Billige Spiele-Codes

Sind Gamecodes echte Schnäppchen oder einfach nur illegal?

von Nils Matthiesen

Wenn du beim Kauf von Computerspielen viel Geld sparen möchtest, bekommst du im Internet für einen Bruchteil des offiziellen Preises entsprechende Gamecodes oder Schlüssel. Doch geht da alles mit rechten Dingen zu und vor allem: Ist das legal?

Zocken ist ein teures Hobby. Nicht selten werden für eine neue Vollversion 40, 50 oder gar 60 Euro fällig. Doch wenn du im Internet nach den Preisen aktueller Games fahndest, landest du früher oder später nahezu automatisch auf den Seiten sogenannter Code-Reseller, die oft viel billiger sind. Viele Gamer kaufen diese Codes im Netz und laden sich im Anschluss den passenden Schlüssel für die Freischaltung ihres Spiels runter. Das ist viel praktischer – sowohl für den Hersteller als auch für die Gamer. Allerdings lockt das Schlüssel-Vertriebsmodell auch viele schwarze Schafe an und immer wieder sorgen gefälschte Produktschlüssel für Schlagzeilen. In einigen Fällen löschten die Hersteller sogar die Spiele einfach von der Festplatte.

Legal oder illegal? Für Käufer kaum zu erkennen

Die Gamer fühlten sich betrogen. Sie kauften die Codes, anscheinend vollkommen rechtmäßig, in einem der vielen sogenannten Internet-Keyshops. Zwar sind hier Spiele in der Regel günstiger als im Laden oder in den offiziellen Vertriebsplattformen, viele Angebote machen aber einen seriösen Eindruck. Und dieser Eindruck stimmt, denn Shops wie GamesrocketGreenManGamingGamersgate sowie Platzhirsch Amazon beziehen die Codes direkt von den Spieleherstellern. Doch anders als bei den autorisierten Keysellern stammen die Codes von Resellern zum Teil aus anderen Quellen. Etwa aus Ländern, in denen die Kaufkraft genau wie die Spielepreise sehr niedrig sind. In Osteuropa oder Russland werden die Produktschlüssel von den DVD-Verpackungen abfotografiert und an den Schlüsselverkäufer geliefert. Dieser verkauft sie dann im Internet zum Niedrigpreis.

Eine andere Masche besteht darin, Software-Pakete mit mehreren Spielen, die Käufer nur zum Teil nutzen, oder ungenutzte Spiele-Codes aus Bundle-Aktionen (etwa Grafikkarten oder Konsolen) weiterzuverhökern. Rechtlich ist es umstritten, ob diese Praxis zulässig ist. Oft handelt es sich aber eindeutig um illegale Schlüssel, die etwa mithilfe gefälschter Kreditkartendaten erst gekauft und dann weiterverkauft wurden.

Für die Kunden wird es immer schwieriger, legale von illegalen Angeboten zu unterscheiden. Handfeste Indizien für illegale Schlüssel sind Mangelware. Für echte Gamer bleibt nur darauf zu achten, dass der Verkäufer umfassende Infos zur Herkunft der Schlüssel und zur Gewährleistung oder Garantie gibt. Sich in einschlägigen Foren über die Erfahrungen mit Shops zu informieren, kann ebenfalls nicht schaden. Selbst Martin Lorber von EA rät, sich in erster Linie auf sein Bauchgefühl zu verlassen: „Wenn ein Angebot zu gut aussieht, um wahr zu sein, ist es das in der Regel auch.“

Das böse Erwachen

Gut möglich, dass ein Schlüssel zunächst einwandfrei funktioniert und erst nach geraumer Zeit Ärger macht. Etwa, wenn der Hersteller den Schlüssel erneut prüft und feststellt, dass dieser gegen die Nutzungsbedingungen verstößt. Steam mag zum Beispiel keine Schlüssel aus Russland. Andere Hersteller sperren Codes oder ganze Konten, wenn Schlüssel nachweisbar von bestimmten Keysellern oder nachweislich aus einer illegalen Quelle stammen. Der Kaufpreis ist in solchen Fällen futsch. Zwar haben Kunden einen Anspruch auf funktionierende Schlüssel, der hilft aber nicht, wenn sich diese nicht durchsetzen lassen. Denn viele Schlüssel-Verkäufer sitzen im Ausland und pochen zudem darauf, dass sie die Schlüssel nicht selber verkaufen, sondern nur zwischen Käufer und Verkäufer vermitteln. Immerhin müssen Kunden nicht befürchten, etwa wegen Urheberrechtsverletzungen Post vom Anwalt zu bekommen. Ins Visier der Behörden geraten – wenn überhaupt – die Verkäufer.

Fazit

Das Geschäftsmodell des Schlüsselverkaufs über das Internet, das den Umstand ausnutzt, dass die Preise von Computerspielen weltweit stark variieren, mag die Spielfirmen zwar stören, ist aber nicht per se verboten. Käufer sollten aber darauf achten, dass die Schlüssel nicht aus Ländern stammen, die hierzulande nicht funktionieren. Allerdings haben findige Zocker längst Methoden parat, mit denen sich diese Sperren schnell überwinden lassen, etwa durch die Einrichtung einer VPN-Verbindung.

Der ZASTER-Pro-Tipp: Setze bei Online-Bestellungen stets auf sichere Zahlungsmethoden wie PayPal. Bezahle auf keinen Fall vorab, etwa per Überweisung. Bewahre E-Mails, Empfangsbestätigungen und Rechnungen der Einkäufe für den Fall der Fälle auf, falls es mit dem Produktschlüssel Probleme gibt.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.