Geld im Song

Melodien und Millionen: „Money, Money, Money“ (ABBA)

von Marcus Schwarze

ZASTER erklärt in „Melodien und Millionen“ regelmäßig ein Lied über die zweitschönste Sache der Welt. Heute: „Money, Money, Money“ von ABBA.

Das singen sie

Money, money, money 🎶
Must be funny
In the rich man’s world
Money, money, money
Always sunny
In the rich man’s world
Aha aha …

Das meinen sie

Der für die vier Superstars aus dem Land der Elche erstaunlich trüb klingende Song erzählt von einer Frau, die sich tagtäglich abschuftet, aber kaum über die Runden kommt. Deshalb hängt sie melancholischen Tagträumen von einem big spender nach, der ihr ein Luxusleben ermöglicht. Der Song ist passenderweise in dumpfem A-Moll geschrieben, sonst klingen ABBA-Lieder ja eher ausgelassen (auch wenn es textlich oft traurig zugeht). Laut ABBA-Mitglied Björn Ulvaeus sollte „Money, Money, Money“ ironisch gemeint sein. Damit wollte er wohl sagen, dass Geld eben doch nicht glücklich macht.

Dass er und die drei anderen ABBAs schon damals ziemlich saturiert und selig in selbigem schwammen, steht aber auf einem anderen Schein. Eigentlich war es ziemlich anmaßend, dass sich die vier (damals schon) superreichen Schweden in die Sorgen einer Sozialschwachen hineinzuversetzen. Schon zu Anfang ihrer Weltkarriere in den 1970er Jahren nämlich schickten Björn, Benny, Agnetha und Anni-Frid ihren Manager um die Welt, wo er emsig in so vielen Ländern wie möglich gesonderte Verträge abschloss, was bis heute Tantiemen in Millionenhöhe zusichert.

Bis heute weiß man nicht, wer mehr Umsatz macht: ABBA oder Volvo? Schon damals stieß den Schweden die Geschäftstüchtigkeit ihrer vier Pophelden auf. Das sollten noch Künstler sein? Das waren eher knallhart kalkulierende CEOs eines musikalischen Weltkonzerns! Die dann aber doch die unwiderstehlichsten Melodien fabrizieren konnten.

Fun Fact

Der Bandname, ein Akronym aus den Vornamen der Mitglieder, war zufällig auch der Name des größten Fischkonservenkonzerns in Schweden: Die AB Bröderna Ameln, kurz ABBA, die schon 1838 gegründet wurde (zwei Spezialitäten sind: Kalles Kaviar und Fiskbullar i Buljong). Vermutlich lachen sich die singenden ABBA bis heute ins Fäustchen, dass die naive Fischfirma, die heute ABBA Seafood heißt, ihren Namen bereitwillig auch einer bis dato noch unbekannten Popband überließ.

Lucky Numbers

Mamma Mia! Eine Milliarde (!) Dollar – wer so viel Geld ausschlägt, hat es wirklich nicht mehr nötig. Denn als die fantastisch verdienenden vier vor 18 Jahren (die Ehen zwischen Agnetha und Björn und Anni-Frid und Benny waren längst geschieden, woraufhin sich ABBA trennte) zu einem Comeback mit neuer Musik und insgesamt 100 Auftritten ermutigt werden sollen, sagten sie ab. „Wirklich eine Menge Geld“, so Benny Andersson gegenüber dem schwedischen „Aftonbladet“, „aber wir haben uns dagegen entschieden.“

Umso erfreulicher, dass ABBA es 2018 doch noch einmal wissen wollen – mehr als 35 Jahre nach ihrer Trennung. Zwei neue Songs gibt es bereits, und Ende des Jahres gehen die vier auf Tour. Naja, nicht ganz: Sie schicken vier virtuelle Avatare von sich auf die Bühne. Was deren Entwicklung gekostet haben mag? Ist nicht bekannt. Dafür dies: 41 offizielle Cover gibt es von „Money, Money, Money“ – unter anderem von James Last, E-Rotic, Mariella Ahrens, Madness und der niederländischen Combo De Leidse Sleuteltjes, die es zum Kinderlied „Pony, Pony, Pony“ ummodelten.

Perfekter Soundtrack für …

Auf dem Weg zum Geschäftsessen, ins Sylter Wochenendhaus oder zur Opernvorstellung in Ihrer Loge: Immer dann, wenn Sie in einer Luxussituation ein leichtes Unwohlsein verspüren und sich fragen, ob Geld letztlich wirklich nicht glücklich macht, könnte dieses Lied im Hintergrund laufen – und Sie in melancholische Tagträume von einem besseren Leben stürzen …

ein Artikel von
Marcus Schwarze