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Als Student das richtige Stipendium finden

von Julia Brinker

Stipendien? Werden doch eh nur an die Besten vergeben und am Ende haben ohnehin die Überflieger*innen der Jahr- und Studiengänge die Finanzspritze auf dem Konto. Sind doch nur was für Hochbegabte. Denkste!

Tatsächlich ist das Thema Begabtenförderung nicht ausschließlich von Noten abhängig. Auch wer sich sozial engagiert oder als Frau in einer von Männern dominierten Branche mittels eines Studiums Fuß fassen möchte, hat wirklich gute Chancen auf eine Förderung.

Das Gute an einem Stipendium? Neben der rein finanziellen Unterstützung haben die Stipendiant*innen auch die Möglichkeit, an Workshops, Seminaren oder Mentoring-Programmen teilzunehmen.

Immer gleich bei der Förderung durch ein Begabtenförderungswerk ist die Studienkostenpauschale von 300 Euro. Die monatlichen Zuwendungen werden auf Basis des Einkommens der Eltern, des eigenen Einkommens und den Einnahmen eines Ehepartners (wenn vorhanden) berechnet. Die Rechnung lautet also immer: individuelle Zuwendung + 300 Euro Studienkostenpauschale = monatliche Höhe des Stipendiums.

Generell orientiert sich die Förderhöhe am Bafög und ist für alle Fördernetzwerke gleich. Einzig: Ein Stipendium muss natürlich nicht zurückgezahlt werden, im Gegensatz zum Bafög. Jackpot!

Wie wird man Stipendiant*in?

Viele qualifizierte Schulabgänger*innen und Student*innen schrecken vor einer Bewerbung bei einem Werk der Begabtenförderung zurück, aus Angst davor, abgelehnt zu werden. Die Folge? Der Topf ist voller als die Nachfrage. Das klingt doch wie Musik in unseren Ohren, oder?

Allein deshalb solltest du keine Angst davor haben, deine Bewerbung abzugeben. Was hast du schon zu verlieren? Vorausgesetzt natürlich, deine Noten bewegen sich im realistischen Rahmen oder du kannst mit weiteren Qualifikationen punkten. Nur, was ist der realistische Rahmen, um für ein Stipendium eines Förderwerkes infrage zu kommen? Welche Stiftungen und Förderprogramme gibt es in Deutschland überhaupt? Und, ganz wichtig, welche Förderung und Ideale einer Stiftung passen zu dir?

ZASTER hat sich die acht größten Stiftungen und Förderwerke genauer angesehen und fasst dir in diesem Artikel alles übersichtlich zusammen, was du wissen musst, um dich zu bewerben.

1
Studienstiftung des deutschen Volkes

Die Studienstiftung des deutschen Volkes steht keiner Partei nahe und verfolgt keine speziellen Weltanschauungen. Stipendiant*innen der Studienstiftung des deutschen Volkes erhalten monatlich 300 Euro sowie eine Förderung entsprechend den für das BAföG geltenden Bemessungsgrundlagen. Neben der Finanzspritze bietet die Studienstiftung des deutschen Volkes auch eine ideelle Förderung.

Wichtig sind: gute Noten, ein Studium an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule. Und: Es darf sich nicht um ein Zweit- oder Aufbaustudium handeln und du musst EU-Bürger*in sein.

Alle weitere Informationen findest du auf der Homepage der Studienstiftung des deutschen Volkes.

2
Konrad-Adenauer-Stiftung

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) steht inhaltlich der CDU nahe, was gerade beim Thema Bildung und Arbeit eine nicht unwesentliche Information ist. Ebenfalls hervozuheben ist die Tatsache, dass Bewerber*innen mit Migrationshintergrund und solche, die aus nicht akademischen Familien stammen, bevorzugt werden. Auch hier richtet sich die finanzielle Unterstützung nach dem Einkommen der Eltern bzw. orientiert sich am BAfÖG.

Neben guten Noten solltest du dich kirchlich und/oder politisch engagieren und eingeschriebener Studierender einer deutschen (Fach-) Hochschule oder Hochschule für Kunst oder Musik sein.

Auf der Homepage der Konrad-Adenauer-Stiftung findest du weitere Informationen.

3
Friedrich-Ebert-Stiftung

Die Friedrich-Eber-Stiftung (FES) ist, wie auch die Konrad-Adenauer-Stiftung, eine politisch motivierte Einrichtung. Sie steht den Werten der SPD nahe und fördert auch ausländische und geflüchtete Studierende und Doktorant*innen. Auf diese Weise sollen die Ideale der Friedrich-Ebert-Stiftung – Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität – realisiert werden. Bis zu 1.035 Euro Förderung kann man erhalten. Neben der 300-Euro-Pauschale und der individuell bemessenen Unterstützung kann auch ein Zuschuss in Höhe von 86 Euro für Kranken- und Pflegeversichung und sogar 155 Euro für Kinder bezogen werden.

