Das große Märchen über Corona-Hilfen

Laut Wikipedia sind Märchen, Prosatexte die von wundersamen Begebenheiten erzählen. Wundersam steht in diesem Fall als Synonym für grotesk, schräg, pervers. Ein Märchen braucht natürlich einen Helden. Mein Held heißt Christian. Er ist aber kein reicher König mit Schloss und hübschen Töchtern, sondern ein gewiefter Sportjournalist. Wie ihr wisst, haben Helden in Märchen meist Gegner. Christians Gegner ist kein böser Drache oder Zauberer aber dafür eine Landesregierung. Und das ist in diesem Fall nicht weniger tragisch. Für gewöhnlich spielen in Märchen, Ort und Zeit des Geschehens keine Rolle. Ich möchte diese Angaben jedoch nicht unerwähnt lassen. Deutschland, genauer gesagt, Nordrhein-Westfalen im Jahr 2020/2021. Ein sehr modernes Märchen, wie Ihr seht!

Es war einmal Christian. Christian schlägt sich seit mittlerweile 16 Jahren nicht solo, aber als erfolgreicher Solo-Selbständiger durch. Er hatte ein gutes Leben. Doch dann kam im März 2020 aus einem fernen Land eine schreckliche Seuche. Eine weltweite Pandemie zwang auch unseren Helden Christian finanziell in die Knie. Die laufenden Kosten liefen weiter, aber auf den Fußballplätzen in Deutschland lief plötzlich keiner mehr dem Ball hinterher. Die Corona-Krise zwang auch die Bundesliga zur Pause. Für unser tapferes Schneiderlein gab es somit als Sportjournalisten über Monate keine Aufträge, keine Jobs. Doch, der großzügige König von NRW (kein Schloss aber hübscher Sohn), besser bekannt als Landesvater oder Ministerpräsident Armin Laschet versprach schnelle und unbürokratische Hilfe. Die magische Zahl von 9000 Euro (NRW-Soforthilfe) sollte Christian erhalten. Er atmete erleichtert auf und füllte im März 2020 rasch den erforderlichen Antrag aus. Keine drei Wochen später regnete es tatsächlich die versprochenen Goldtaler. Oder spuckte ein Esel? “Bricklebrit“ . Egal.

To make a long story short… Ich bin einfach keine gute Märchentante

Christian bekam die einmalige Zahlung in Höhe von 9000 Euro und konnte erstmal Nebenkosten wie, Versicherungen, Altersvorsorge, Miete, Krankenkasse begleichen. Die Kohle war als finanzielle Hilfe für die drei Monate nach Antragsstellung gedacht. Und das Geld war auch dringend nötig. Tote Hose, kein einziger Arbeitstag, und somit konnte Christian auch von März – Mai 2020 keine einzige Rechnung stellen. Doof war nur, dass im April dennoch ein geringer Geldbetrag auf seinem Konto einging. Für eine Rechnung, die er im Januar 2020, bevor die Pandemie unser aller Leben lahm legte, noch gestellt hatte. Tja, gibt eben so nette Kunden, die sich mit Zahlungen gerne mal drei Monate Zeit lassen. Solch eine Zahlungsmoral ist grundsätzlich schon ein Unding aber in diesem Fall ist es nicht nur ärgerlich, sondern auch verdammt teuer. Allerdings für Christian und nicht den Kunden.

Vor 4 Wochen, im Juni 2021 bekam unser Held nämlich erneut Post von der Landesregierung NRW. Dieses Mal jedoch gab es keine freudige Botschaft, sondern die Aufforderung, 7000 Euro der erhaltenen 9000 Euro Soforthilfe zurückzahlen zu müssen. Er hatte schließlich eine Einnahme, hoho, da kann ja nun nicht mehr von einem „Engpass“ die Rede sein. Daher darf er von den ursprünglich erhaltenen 9000 Euro nur 2000 Euro als „fiktiven Unternehmerlohn“ behalten. Und jetzt kommt der Knaller: quasi der Märchen-Endgegner. Er muss dennoch die 9000 Euro komplett als Einnahme für das Jahr 2020 versteuern. Obwohl er 7000 Euro sofort zurückgeben muss… Hä?

Da es nun doch kein Märchen war, habe ich auch kein gutes Ende zu verkünden. Aber dennoch lernen wir alle was aus dieser Geschichte. Freu Dich nie zu früh! Traue niemandem, der Dir Geld schenkt. Such Dir einen guten Steuerberater! Oder eine Festanstellung!

Und wenn Ihr jetzt neugierig seid, wer dieser ominöse, großartige Christian ist… ja es gibt ihn wirklich… sogar zu hören.