Zahl des Tages

289

von Hannes Lustermann

Im Juni diesen Jahres hatte der Leverkusener Chemiekonzern Bayer das umstrittene Saatgut-Unternehmen Monsanto geschluckt – für schlappe 66 Milliarden US-Dollar. Doch die Übernahme dürfte noch viel teurer ausfallen: Ein kalifornisches Gericht verurteilten die Bayer-Tochter zu einer Schadensersatzzahlung von 289 Millionen Dollar. Tausende weitere Klagen stehen aus.

Der wahre Preis ist noch nicht absehbar, doch im Nachhall der Urteilsverkündung verlor die Bayer-Aktie zwischenzeitlich rund 13 Prozent, und der Gesamtwert der börsennotierten Papiere sackte um rund 12 Milliarden Euro ab – was ungefähr 20 Prozent des Kaufwerts von Monsanto entspricht.

Auslöser war die gewonnene Schmerzensgeldklage des ehemaligen Hausmeister Dewayne Johnson, der schwer an Krebs erkrankt ist. Er hatte bei seiner Arbeit jahrelang das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel „Roundup“ benutzt und darauf plädiert, dass es für sein Leiden verantwortlich sei.

Tausende weitere Klagen sind noch in der Schwebe, weswegen namhafte Analysten dem Aktienkurs düstere Prognosen ausstellten. Das bewahrheitete sich zeitgleich dadurch, dass Aktionäre ihre Anteile massenhaft verkauften, was den Kurs zum Einsturz brachte.

Unterdessen ging Bayer in Berufung und pochte darauf, dass eine Vielzahl von Umwelt- und Lebensmittelbehörden mit Tests bestätigt haben, dass der Wirkstoff Glyphosat nicht krebserregend ist. Die Krebsagentur IARC von der Welthandelsorganisation jedoch stufte das Mittel 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ ein und wehrt sich öffentlich gegen Kritik an seinen Prüfmethoden: Sie sieht diese nach eigenen Aussagen als von Anteilseignern organisierte Aktionen an, um ihre Glaubwürdigkeit zu sabotieren.

Der Mutterkonzern Bayer leidet jedenfalls jetzt schon massiv an der Glaubwürdigkeit der Produkte von Monsanto. Konkurrent Merck & Co. hatte 2007 Schadenersatzzahlungen in Gesamthöhe von 4,9 Milliarden Dollar zugestimmt, um Tausende Kläger abzufinden. Dabei war der Auslöser, das Schmerzmittel Vioxx, im Gegensatz zu Glyphosat bereits drei Jahre vom Markt.

Foto: Bayer

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Hannes Lustermann