Online-Shopping

Wie Facebook Amazon angreifen will

von Nils Matthiesen

Amazon dominiert den Online-Handel, Facebook will ein dickes Stück vom Kuchen abhaben. Und setzt dazu voll auf den neuen Trend Social Commerce.

Social Media? Ein alter Hut. Das weiß auch Facebook. Aus diesem Grund will das Unternehmen mit „Social Commerce“ – einer Mischung aus Social Media und E-Commerce – einen neuen Trend kreieren. Dazu hat Facebook die neue Funktion „Shops“ erfunden. Die Idee dahinter: Unternehmen, die ihre Produkte ohnehin auf Facebook und Instagram präsentieren, haben nun auch gleich die Möglichkeit, diese dort zu verkaufen. „Es ist etwas, woran ich schon länger interessiert war, aber als Covid-19 kam, wurde es wirklich kritisch und dringend“, so Facebook-CEO Mark Zuckerberg. „Menschen können Facebook-Shops auf der Facebook-Seite oder dem Instagram-Profil eines Unternehmens finden oder sie durch Geschichten oder Anzeigen entdecken. Von dort aus kann man die gesamte Kollektion durchstöbern, interessante Produkte speichern und eine Bestellung aufgeben – entweder auf der Website des Unternehmens oder ohne die App zu verlassen“.

Coronakrise als Beschleuniger

Tatsächlich hat die Corona-Pandemie dem ohnehin boomenden E-Commerce nochmals einen enormen Schub gegeben. Viele Geschäfte, die zuvor nicht im Internet zu finden waren, wurden durch Ladenschließungen und Ausgangssperren sozusagen gezwungen online zu gehen. Auch für diese Zielgruppe soll „Shops“ höchstinteressant sein. Das Ziel der Facebook-Shops lautet nach eigenen Angaben, „das Einkaufen nahtlos zu gestalten und jedem, vom Kleinunternehmer bis zur globalen Marke, die Möglichkeit zu geben, Facebook-Anwendungen zu nutzen, um mit Kunden in Kontakt zu treten“.

Shop in 5 Minuten bauen

Sprich: Das Erstellen eines Facebook-Shops ist kostenlos und obendrein einfach, das Ganze solle nur wenige Minuten dauern. Einfach Produkte auswählen, Shop-Design samt Titelbild und Akzentfarben festlegen, Bezahloptionen festlegen – fertig. Gebühren sollen lediglich für die Bezahlfunktionen anfallen. Sogar Shoppen zu Live-Streams soll möglich sein, QVC lässt grüßen. Deutschland soll zu den ersten Ländern zählen, in denen das neue Feature startet. Shops für Instagram sollen dann alsbald folgen, konkret noch in diesem Sommer.

Shopping als Erlebnis

Vor allem für Influencer verspricht „Shops“ interessant zu sein. Egal, ob beim Frühstück, Autofahren, oder Zähneputzen: Dank der neuen Funktion können Influencer Produkte gleichzeitig bewerben und verkaufen. Online-Shopping wird so zum Entertainment. Auch der direkte Kontakt ist möglich. Bei einer Frage, besteht die Möglichkeit dem Verkäufer über WhatsApp, Messenger oder Instagram Direct direkt eine Nachricht zu schicken. Früher oder später soll es sogar möglich sein, direkt über Chats einzukaufen. Darüber hinaus kann Facebook fleißig weiter wertvolle Kundendaten sammeln. „Wir werden sehen, mit welchen Shops sie interagieren, an welchen Produkten sie interessiert sind, was sie kaufen und so weiter“, so Zuckerberg.

Fazit

Facebook ist zwar im E-Commerce kein Unbekannter, macht aber bislang den meisten Umsatz durch Werbung. Es gibt zwar den Facebook-Marketplace (ähnlich eBay Kleinanzeigen), dessen Erfolg hält sich aber in Grenzen. Aufgrund der enormen Nutzerbasis könnte „Shops“ für Facebook nun aber zum echten Gamechanger avancieren. Online-Shopping könnte durch die Verknüpfung mit Social Media endlich richtig Spaß machen, ein Faktor, den Amazon bislang sträflich vernachlässigt. Bislang gibt es aber nicht viel mehr als eine Pressemitteilung, ein Video und einige Bilder. Wie gut „Shops“ wirklich ist, wird erst die Praxis zeigen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.