Wirtschaft vor dem Umbruch

So funktioniert die Blockchain

von Nils Matthiesen

Immer öfter taucht rund um Finanz- und Wirtschaftsthemen der Begriff „Blockchain“ auf. Doch was steckt eigentlich dahinter? Zaster klärt auf!

Das globale Wirtschaftssystem ist unglaublich komplex: Millionen Schiffe, Flugzeuge und LKW verteilen Waren auf der ganzen Welt und die Güter wechseln dabei ihren Besitzer. Das Verblüffendste daran? Der Großteil dieses komplexen Systems basiert immer noch auf altmodischer Buchführung, oft sogar auf Papierbasis. Die Blockchain soll das ändern. Es gibt nur ein großes Problem.

Blockchain: Digital statt analog

Warum das Blockchain-Prinzip für die Wirtschaft so interessant ist, verdeutlicht der Vergleich mit dem Status Quo. Bislang wurden Daten in erster Linie in Datenbanken festgehalten und an zentraler Stelle gespeichert, zum Beispiel auf einem Server. Ganz anders bei der Blockchain: Hier verwalten und speichern die Daten Rechnerknoten, die sich an verschiedenen Orten befinden. Jeder dieser Knoten verfügt über eine vollständige Kopie des gesamten Datenbestands. Fällt ein Knoten aus, ist das kein Drama, da die Daten schließlich auf einem anderen Rechnerknoten weiterhin verfügbar sind.

Ein weiterer großer Vorteil: Daten in einem Block lassen sich nicht mehr unbemerkt verändern oder löschen, allein das Hinzufügen neuer Daten ist möglich. Um zu verhindern, dass die in der Blockchain gespeicherten Daten manipuliert werden, sind die Verbindungen zwischen den Blöcken verschlüsselt.

Kurzum: Die Blockchain bietet für die Wirtschaft einige höchstinteressante Vorteile.

  • Große Datenmengen sind bestens geschützt
  • Daten lassen sich einfach sammeln und analysieren
  • Schwachstellen, etwa in Lieferketten, Zahlungsverkehr und anderen Geschäftsprozessen, sind schnell aufgespürt

Keine Vermittler mehr nötig

Der wichtigste Punkt: Die Rolle des Vermittlers macht die Blockchain-Technologie überflüssig, denn in der Blockchain gespeicherte Transaktionen oder Informationen sind immer richtig und benötigen aus diesem Grund niemanden, der sie verwaltet oder beglaubigt. Dadurch fallen etwa Banken, Ämter aber auch Plattformen weg, da die entsprechenden Dienstleistungen schon durch die Blockchain erbracht wird. Beispiel Überweisung: Heute brauchst du dafür eine Bank oder einen Dienstleister wie PayPal. Kryptowährungen wie Bitcoin lassen sich dagegen direkt von Benutzer zu Benutzer transferieren. Dennoch ist die Transaktion gültig und sicher.

Aus diesen Gründen sind bereits viele Branchen dabei, die Blockchain für sich zu gewinnen. Sie macht es einfacher, Lieferketten zu verstehen, da sie das komplexe Geflecht aus Transaktionen in einen nachprüfbaren Datensatz packt, auf den jedes Mitglied der Lieferkette zugreifen kann. Zum Beispiel erfasst jemand, der in einem Lagerhaus Paletten mit Lebensmitteln scannt, wann welches Gemüse angekommen ist, während ein Zollbeamter in einem großen Hafen wissen muss, woher die Waren kommen, wohin sie gehen und ob sie alle Vorschriften erfüllen, bevor er sie durchwinkt.

Komplexe Technik muss einfach werden

Es gibt allerdings noch ein Schönheitsproblem. Viele können mit dem Begriff „Blockchain“ nichts anfangen, schließlich handelt es sich um eine „unsichtbare“ Technik, konkret um einen schnöden Programmcode. Eine große Herausforderung besteht darin, die technische Komplexität der Blockchain durch Benutzerfreundlichkeit abzumildern. Anders ausgedrückt: Die Blockchain braucht ein Gesicht, beispielsweise in Form benutzerfreundlicher Schnittstellen. Einige Unternehmen arbeiten bereits an entsprechenden Lösungen. Beispiel IBM: Das Unternehmen hat unlängst eine besonders einfache zu bedienende Blockchain-Plattform auf den Markt gebracht. Mit dessen Hilfe soll jeder, egal ob Zollbeamter, Lkw-Fahrer oder Bankangestellter, Informationen auslesen und einbringen können. Krystal Webber, der globale Designführer von IBM meint, dass den Benutzern, die dem System zugrunde liegende Technologie nicht interessieren muss. „Nutzer sind es gewohnt, dass Internet-Transaktionen abstrahiert werden. Wenn man etwas kauft, sieht man weder die Lagerhaltung noch den Versand oder die Logistik hinter den Kulissen“, so Webber. „Die Schnittstelle muss lediglich relevante Daten mit seinen Nutzern teilen, die Blockchain selbst ist irrelevant.“

Fazit

Die Blockchain verspricht für die Wirtschaft mehr Transparenz, Schnelligkeit und Sicherheit. Noch hat die Technik aber Luft nach oben. Insbesondere Themen wie Benutzbarkeit, Energieverbrauch und Speicherkapazitäten gilt es zu verbessern.


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ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.