzwerk geschäftlich und privat schneller in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden. Das geschieht, indem andere Mitglieder Sie mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen und sie anderen Einwohnern vorstellen. So wie es ein guter Freund bei einer Geburtstagsparty machen würde, wo man noch niemanden kennt.

Interessierte können sich hier direkt auf der Homepage des BNI umschauen.

ein Artikel von
Hannes Lustermann