Sandro Wagner und der große Zaster

Warum China bergeweise Geld in europäische Fußballer steckt

von Anton Kleihues

China lockt europäische Fußballer mit Unmengen Geld. Jetzt sind die Transferfenster fast überall geöffnet. Aber wie schlagkräftig sind die chinesischen Vereine wirklich?

Fußballfans lieben Gerüchte

Das Transferfenster ist in verschiedenen Teilen der Welt derzeit offen. Spieler liebäugeln mit Wechseln, Vereine verhandeln über astronomische Summen und die Fans bibbern vor Spannung. Welcher Star wird kommen? Bleibt mein Lieblingsspieler? Spekulationen über mögliche Wechsel sind überall zu finden. Während in der Vergangenheit der europäische und der südamerikanische Vereinsfußball die großen Talente untereinander aufteilte, hat sich das Blatt in den letzten Jahren gewendet.

Die Popularität des Fußballs, die durch die Globalisierung der Medien mittlerweile auch in die entlegensten Teile der Welt vorgedrungen ist, hat großes Kapital in Bewegung gebracht. Aus dem Nichts wurden zum Beispiel in Nordamerika und in der arabischen Welt ganze Fußballligen aus dem Boden gestanzt. Da in den USA und Ländern wie Katar natürlich extrem viel Geld vorhanden ist, werden Spieler, die gegen Ende ihrer Karriere noch einmal einen Abstecher in diese entlegenen Gegenden machen, königlich entlohnt. In einer ganz anderen Liga haben sich in den letzten Jahren aber Vereine aus China bewegt. Die neue superreiche Elite aus dem ehemaligen Kaiserreich lässt gerne das Geld sprudeln, um den gewonnenen Wohlstand zu beweisen und sich dem Sport hinzugeben.

Die krassesten Transfers

Völlig überraschend wechselte 2016 zum Beispiel der damals 29-Jährige Brasilianer Hulk, dessen Marktwert 32 Millionen Euro betrug, für 55,8 Millionen Euro Ablöse zu Shanghai SIPG. Im darauffolgenden Transferfenster sicherte sich der Club aus China auch noch die Dienste des jungen Brasilianers Oscar für 60 Millionen Euro. Dessen Marktwert hatte 35 Millionen betragen. Auch der Brasilianer Paulinho, der im Fußball-Opa-Alter von 30 ist, wechselte jetzt für 42 Millionen Euro zu Guangzhou Evergrande Taobao. Dessen Trainer ist kein geringerer als Weltmeister und Weltfußballer von 2016, Fabio Cannavaro. Die Fans des Traditionsclub Atletico Madrid, der in den letzten Jahren unter anderem in der Champions League große Erfolge feierte, waren außer sich, als sie vom Verkauf den talentierten belgischen Flügeldribblers Yannick Carrasco zu Dalian Yifang hörten. Dort trainiert übrigens Bernd Schuster die Mannschaft. Der 1. FC Köln verlor seinen Top-Torjäger Anthony Modeste an den chinesischen Verein Tianjin Tianhai. Dieser entschädigte die Geißböcke allerdings mit stolzen 29 Millionen Euro für einen 30-jährigen, der es nicht in die Nationalmannschaft seines Landes geschafft hatte.

Wie kam es zum Aufschwung?

Vor vier Jahren hatte Präsident Xi Jinping seinen Wunsch bekundet, China zu einer der führenden Fußballnationen der Welt zu machen. Dies löste einen Transferrausch unter den chinesischen Super League Clubs aus. Spieler aus Europa und Südamerika wurden verpflichtet, die Gehälter waren astronomisch hoch. Obwohl der Wechsel nach China fast sicher einer Abschwächung der Karriere entsprach, ließen sich viele Spieler von der Gier treiben und schlossen sich chinesischen Clubs an. Meist stimmten dann vor Ort die Leistungen nicht. So grandios wie sich die Chinesen die Spieler vorgestellt hatten, waren sie oft nicht und das Geld, das in Haufen nach Europa und Amerika floss, begann, die Regierung in Peking zu beunruhigen. Mit dem allgemeinen Abschwung der Wirtschaft wurde die Sorge um Devisenströme nach Übersee immer größer. Dann kam die Anweisung der Behörden an den chinesischen Fußballverband, Maßnahmen einzuleiten, um den vollkommen überteuerten Fluss der „Überseesöldner“ nach China einzudämmen.

Ist der europäische Fußball also wieder sicher?

Obwohl sich europäische Fußballfans also wieder etwas sicherer wähnen können, ist die Gefahr des Ausverkaufs starker Spieler aus den europäischen Ligen nach China noch nicht völlig gebannt. Das zeigt unter anderem das Beispiel von Sandro Wagner. Der Bankdrücker der Bayern ist zwar kein international herausragender Spieler, zu seiner Zeit als Hoffenheim-Bomber bis Ende 2017 machte er aber immer wieder mit Toren von sich reden. Ein guter Bundesligastürmer verlässt Europa nun in Richtung China. Denn die Chinesen zahlen noch immer extrem üppige Gehälter. Wagner hat einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben, der ihm pro Saison rund 7,5 Mio. Euro netto einbringen soll. Das entspricht dem Nettogehalt des Super-Torjägers Robert Lewandowski an der Säbener Straße. Lewandowski, der zu den besten Stürmern auf der Welt gehört, verdient genauso viel wie Fußball-Angeber Sandro Wagner? Gute Nacht.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.