Bußgeldkatalog

AirPods am Steuer? Genervte Beleidigung? Was das kosten kann

von Hannes Lustermann

Wenn es nach dem Staat geht, sollen Sie im Auto vor allem eines machen: ohne Ablenkung fahren. Und andere Verkehrsteilnehmer sollen Sie schon gar nicht beleidigen. Wer sich nicht daran hält, muss je nach Vergehen ordentlich blechen oder sammelt Punkte in Flensburg.

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Darf ich über meine Airpods telefonieren oder Musik hören, während ich fahre?

Prinzipiell schon. Die Straßenverkehrsordnung untersagt Kopfhörer aller Art nicht explizit. Allerdings rät der Berliner Polizeihauptkommissar Torsten Kühl gegenüber ZASTER dringend davon ab: „Ob Auto- oder Fahrradfahrer, wichtig ist, dass das Gehör durch die Kopfhörer nicht beeinträchtigt wird. So ist es in der Straßenverkehrsordnung festgelegt. Vor allem In-Ear-Kopfhörer wie etwa die Airpods schirmen Sie zu sehr von Ihrer Umgebung ab. Ich würde also gänzlich darauf verzichten. Wenn Sie beispielsweise ein anderer Autofahrer mit Warnhupe auf eine Gefahrensituation hinweisen will und Sie das deswegen nicht hören, dann gilt das als Ordnungswidrigkeit. Dafür gibt es in der Regel zehn Euro Verwarngeld.“

2
Was passiert, wenn ich einem anderen Verkehrsteilnehmer die Zunge rausstrecke?

Für diese kindische Geste wurden schon mal 150 Euro fällig.

3
Wie hoch fiel die Strafe für eine Person aus, die zu einem Polizisten sagte: „Du Mädchen!“

200 Euro setzte es bereits für den Macho-Spruch.

4
Und wenn ich einem anderen Verkehrsteilnehmer einen Vogel zeige?

Das kann Sie 750 Euro kosten.

5
Ist es okay, einen Polizisten zu duzen?

Wenn die vertraute Ansprache als mangelnde Anerkennung von Autorität und somit als Beamtenbeleidigung gewertet wird, kann es teuer werden: In einem Fall entschied ein Gericht auf 600 Euro Strafe.

6
Scheibenwischer-Geste geht aber klar, oder?

Das wurde bereits mit 1000 Euro geahndet.

7
Was droht dem, der mich als Idiot bezeichnet?

Dafür können 1500 Euro fällig werden.

8
Womit muss derjenige rechnen, der mir einen Stinkefinger zeigt?

Für diese harsche Geste hagelte es in einem Urteil 4000 Euro Strafe.

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Okay. Handy am Steuer geht auch nicht klar. Weiß ich. Aber wieviel kostet es eigentlich?

Nachdem die Rechtslage gegen Ende letzten Jahres verschärft wurde, kostet Sie das 100 Euro, und es gibt einen Punkt in Flensburg. Gefährden Sie dabei zusätzlich andere Verkehrsteilnehmer oder verursachen Sachschaden, gibt es stattdessen zwei Punkte und 150 bis 200 Euro Strafe. Apple bietet ab iOS 11 auch deshalb einen „Beim Fahren nicht stören“-Modus an. Der verhindert, dass Sie beim Fahren Anrufe oder Benachrichtigungen erhalten, es sei denn, eine Freisprechanlage ist aktiv.

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Bei Drogeneinfluss am Steuer erübrigt sich die Frage.

Da versteht die Polizei zu Recht gar keinen Spaß, denn man gefährdet sich selbst und andere. Erst kürzlich schnappte die Polizei im nordspanischen Navarra einen Fahrer, der wie im Film „Fear and Loathing in Las Vegas“ gleich mehrere verbotene Substanzen intus hatte. Ihr Test vom Typ Drug Wipe 5 schlug bei sämtlichen nachweisbaren Drogen an und wies hohe Dosen von Cannabis, Kokain, Amphetaminen und Opiaten aus. Zudem hatte der Fahrer 0,6 Promille Alkohol im Blut. Für beides gab es jeweils sechs Punkte und 1000 Euro Geldstrafe. In Deutschland drohen dafür unter Umständen auch die direkte Entziehung der Fahrerlaubnis oder gar eine Freiheitsstrafe.

Die genannten Geldstrafen stammen aus Gerichtsurteilen. Sie gelten daher nicht generell, sondern stehen exemplarisch für das mögliche Strafmaß – zumal es sich auch nach dem Verdienst der Betroffenen richtet.

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Hannes Lustermann