Für alle, die das Wort Corona nicht mehr hören können, gibt es eine Lösung: Eine Reise nach Turkmenistan. Der dortige Diktator hat kurzerhand entschieden, dass es das Coronavirus gar nicht gibt. Allein die Erwähnung des bloßen Namens ist schon unter Strafe gestellt. Es heißt sogar, dass das Tragen von Gesichtsmasken mit Gefängnis geahndet wird. Auch eine Art, mit dem Problem umzugehen.
Ach ich vergaß, dass bei uns Reisen ja gar nicht mehr erlaubt sind. Aufgrund von diversen Äußerungen unserer Politiker konnte man sogar den Eindruck gewinnen, dass es empfehlenswert sei, die eigene Planung für einen Urlaub im Süden Europas sehr zurückhaltend und nur im Kreis von engsten Vertrauten zu besprechen.
Der bayerische Ministerpräsident jedenfalls weist wiederholt darauf hin, dass er Urlaub im europäischen Ausland für „eher unwahrscheinlich“ hält. Ihm scheint eine Sonderkonjunktur durch heimischen Zwangsurlaub, bevorzugt in Bayern, vorzuschweben.
Warum überfüllte Gasthöfe in Bayern Corona-kompatibler als die Strände der französischen Atlantikküste sein sollen, erschließt sich mir nicht so schnell. Allerdings bin ich ja auch nur ein einfacher Bürger, der wohl einer straffen Führung bedarf.
Und selbst Frau von der Leyen warnt vor Sommerurlaubs-Buchungen. Bemerkenswert, da sie ja eigentlich rein berufsbedingt Europa nicht als Ausland, sondern als unsere gemeinsame Heimat ohne Grenzzäune sehen müsste. Wenn aus berechtigten medizinischen Gründen Urlaubsreisen in diesem Sommer zu gefährlich sind, dann sollte ein Grenzzaun nicht als Unterscheidung zwischen erlaubt und verboten herhalten.
War es das also mit richtigem Baguette, echtem Espresso oder einem frischen Fisch mit Wein in einer lauwarmen Sommernacht am Mittelmeerstrand? Nennt mich einen unverbesserlichen Hedonisten, aber die Frage quält mich seit Wochen.
Und zwar nicht nur wegen des Urlaubs. Nein, der Tourismus ist eine der bedeutendsten Branchen in Europa. Ein kompletter Ausfall der Sommerferien hätte ganz handfeste und schlimme wirtschaftliche Konsequenzen. Deshalb hier meine erste und sehr grobe Einschätzung: Es stellt sich zunächst einmal eine simple Frage. Wird man uns überhaupt noch außerhalb Deutschlands haben wollen? Nun, der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in großen Teilen Europas. Sein Anteil an der jährlichen Wirtschaftsleistung reicht von rund 15% in Italien, Spanien und Österreich bis zu fast 30% in Griechenland. Millionen von Arbeitsplätzen und Existenzen hängen im Süden Europas daran. Damit hat gerade der Sommer-Tourismus für viele Länder eine Bedeutung wie hierzulande die Autoindustrie.