Blick in die Zukunft

So könnte die Welt nach Corona aussehen

von Nils Matthiesen

Alle sind verunsichert: Wie geht es weiter? Zukunftsforscher machen sich schon heute Gedanken, wie unser Leben nach der Coronakrise weitergeht.

Die Coronakrise ist allgegenwärtig. Und auch wenn die meisten von uns nicht unmittelbar betroffen sind, ist die große Verunsicherung allgegenwertig. Wie geht es weiter? Unabhängig von den Entwicklungen in den nächsten Wochen, scheint schon heute klar zu sein: Die Coronakrise wird unser Leben nachhaltig prägen fest. Die Frage ist nur wie. Zukunftsforscher versuchen diese Frage zu beantworten. Matthias Horx und sein Zukunftsinstitut haben vier mögliche Szenarien skizziert.

Szenario 1: Jeder gegen jeden

Der Shutdown wird zum Normalzustand. Es gehört zum Alltag, beim Betreten von öffentlichen Verkehrsmitteln den Chip im Handgelenk zu scannen oder vor dem ersten Date gegenseitig die Gesundheitsdaten auszutauschen. Für Reisen ins Ausland benötigen wir eine Genehmigung, für Fernreisen ist sogar langwieriges Visumverfahren nötig. Handelsabkommen einzelner Staaten untereinander gewährleisten die Grundversorgung, mehr aber auch nicht. Wir leben gerne in der totalen Isolation, fühlen uns dadurch sicherer.

Szenario 2: Alles bricht zusammen

Das Coronavirus stürzt unsere Welt in eine Krise, aus der sich nicht mehr herausfindet. Die Fokussierung auf nationale Interessen erschüttert das Vertrauen in die globale Zusammenarbeit massiv. Jede Nation ist sich selbst die Nächste. Die Sorge vor einer erneuten Pandemie macht jede noch so kleine lokale Verbreitung eines Virus zum Auslöser drastischer Maßnahmen, von Grenzschließungen bis zum Kampf um Klopapier und medizinische Geräte. An die internationale Zusammenarbeit glaubt kaum noch jemand. In diesem Zustand wankt die Welt nervös in die Zukunft.

Szenario 3: Die Wiederentdeckung der Familie

Nach überstandener Coronakrise entwickeln sich wieder mehr lokale Strukturen, anstatt wie zuvor globale. Dadurch entstehen viele neu kleine Gemeinschaften und verfestigen sich – immer in vorsichtiger Abgrenzung zu „den Anderen“. Auch Familie, Haus und Hof spielen wieder eine große Rolle. Zudem stehen regionale Produkte auf einmal wieder hoch im Kurs. Die Kartoffel vom örtlichen Bauern ist die neue Avocado, Poke Bowls im Szene-Lokal interessieren niemanden mehr. Nachhaltigkeit und Wir-Kultur avancieren zu wichtige Kernthemen, die jedoch nur lokal gedacht werden, nicht global.

Szenario 4: Anpassung

Die Welt lernt und geht gestärkt aus der Krise hervor. Wir passen uns besser den Gegebenheiten an und sind flexibler im Umgang mit Veränderung. Die Weltwirtschaft wächst zwar weiter, aber deutlich langsamer, mancherorts zeigt sich Stagnation. Unternehmen in solchen Umfeldern benötigen neue Geschäftsmodelle, die sie unabhängiger von Wachstum machen. Gleichzeitig stellt sich dadurch die Sinnfrage nach dem Zweck des Wirtschaftens: Muss es immer mehr Gewinn sein? Oder sind vielleicht soziale und ökologische Fortschritte sinnvoller? Klar ist dabei: Das gemeinsame Überstehen der Krise verhilft zu einem neuen, achtsamen Umgang miteinander.

Fazit

Wie auch immer Gesellschaft und Wirtschaft nach der Krise aussehen: Wir werden uns verändern. Wir werden einfache Sachen wieder mehr wertschätzen: Wie ein geselliges Treffen mit Freunden, im Fußballstadion den Lieblingsverein anzufeuern, oder ein Bierchen in der Kneipe zu kippen. Und vielleicht werden wir alle auch ein wenig entspannter und konzentrieren uns wieder auf die wirklich wichtigen Dinge.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.