Prämien für Azubis

Wenn der Fleischermeister dir ein Smartphone schenkt

von Hannes Lustermann

Durchschnittlich 876 Euro verdienten Auszubildende in tarifgebundenen Betrieben 2017 laut offiziellen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Auch die Erhöhung der Vergütung fiel mit 2,6 Prozent geringer aus als im Vorjahr (2016: 3,4 Prozent). Kein Wunder also, wenn Betriebe weiterhin über Fachkräftemangel klagen. Viele versuchen deshalb, junge Leute mit Sonderleistungen zu locken.

Nachwuchskräfte fehlen einfach überall. Die Zahl junger Menschen in Deutschland sinkt demografisch bedingt. Und von diesen entscheiden sich immer mehr für höhere Schulabschlüsse oder ein Studium und gegen eine Lehre. Während Schulabgänger, die direkt in den Beruf einsteigen, inzwischen immerhin mit dem Mindestlohn rechnen können, bleibt er ihnen in der Ausbildung verwehrt. Fast jede zehnte angebotene Stelle blieb deshalb auch im zurückliegenden Ausbildungsjahr unbesetzt – so zu lesen im aktuellsten Bericht des BIBB. In erster Linie versuchen Betriebe jedoch, die geringe Ausbildungsvergütung zu kompensieren.

So viel gibt es während der Ausbildung monatlich im Schnitt, ein Überblick:

  • Werdende Schornsteinfeger bekommen am wenigsten (518 Euro).
  • Am unteren Ende der Gehaltsleiter finden sich auch Bäcker (637 Euro), Maler und Lackierer (693 Euro) und Fleischer (736 Euro) wieder.
  • Im Mittelfeld tummeln sich etwa LKW-Fahrer (840 Euro) und Kauffrauen und -männer im Großhandel (906 Euro).
  • Deutlich besser bezahlt werden unter anderem Bankkauffrauen und -männer (1032 Euro).
  • Stuckateure stehen am Besten da (1104 Euro).

Mit Geldprämien versuchen Betriebe, Auszubildende zu locken. Teilweise sind die Prämien an gute Zwischennoten und Abschlussprüfungen geknüpft.

Die Bäckerei-Kette Meyer aus der Lüneburger Heide lässt zwar nicht gleich den Traum vom ersten eigenen Auto wahr werden, gibt aber ihren Nachwuchsbäckern 1000 Euro Mobilitätsprämie, wenn sie ihre Führerscheinprüfung bestehen – von wegen kleine Brötchen backen. Selbst kleinere Einrichtungen greifen tief in die Tasche: Der Berliner Korrosionsschutz- und Malerbetrieb Gerhard Schmitz etwa belohnt eine mit den Noten 1 bis 1,4 abgeschlossene Gesellenprüfung mit 750 Euro.

Andere setzen stattdessen auf handfeste Geschenke.

Bei der Fleischerei-Kette Wurst-Basar aus Hannover können engagierte Azubis Punkte für ein Bonusheft sammeln. Das ist nicht nur leistungsabhängig, keiner geht leer aus: 1800 von 2000 Punkten erreicht jeder, der nicht vorzeitig abbricht. Die Auswahl der Prämien ist zwar geringer als bei den Fleisch-Spezialitäten an der Theke, kann sich aber sehen lassen: Zur Belohnung für gute Leistung gibt es Smartphones, Reise-Gutscheine, ein Tablet, ein Fahrrad oder den Führerschein.

Nicht zu vergessen ist, dass eine Ausbildung auch Kosten mit sich bringt. Deshalb greifen viele Betriebe ihren Schützlingen unter die Arme.

Der Pflegedienst GDA etwa füttert die Lernenden mit Lesestoff: Bis zu 150 Euro Büchergeld bleiben ihnen erspart. Zudem spendiert die GDA die Monatskarten für den öffentlichen Nahverkehr. Dann kann hinterher keiner behaupten, er hätte keine Möglichkeit gehabt, zur Arbeit zu kommen.

Bei der Supermarktkette Rewe ist man der Ansicht, zu einer zeitgemäßen Ausbildung gehöre der Einsatz moderner Technik. Teile der Lehre werden deshalb in Online-Kursen auf einer hauseigenen Lernplattform angeboten. Azubis erhalten dafür ein Tablet. Die kleine Dreingabe kommt also nicht ganz uneigennützig, darf aber behalten werden.

Ein weiterer Anreiz für junge Menschen ist Sicherheit und Planbarkeit beim Berufseinstieg.

Die Technik-Konzerne Bosch und Schunk stellen erfolgreichen Absolventen laut Informationen der „Giessener Allgemeinen Zeitung“ eine Übernahmegarantie in Aussicht. Wer sehr gute Leistungen zeigt, kann bei Schunk zudem die Dauer der Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzen und kommt so früher zum höheren Einstiegsgehalt.

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Hannes Lustermann