Gemeinsam mit der KAS hat die FES, dass sie vor allem Geflüchteten und Kindern aus nicht-akademischen Familien eine Chance geben möchte, sich auf das eigene Studium zu konzentrieren und die Fähigkeiten gezielt zu fördern.

Auf dieser Unterseite der Homepage findest du sämtliche Informationen, die du für eine Bewerbung benötigst und du kannst dich sogar direkt bewerben!

4
Hans-Böckler-Stiftung

Stipendien für Studierende, Geflüchtete und das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg bietet die Hans-Böckler-Stiftung (HBS). Besonderes Augenmerk gilt dabei Studierenden, deren Familien sich das Studium des Kindes nicht leisten können. Das Besondere bei der HBS: Sie gehört zum Deutschen Gewerkschaftsbund, weshalb eine Mitgliedschaft oder Engagement in einer Gewerkschaft Voraussetzung für eine finanzielle Unterstützung ist. Gute Leistungen sind, wie bei allen Stipendien, natürlich ebenfalls wichtig.

Neben dem Erststudium unterstützt die HBS auch den Ausbildungsweg über ein Abendgymnasium, das Studium auf dem 3. Bildungsweg (ohne Abitur), nebenberufliche und duale Studien, Promotionen und Studierende über 35 Jahre zu den bekannten Konditionen.

Auf der Homepage der Hans-Böckler-Stiftung findest du alle Informationen sehr übersichtlich aufgeführt.

5
Evangelisches Studienwerk Villigst

Um Stipendiant*in beim Evangelischen Studienwerk Villigst zu werden, musst du erst einmal Mitglied in der evangelischen Kirche werden. Wenn du hier ein Stipendium erhalten möchtest, musst du also in jedem Fall soziales und kirchliches Engagement in deinen Alltag integrieren und leben. Dann kannst du dich selbst bewerben oder aber du wirst vorgeschlagen. Die Höhe der Förderung entspricht auch hier der des BAföG. Man kann sich ab dem Abitur bis zum dritten Fachsemester bewerben.

Alle weiteren Informationen findest du auf der Homepage des Evangelischen Studienwerks Villigst.

6
Cusanuswerk

Auch das Cusanuswerk unterstützt seine Stipendiant*innen auf Basis der aktuellen BAföG-Sätze plus der Studienkostenpauschale von 300 Euro. Promovierende werden sogar mit bis zu 1.350 Euro im Monat gefördert. Allerdings musst du Mitglieder der katholischen Kirche sein. Die Besonderheit hier: Du musst deutscher Staatsbürger, EU-Bürger oder Bildungsinländer sein und die verbleibende Regelstudienzeit muss noch fünf Semester betragen.

Auf der Internetseite des Cusanuswerks sind alle Informationen und Bedingungen sehr übersichtlich aufgeführt.

7
Heinrich-Böll-Stiftung

Die zu den Grünen gehörende Heinrich-Böll-Stiftung vertritt die Werte Ökologie und Nachhaltigkeit, Demokratie und Menschenrechte, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit. Bewerben bzw. vorgeschlagen werden können deutsche Studierende und Bildungsinländer. Ausländische Studierende können sich für ihren Masterstudiengang in Deutschland für ein Stipendium bewerben. Besonders gefördert werden Ausländer, Frauen, Studierende aus einem Nicht-Akademikerhaushalt. Die finanziellen Mittel entsprechen den gängigen Förderhöhen.

Es gilt zu beachten, dass Interessierte sich ausschließlich online bewerben können. Hier findest du alle Informationen auf der Seite der Heinrich-Böll-Stiftung.

8
Rosa-Luxemburg-Stiftung

Inländische und ausländische Studierende aller Fächer können sich für ein Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) bewerben. Voraussetzung sind gute Leistungen und, sehr wichtig, ein ausgeprägtes Engagement im Sinne der RLS. Auch Studieninteressierte ohne akademischen Bildungshintergrund bekommen die Chance auf finanzielle Unterstützung, ebenso Geflüchtete. Auch hier wird das BAföG als Grundlage herangezogen. Die jeweilige Finanzierung ist dann Bemessungssache.

Hier findest du auf der Seite der Rosa-Luxemburg-Stiftung alle Informationen und weitere Details zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten.

ein Artikel von
Julia Brinker
Julia Brinker studierte in in Bonn und Bochum Germanistik und Romanistik und lebt nun in Berlin das Leben, das sie immer leben wollte. Warum? Weil sie in der Kultur- und Lifestyle-Metropole endlich Geld für all die Dinge ausgeben kann, die ihr am meisten Spaß machen.