Nur Bares ist Wahres

Der 100-Euro-Schein: Harvard will ihn abschaffen

von Carola Tunk

Sie liegen Grußkarten bei, werden Enkeln zugesteckt, kommen auf Parties zum Einsatz oder liegen auf der Straße. Scheine sind schön. Papiergeld im Porträt – Teil 3:

Die 100-Euro-Note ist eine verkannte Schönheit. Neben dem lebensbejahenden Lila ihrer Schwester, der 500-Euro-Note, wirkt ihr Blassgrün lustlos und labil. Glücklicherweise bekommt sie demnächst ein Umstyling.

Mit 14,7 mal 8,2 cm ist der 100-Euro-Schein etwa so groß wie die Armlänge einen Säuglings.

Das Design der Euro-Scheine orientiert sich an den Architektur-Epochen Europas. Auf dem 100-Euro-Schein ist ein Tor im Barock-Stil zu sehen. Dieser Baustil hat die Renaissance abgelöst. Typisch für barocke Bauwerke sind viel Stuck, konkave und konvexe Formen und Säulengruppen, die so auch auf dem 100-Euro-Schein zu sehen sind.

Das Tor auf dem 100-Euro-Schein existiert nicht – so wie keines der Gebäude auf den Euro-Noten. Wären reale Gebäude ausgewählt worden, hätte die Europäische Zentralbank einzelne Länder hervorgehoben. Daher orientierten die Designer sich nur an den Epochen europäischer Baukunst.

Viele Besitzer nennen ihn liebevoll „Hunni“. In der Eisdiele und am Kiosk ist er unbeliebt, in Gourmet-Restaurants ein gern und oft gesehener Gast. Die Abschaffung der 500-Euro-Noten ist bereits beschlossen. Der Grund: Es wird vermutet, dass diese Scheine bevorzugt für illegale Aktivitäten verwendet werden. Jetzt fordern Forschern der Uni Harvard aus dem gleichen Grund auch den Exit des 100-Euro-Scheins.

Bis dahin dürfte allerdings noch ein wenig Zeit vergehen, da die EZB plant, Ende 2018 eine neue Euro-Serie mit neuen 100- und 200-Euro-Scheinen in den Umlauf zu bringen. Derzeit sind mehr als 2,6 Milliarden der grünen Scheine im Umlauf.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“