Unbemannte Raumfahrt

Wie ein Berliner Logistik-Unternehmen den Mond erobern will

von Moritz Weinstock

Kennst du Zeitfracht? Oder sagt dir PTScientists etwas? Macht nichts, wir erzählen dir, was die Berliner Unternehmen verbindet und was sie mit dem Mond vorhaben.

Das Rennen um den Mond scheint in eine neue Phase zu gehen. Bisher waren nach Amerika nur Russland und China auf dem Erdtrabanten. Doch der rückt nun wieder ins Zentrum der Weltraumaufmerksamkeit. Bewiesen, dass eine Landung und sogar Begehung möglich ist, wurde mit Apollo 17 bereits vor Jahrzehnten (wenn du nicht an Verschwörungstheorien glaubst). Jetzt geht es um die dauerhafte Besiedlung. Doch bis es soweit ist, bemühen sich weitere Nationen darum, ihren Abdruck im Mondsand zu hinterlassen – wenn auch vorerst mit Robotern und Rovern.

Deutschland rennt mit

Mit PTScientists gibt es seit 2008 einen deutschen Mitbewerber um zukünftige Mondmissionen. Entstanden ist das Berliner Unternehmen im Zuge der Google Preisausschreibung „Lunar XPRIZE“, mit der der Tech-Riese weltweit Entwicklerteams dazu animieren wollte, Konzepte für Reisen zum Mond zu entwickeln. Doch trotz des langen Zeitraums des Wettbewerbs (von 2007 bis 2018), gelang es bis zuletzt keinem der übrigen fünf Teams, erfolgreich auf dem Mond zu landen. Das Rennen geht also weiter, nur sind die Entwicklungskosten für eine derartige Mission oft so teuer, dass vielen Teams nicht nur die Puste ausgeht. Und auch PTScientist stand kürzlich fast vor der Insolvenz – wäre da nicht ein unerwarteter Investor um die Ecke gekommen.

Unbekannter Riese

Ein weiteres, dir vielleicht unbekanntes Unternehmen: Zeitfracht. Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um ein Logistikunternehmen. Was du nicht wusstest: Derzeit beschäftigt der Mittelständler aus Berlin rund 3.000 Mitarbeiter, wobei sich auch der Jahresumsatz von 900 Millionen Euro sehen lassen kann. Das Familienunternehmen floriert seit 1927 und zählt zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Paketdienstes DPD. Nach dem langsamen Ausstieg aus dem Geschäft mit Paketen, der im Jahre 2016 vollendet war, spülte es jede Menge Zaster in die Kassen des Konglomerats Simon-Schröter. Das half, sich in vom reinen Transportgeschäft am Boden abzuheben. Heute zählt Zeitfracht mit über 50 Flugzeugen (einige davon wurden im Zuge der Air-Berlin-Pleite günstig erworben) zu einem der größten deutschen Flugunternehmen. Doch statt unter eigener Flagge zu fliegen, vermietet das Unternehmen seine Flugzeuge an diverse Fluggesellschaften wie beispielsweise Air France, Easyjet und Eurowings.

Logistik hier und da

Zuletzt ist man viel Risiko mit weitreichenden Übernahmen eingegangen. Doch bisher zahlt sich die Investitions-Strategie aus. Aktuell fließt ein Teil des Geldes also in künftige Raumfahrtmissionen, wobei unklar ist, wie stark Zeitfracht das Unterfangen in Kooperation mit PTScientists verfolgt. Fakt ist aber, dass in nicht allzu fernen Zukunft Güter nicht nur über Länder- sondern auch über irdische Grenzen hinaus transportiert werden müssen. Das Raumfahrtprojekt SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk beispielsweise gilt heute neben russischen Sojus-Raketen als Hauptlieferant für Waren, Anbauteile und Forschungsobjekte, die auf der Weltraumstation ISS benötigt werden. Die Besiedelung des Mondes mag vielleicht noch weit weg erscheinen, doch wer heute schon die Grundpfeiler für künftige Mission legt, wird unter den ersten sein, die für den Waren- und eventuell Personentransport in Frage kommen. Ein nicht ganz abwegiger Schachzug aus Berlin also, zumal unter Umständen mit staatlichen Subventionen spekuliert werden kann.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.